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Diplomatische Beziehungen (German Edition)

Diplomatische Beziehungen (German Edition)

Titel: Diplomatische Beziehungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zahra Owens
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unter Bergen von Papierkram begraben, ihn Gutachten zu möglichen Kursen in der Außenpolitik schreiben lassen, ihn seine weitreichende Erfahrung im Ausland in einem Bürojob ohne Zukunft anwenden lassen, damit sie ihn im Auge behalten können. So wird es für ihn enden. Und warum? Wegen einer Affäre mit einem rangniedrigen britischen Diplomaten. Er wird dich dafür hassen, denn du wirst alles ruiniert haben, was er sich für seine Karriere erträumt hat. Alles, was er je wollte, wird plötzlich unerreichbar sein. So eine Chance bekommt man nur ein einziges Mal, Lucas. Ich bin gespannt, wie weit eure ‚Liebe‘ euch dann bringen wird.“ Ihre Augen waren weit aufgerissen und dunkel und blickten ihn eindringlich an. Dann schien sie sich wieder zu beruhigen. „Das hat er jetzt verstanden.“
    Lucas zog sich die Brust zusammen. Sie hatte recht. Der amerikanische Präsident und seine Partei hatten vor, ein Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe in der Verfassung festzuschreiben. Sie würden einem schwulen Mann niemals erlauben ein Amt zu bekleiden, das in diesem Maße den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt war. Ein Botschafter war das Aushängeschild eines Landes und musste alle Vorzüge seiner Nation demonstrieren. Maria hatte recht. Lucas‘ Liebe würde Jack alles kosten, wofür er gearbeitet hatte.
    „Erlaube mir wenigstens, mich von ihm zu verabschieden“, bat Lucas, während er mit den Tränen kämpfte.
    Maria sah ihm in die Augen und atmete tief ein. „Na schön. Dann komm.“
    Lucas war erstaunt darüber, dass sie ihn zu seinem Geliebten lassen würde, und riss sich zusammen, als er ihr den Flur entlangfolgte. Er musste für Jack stark sein.
    Sie nickte in Richtung Tür und ließ Lucas allein hineingehen.
    Jack lag im Bett und trug ein weißes Krankenhausnachthemd, auf dem das Logo des Krankenhauses abgebildet war. Als er Lucas hereinkommen sah, lächelte er. „Hallo, du. Was für ein willkommener Anblick.“
    Lucas spürte, wie ihm wieder Tränen in die Augen stiegen, doch er atmete tief durch. Er wollte auf keinen Fall weinen wie ein kleines Mädchen. „Hi.“
    Er nahm Jacks ausgestreckte Hand und drückte sie.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Jack sanft.
    Lucas fühlte eine einzelne Träne über seine Wange rollen und wischte sie fort. „Warum fragst du das mich? Du bist derjenige, der im Krankenhausbett liegt.“
    Jack versuchte zu lachen, doch es schien ihm zu starke Schmerzen zu bereiten. „Bin nur ein bisschen mitgenommen, mehr nicht.“
    „Ja, das hat Maria auch gesagt“, antwortete Lucas.
    „Du hast Maria getroffen?“
    Lucas nickte. „Also, wie mitgenommen bist du genau?“
    Jack lächelte. „Zwei gebrochene Rippen und ein paar gequetschte, ein gebrochenes Schlüsselbein und ein Bluterguss am Kiefer. Ach ja, und eine Gehirnerschütterung von einem Schlag auf den Kopf. Aber die Schmerzmittel machen es erträglich. Mark hat es leider schlimmer erwischt. Er hat eine Kugel für mich eingesteckt. Sie haben gesagt, dass er lebt, aber sie operieren noch.“
    Lucas ließ sich neben dem Bett nieder und hob Jacks Hand an seinen Mund, um sie zu küssen. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht.“ Er atmete ein paar Mal tief durch, damit er nicht von seinen Gefühlen überwältigt wurde.
    Jack tröstete ihn. „Keine Sorge, Luke. Es wird alles wieder gut.“ Er öffnete seine Hand, um Lucas‘ Wange zu berühren und so saßen sie dann eine Weile da und genossen einfach das Gefühl ihrer miteinander verflochtenen Hände, bis Lucas schließlich bemerkte, dass Jack eingeschlafen war.
    Er küsste ein letztes Mal die Hand seines Geliebten und legte sie dann vorsichtig auf die Bettdecke. „Vergiss nie, dass ich dich liebe, Jack“, flüsterte er seinem schlafenden Liebsten zu. Dann verließ er das Zimmer.

S TILLSTAND

    G ESELLSCHAFTLICHE Verpflichtungen: das notwendige Übel eines öffentlichen Amtes.
    Die Weihnachtsfeier in der Botschaft fühlte sich für Jack jedes Mal so falsch an. Es war einer dieser Feiertage, den man mit seiner Familie verbringen sollte, doch von ihm wurde erwartet, dass er an dem von Maria organisierten Empfang teilnahm, der für all die Amerikaner bestimmt war, die nicht mit ihren Angehörigen feiern konnten. Wie ironisch, dachte Jack, dass er im Laufe der letzten Monate fast alle Menschen verloren hatte, die er liebte. Erst hatte Lucas ihn verlassen. Zum letzten Mal hatte Jack ihn im Krankenhaus gesehen. Kein Abschied, nichts. Sean hatte ihm erzählt, dass Lucas

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