Diplomatische Beziehungen (German Edition)
passieren. Sie durfte das mit Jack nicht herausfinden. Er würde sie belügen müssen.
„Bitte sag mir, dass es nicht … Oh Lucas, bitte sag mir, dass du nicht … du und er … du hast ihn dazu verleitet? Er ist ein verheirateter Mann, Lucas, und du hast ihn verführt, nicht wahr?“ Ihre Wut verwandelte sich in etwas anderes. Etwas, das er nicht genau deuten konnte. War es Mitleid? Abscheu?
„Nein“, antwortete er. „Natürlich nicht. Sei nicht dämlich, Lucy.“
„Ich dachte, es wäre vorbei, Lucas. Ich dachte, du würdest dich nicht mehr in Männer verlieben. Aber du … ich habe dich mit Jack gesehen und auch, wie du ihn angeschaut hast. Ich konnte es nicht glauben … wollte es nicht glauben, weil du mit mir zusammen warst und du die Jungs … die Männer hinter dir gelassen hattest. Du hast mir gesagt, du hättest all das hinter dir gelassen!“
„Luce, bitte, du musst mir glauben. Jack hat nichts damit zu tun.“ Seine Stimme war leise und angespannt, so sehr strengte er sich an ruhig zu bleiben.
„War ja klar, dass du ihn in Schutz nimmst! Deinen geliebten amerikanischen Botschafter. Ich frage mich, was seine perfekte Frau davon halten würde. Ich frage mich, was passiert, wenn ich Maria sage, was ihr Mann das Wochenende über gemacht hat.“
Lucas fasste sich wieder. Wenn sie dachte, sie könnte ihn erpressen, kannte sie ihn schlecht. „Ich kann das echt nicht mehr glauben, Lucy. Aber ich muss dir zu deiner Fantasie gratulieren. Du findest Kondome und denkst sofort, ich schlafe mit Jack. Weißt du eigentlich, wie lächerlich das klingt? Da könntest du genauso gut vermuten, dass ich mit seiner perfekten Frau schlafe. Das ist ähnlich absurd, Lucy!“
Lucas musterte sie und hoffte Zweifel in ihrem Gesicht zu sehen. Er atmete auf, als er sah, wie sie sich beruhigte.
„Ich habe nach Kleingeld für den Pizzaboten gesucht“, sagte sie. „Er konnte keinen Fünfzigeuroschein wechseln … und da waren sie, Lucas, gleich neben deinem Portemonnaie. Warum sollten sie in deiner Tasche sein? Warum solltest du Kondome kaufen, wenn du sie nicht benutzen willst?“
Er legte ihr eine Hand auf den Arm, doch sie entzog sich ihm.
„Es war spät und ich war müde. Ich habe dich vermisst und ja, ich gebe es zu, ich bin losgezogen, um mich nach jemandem umzusehen. Aber es ist nichts passiert, Lucy. Ich habe einen Rückzieher gemacht.“ Er hasste es, zu lügen, aber andererseits log er schon seit langem. Nicht ganz so offensichtlich wie jetzt, aber trotzdem …
„Aber du wolltest wieder einen Mann.“ Sie seufzte und schloss kurz die Augen. „Warum, Lucas? Warum war ich nicht mehr gut genug für dich? Warum jetzt?“
Sie streifte ihn, als sie die Küche verließ. Er hörte sie Schubladen und Schranktüren in ihrem Schlafzimmer öffnen und folgte ihr.
„Lucy? Was machst du da?“
Sie verschloss die Reisetasche, die sie vollgestopft hatte, doch als sie versuchte sich an ihm vorbeizuschieben, versperrte er ihr den Weg. „Glaub ja nicht, dass ich jemals wieder mit dir in einem Bett schlafe. Jetzt geh bitte zur Seite.“
„Luce …“
„Du bist … du bist ekelhaft und mein Vater hatte die ganze Zeitrecht. Halt dich bloß von mir fern, du widerst mich an!“
Lucas machte einen Schritt zurück, damit sie vorbeigehen konnte.
„Ich hole den Rest, wenn du morgen bei der Arbeit bist.“
„Wo gehst du hin, Lucy?“, fragte Lucas überraschend ruhig.
Lucy sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Als würde dich das kümmern.“
Er hörte die Haustür zuknallen und ließ sich auf das Bett fallen. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar und ließ jedes Wort, das sie gesagt hatte, Revue passieren. Er wusste, dass sie nicht zurückkommen würde. Unter ihrem schüchternen Äußeren verbarg sich eine entschlossene Frau, was sie schon allein damit bewiesen hatte, dass sie zu Beginn ihrer Beziehung mit ihm hierhergekommen war.
So viel Schlimmes konnte jetzt passieren, doch er fürchtete sich nur vor einer einzigen Sache: dass Lucy ihre neue Freundin Maria anrufen würde.
Er musste Jack Bescheid sagen, damit dieser zumindest gewarnt war.
Kapitel 13
„S IE weiß Bescheid, Jack.“
Scheiße .
Jack hörte Lucas am anderen Ende der Leitung seufzen.
„Geht es dir gut?“ Jack wusste nicht, wie er reagieren sollte. „Ist sie noch da?“
„Sie ist gerade gegangen, mit Türenknallen und allem Drum und Dran. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wie sauer sie war.“
„Wie …?“, tastete Jack
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