Dir darf ich nicht gehören
mit verhaltenem Atem ihre Antwort.
Hannah
berührte ihren Arm. »Wir sollten besser aussteigen, Miss Vi, bevor wir
hinausgeworfen werden.«
Der
Kutscher und einige andere fluchten noch immer heftig. Der Wachposten war von
seinem Platz herabgesprungen und näherte sich Lord Ferdinand drohend.
»Wenn
Sie darauf bestehen, zu bleiben, wo Sie sind«, sagte Ferdinand und grinste
plötzlich wieder, »werde ich der Kutsche folgen und bei jedem Schlagbaum und
jeder Rast zwischen hier und Somersetshire wieder an Sie herantreten. Ich kann
zu einem sehr öffentlichen Ärgernis werden, wenn ich will. Und nun nehmen Sie
meine Hand und steigen Sie aus.«
Er
hatte es ihr unmöglich gemacht, in der Kutsche sitzen zu bleiben. Wie sollte
sie ihren Mitreisenden während der bevorstehenden langen Stunden in die Augen
sehen? Wie würde sie dem Kutscher und dem Wachposten bei den zahlreichen Rasten
entlang des Weges gegenübertreten? Sie streckte langsam die Hand aus, bis sie
in Ferdinands lag. Er ergriff sie fest, und im nächsten Moment betrat sie schon
den Hof des Gasthauses, während alle Insassen der Kutsche, einige Fahrgäste
außen und ein erheblicher Kreis von Zuschauern applaudierten und jubelten.
»Werfen
Sie bitte das Gepäck der Lady und ihres Dienstmädchens herab, mein Freund«,
sagte Ferdinand, grinste den Wachposten an und drückte ihm eine Goldmünze in
die Hand. Nach einem Blick auf diese Münze vergaß der Wachposten seinen Zorn
und befolgte Ferdinands Bitte. Ferdinand half derweil Hannah aus der Kutsche
und streckte dann einen Arm nach oben, um den Kutscher ebenfalls mit einer
Münze zu beschwichtigen. Seine Karriole, bemerkte Viola, blockierte noch immer
die Einfahrt, während sein Stallbursche die Pferde im Zaum hielt.
Sie
stand stumm da und sah zu, wie die Karriole schließlich vorwärts gezogen wurde
und die Postkutsche aus dem Hof rumpelte - ohne sie - und auf die Straße
einbog. Die Stallburschen und übrigen Zuschauer zerstreuten sich.
»Madam.«
Lord Ferdinand sprach zu ihrer Mutter. »Dürfte ich um Ihre Erlaubnis bitten,
Miss Thornhill mit auf eine Ausfahrt zu nehmen?«
Sie
wollte nicht mit ihm fahren. In diesem speziellen Moment hasste sie ihn. Das
Schlimmste sollte nun vorbei sein. Sie sollte auf dem Weg nach Hause sein.
»Natürlich,
Mylord«, sagte ihre Mutter herzlich. »Hannah wird mit uns zum White Horse Inn
zurückkehren.«
Als
Viola von einem zum anderen blickte, merkte sie, dass sie lächelten -
gerade so, als wären sie Zeugen eines Happyends. Sogar Hannah strahlte.
Begriffen sie denn nicht?
Er bot
ihr seinen Arm. Sie nahm ihn schweigend und trat mit ihm auf die Straße hinaus,
wo er ihr auf den hohen Sitz seiner Karriole half, bevor er zur anderen Seite
herumging und neben sie kletterte. Er nahm die Zügel von seinem Stallburschen
entgegen.
»Ich
bin sehr wütend auf Sie«, sagte sie kurz angebunden, als die Karriole anfuhr.
»Tatsächlich?«
Er wandte den Kopf und sah sie kurz an. »Warum?«
»Sie
hatten kein Recht, mich von dem abzuhalten, was ich zu tun beschlossen hatte
und was ich tun wollte. Heute Morgen, als es wichtige Papiere an mich zu
überbringen galt, haben Sie sie mit einem Diener und einer mit E Dudley unterzeichneten
Notiz geschickt. jetzt, heute Nachmittag, müssen sie plötzlich so dringend mit
mir sprechen, dass Sie mich aus einer Postkutsche zerren.«
»Ah,
heute Morgen«, sagte er. »Ich hatte heute Morgen eine sehr wichtige
Verpflichtung, die es mir unmöglich machte, Sie persönlich aufzusuchen. Aber
mir schien, Sie hätten das Recht, diese Papiere zum frühestmöglichen Zeitpunkt
zu sehen. Ich hatte nur noch Zeit für eine rasche Notiz. Habe ich wirklich so
unterzeichnet? Waren Sie gekränkt?«
Ȇberhaupt
nicht«, wehrte sie ab. »Warum sollte ich?«
Er
grinste sie an.
»Es
gibt nicht mehr zu sagen«, belehrte sie ihn. »Ich habe Ihnen bereits brieflich
für die Papiere gedankt. Woher kamen sie übrigens?«
»Von
Bamber. Er fuhr nach Yorkshire, um den Anwalt der Countess aufzusuchen.
Anscheinend nahm sein Vater dessen Dienste gelegentlich in Anspruch. So auch
unmittelbar vor seinem Tod, weil Westinghouse nicht in London war, als Sie nach
Pinewood aufbrachen. Der Yorker Anwalt hatte es jedoch versäumt, die Papiere
danach ans Licht zu bringen, wahrscheinlich auf Drängen der Countess. Bamber
wusste nicht, wo er Sie finden konnte, und kam daher zu mir.«
»Ich
hätte erwartet, dass er ebenfalls den Mund hält«, sagte sie hart. »Er kann mir
gegenüber
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