Diplomatische Beziehungen (German Edition)
es keinen Grund auszuplaudern, was ich ihm erzählt hatte, und so hat es niemals jemand erfahren, der nicht mit im Raum war. Sie dachten, ich hätte einen Nervenzusammenbruch erlitten, und ich habe nicht widersprochen. Ich war sogar bei einer Psychiaterin. Hab sie dazu gebracht, mich als verletzlich und ein bisschen unberechenbar einzustufen. Man hat mir sechs Monate ‚Urlaub‘ gegeben.“
„Und Maria?“
Lucas runzelte immer noch die Stirn und Jack ließ sanft seine Finger darüber wandern, als er seinem Liebsten ein paar vereinzelte Locken aus dem Gesicht strich.
„Sie hat eingesehen, dass es mir, wenn ich dafür meine Karriere aufs Spiel setzte, ernst sein musste. Wir haben lange geredet. Beide ein bisschen geweint. Und dann noch mehr geredet.“
Lucas‘ besorgtes Lächeln ließ ihn fortfahren.
„In unseren fünfzehn Ehejahren haben wir eine Menge geteilt, Lucas. Sie ist eine großartige Frau. Und das wird sie für mich immer bleiben. Sie hatte eine Erklärung verdient.“
„Was gab es da zu erklären?“, wollte Lucas in etwas strengem Tonfall wissen.
Jack legte seine Stirn gegen die des jungen Briten. „Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe. Wie eine Schwester oder eine beste Freundin. Ich habe ihr gesagt, dass ich dich auf eine Art liebe, die so weit darüber hinausgeht, dass ich es irgendwann einfach nicht länger verbergen konnte.“
„Aber ich war weg. Ich war nicht mehr da und du wusstest nicht, wo ich hingegangen bin.“
Jack musste über Lucas‘ Versuch grinsen, ihm in die Augen zu sehen, ohne sich von ihm zu lösen.
„Du klingst wie Maria.“
Lucas pikste ihn in die Rippen.
„Auaaa.“ Jack legte eine Hand auf die Stelle, die Lucas getroffen hatte, und täuschte Schmerzen vor, zog sich möglichst weit zurück.
„Entschuldige, tun deine Rippen immer noch weh?“
Jack zog Lucas an sich, um damit hoffentlich den besorgten Gesichtsausdruck zu beseitigen. „Nein, du Dummerchen. Alles verheilt. Ich habe ernst gemeint, was ich ihr gesagt habe, Luke. Ich wusste, dass ich dich mehr liebte, als ich jemals irgendwen geliebt hatte. Der Schmerz darüber, dich verloren zu haben, ist mit der Zeit ein bisschen schwächer geworden, aber als ich dich heute wiedergesehen habe …“
„Ich war nicht sicher, ob ich dir gegenübertreten könnte“, gestand Lucas. „Als ich dein Foto auf dem Besucherausweis in meiner Infomappe gesehen habe, ist mir das Herz stehengeblieben.“
„Warum?“
„Ich habe dich einfach sitzen lassen, Jack! Und selbst, wenn du mir das hättest verzeihen können, war da immer noch Ann Elise und …“
„Ann Elise ist wundervoll, Luke. Sie mit dir zu sehen, wie du dich um sie kümmerst und wie sehr du sie liebst … hat nur dafür gesorgt, dass ich mich aufs Neue in dich verliebt habe.“
Er sah mit ernstem Blick zu Lucas auf. „Ich weiß, dass das alles sehr plötzlich kommt, Luke, aber ich hoffe, dass ich weiterhin Teil eures Lebens sein kann. Deines und Ann Elises.“
Lucas schaute ihn an. „Meinst du das ernst?“
Jack nickte. „Wenn du mich noch willst.“
Lucas kuschelte sich noch dichter an ihn. „Du wirst uns ziemlich bald satthaben, Jack. Ann Elise hält einen nämlich ganz schön auf Trab.“
Jack lächelte nur.
B EIDE wurden ein paar Stunden später von Ann Elise geweckt, die vor sich hin murmelte.
Als Lucas bemerkte, dass sie immer noch ineinander verschlungen auf dem Sofa lagen, entschuldigte er sich. „Das macht sie ständig.“
„Weint sie nie?“
Lucas schüttelte den Kopf. „Als sie noch ein Baby war schon, aber jetzt nur noch, wenn sie schlimme Schmerzen hat. Vor ein paar Tagen ist sie durchs Haus gerannt und gegen die Türkante gestoßen. Sie hat nur gesagt ‚Lise aua‘ und ist weitergerannt.“
„Dann muss sie sich bei dir sehr sicher fühlen“, bemerkte Jack leise.
„Glaubst du wirklich?“, fragte Lucas ein bisschen unsicher.
Jack nickte. „Also, was ist für heute geplant?“
„Na ja, es ist Samstag. Normalerweise stehen wir da auf, frühstücken gegen elf, dann gebe ich Ann Elise bei Liz ab, damit sie mit deren Jungs spielen kann, was sie übrigens liebt, und dann mache ich die Einkäufe und vertrete mir ein bisschen die Beine. Eigentlich ist das meine Gelegenheit, ein bisschen Zeit für mich zu haben, aber ich würde sie sehr gerne mit dir teilen!“
So wie Lucas ihn ansah, hätte Jack ihm nichts abschlagen können. Selbst, wenn er gewollt hätte. „Und wann musst du Ann Elise wieder abholen?“
„Gegen drei.
Weitere Kostenlose Bücher