Diplomatische Beziehungen (German Edition)
Bildungsurlaub beantragt hatte, um seinen Master an der Stanford University abzuschließen. Dann folgte ein Anruf von einem von Jacks Brüdern, der ihm mitteilte, dass ihre Eltern bei einem Autounfall in Namibia ums Leben gekommen waren. Ihre Leichname wurden nach New York gebracht und dort beerdigt und Jack regelte ihre Angelegenheiten und sorgte dafür, dass ihr Vermögen gerecht zwischen ihm und seinen Brüdern aufgeteilt wurde. Er hatte kurz darüber nachgedacht, bis nach Kalifornien weiterzufliegen, um sich mit Lucas in Verbindung zu setzen, doch er hatte das Gefühl, es würde alles nur noch schlimmer machen.
Maria war natürlich noch da, wie immer die hingebungsvolle Ehefrau. Als wäre nichts geschehen.
Er liebte es nach wie vor, wie engagiert sie war, wie sie ihre eigenen Gefühle als absolut zweitrangig betrachtete, wenn es darum ging zu tun, was getan werden musste. Doch sie selbst liebte er nicht mehr, zumindest nicht mehr wie eine Ehefrau. Er hatte sein Lager im Gästezimmer aufgeschlagen, da er nicht länger das Bett mit ihr teilen wollte, und sie hatte nicht protestiert. Die Nächte waren lang und einsam. Er vermisste Lucas und wachte häufig mitten in der Nacht auf, nachdem er von seinem jungen Geliebten geträumt hatte. Ehemaligen Geliebten. Das konnte er jetzt nicht mehr ändern. Nicht jetzt, wo er sich für die Fortführung seiner Karriere als Diplomat entschieden hatte.
In wenigen Augenblicken würden sie hinausgehen und ihre Gäste begrüßen, und ihm würde man zweifellos wie immer Komplimente für seine entzückende Frau machen. Die Farce ging weiter.
„Also, bist du so weit?“
In ihrem schulterfreien nachtblauen Kleid und mit ihren sorgfältig in Form gebrachten und hochgesteckten Haaren sah Maria einfach bezaubernd aus. Ihr Make-up war makellos und sie lächelte ihm liebevoll zu, während sie seinen Kragen zurechtrückte und ein paar nicht vorhandene Staubkörnchen von seinen Schultern wischte.
„Du bist wunderschön, Maria.“
„Danke, du auch“, nahm sie das Kompliment höflich entgegen, ergriff seine Hand und führte ihn in den Empfangssaal.
Dort waren ziemlich viele Menschen. Stacey hatte ihre Gäste bereits auf vorbildliche Art und Weise willkommen geheißen und schon bald würden er und Maria ihre Runden machen, um presbyterianische Pfarrer und Geschäftsleute zu begrüßen. Es würde Eierpunsch und Truthahnsandwiches geben und eine Rede über die weltweite Bedeutung von Weihnachten.
Hin und wieder überraschte Jack sich dabei, wie sein Blick zum Eingang wanderte, in der Hoffnung, einen schönen jungen Mann mit dunklen Locken hereinkommen zu sehen.
Doch er wusste, dass es nicht passieren würde.
Wiederauf-nahme der Verhandlungen
Kapitel 19
„L UCAS , du musst mir einen großen Gefallen tun.“
Liz beugte sich auf ihre übliche Flirten-ohne-ernsthafte-Absichten-Art über seinen Schreibtisch.
„Ich muss mir heute Nachmittag unbedingt freinehmen, aber weil ich die ranghöchste Beamtin bin, haben sie mir diese grauenhafte Aufgabe zugeteilt.“
Da Lucas wusste, dass sie zum Dramatisieren neigte, nahm er das „grauenhaft“ nicht allzu ernst. „Und jetzt willst du, dass ich es übernehme, damit du heute Nachmittag Zeit hast, um es mit diesem italienischen Delegierten zu treiben, richtig?“
„Lucas!“, widersprach sie gespielt gekränkt. „Wir treiben es nicht nur. Seine Frau ist ständig in Italien und er hat gesagt, er wird sich von ihr scheiden lassen.“
„Ja, das sagen sie alle, Liz, nur um dich ins Bett zu kriegen. Aber sie verlassen ihre Frauen nicht. Glaub mir, ich kenn mich da aus.“ Er schüttelte den Kopf, aber gab dann nach. „Na gut! Also worum geht es bei dieser Aufgabe? Treibt ihr es ruhig wie die Karnickel, du und Mister Italy. Ich werde hierbleiben und für mein Geld arbeiten.“
„Ich weiß nur, dass ein ehemaliger US-Botschafter hier im UN-Gebäude ein Vorstellungsgespräch hat. Er soll hier auf keinen Fall alleine herumlaufen. Nach dem Gespräch wird man dir sagen, ob du ihm dabei helfen musst, die von den Sicherheitsbestimmungen vorgeschriebenen Formulare auszufüllen. Also begleitest du ihn entweder nach draußen, oder du hilfst ihm dabei, einen Sicherheitsausweis zu bekommen.
Liz befand sich im Turbomodus und wollte offensichtlich so bald wie möglich gehen, also fasste Lucas sich ebenfalls kurz. „Infomappe?“
Liz holte einen dunkelblauen Ordner hinter ihrem Rücken hervor. „Du wirst deinen durchschnittlichen, sehr spießigen
Weitere Kostenlose Bücher