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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Zorn.
    »Und
sehen Sie sich an, was Sie mit meinem Teppich machen!«
    »Du kannst
zu den Ställen zurückgehen, Junge«, wies Ferdinand Eli an. »Und wenn du noch
mal auch nur einen Zehennagel auf dieses Dach setzt, hast du eine Tracht Prügel
von mir zu erwarten, wenn du wieder herunterkommst. Verstanden?«
    »Ja,
Mylord.« Und während Viola wütend zusah, grinste der junge Lord Ferdinand keck
an und warf ihm einen Blick reiner Heldenverehrung zu, bevor er sich umwandte
und die Treppe hinablief.
    »Sie
können Ihr Abendessen heute in Behaglichkeit und Wärme einnehmen, Madam«, sagte
Lord Ferdinand, seine Aufmerksamkeit wieder Viola zuwendend. »Wenn Sie mich nun
entschuldigen wollen - ich muss mich dem Zorn meines Kammerdieners
stellen. Er wird über den Zustand meiner Stiefel nicht erfreut sein.«
    »Sie
haben es absichtlich getan«, sagte sie, während sich ihre Augen verengten und
sie die Hände zu Fäusten ballte. »Sie haben vorab dafür gesorgt, dass alle
wussten, dass Sie dort hinaufgehen. Sie haben sich versichert, dass Sie vor
einem Publikum agieren würden. Sie haben Leib und Leben riskiert, nur damit
jedermann bewundernd zusieht und Sie einen prima Kerl nennt.«
    »Nein!«
Seine Augen funkelten vor Belustigung. »Haben sie das gesagt?«
    »Das
Leben ist für Sie nur ein Spiel!«, rief sie. »Sie sind wahrscheinlich froh, dass
Sie mich hier vorgefunden haben und ich mich weigere zu gehen. Sie sind
wahrscheinlich froh, dass jedermann hier auf Ihr Unbehagen bedacht ist.«
    »Sie
müssen wissen«, erwiderte er, »dass ich stets in der Lage war, fast jeder
Versuchung zu widerstehen außer einer Herausforderung. Als Sie den
Fehdehandschuh warfen, Miss Thornhill, nahm ich ihn auf. Was haben Sie anderes
erwartet?«
    »Aber
das ist kein Spiel!« Ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in ihre
Handflächen.
    Er sah
sie aus fast schwarzen Augen an. »Nein, das ist es nicht«, stimmte er ihr zu. »Aber
andererseits war nicht ich derjenige, der die Streiche geplant oder ausgeführt
hat, nicht wahr, Madam? Wenn etwas Derartiges im Gange ist, können Sie wohl
kaum von mir erwarten, nicht daran teilzuhaben. Und ich spiele stets, um zu
gewinnen. Vielleicht möchten Sie das in Erinnerung behalten. Und nun geben Sie
mir ungefähr eine halbe Stunde Zeit. Ich werde ein Bad brauchen, und danach
werden wir den Spaziergang unternehmen, zu dem Sie sich bereit erklärt hatten.«
    Er
wandte sich um und schritt davon. Viola beobachtete ihn, bis sich seine
Schlafzimmertür hinter ihm schloss. Sie sah, dass er an der Stelle, wo er
gestanden hatte, einen entschieden schmuddeligen Fleck hinterlassen hatte.
    Ich
spiele stets, um zu gewinnen.
    Er hat Mut.
    Ein
prima Kerl.
    Sie
hatte das Gefühl, als stünde ein gewaltiger Wutausbruch bevor. Oder als würde
sie gleich voller Selbstmitleid in ihr Taschentuch weinen. Oder einen Mord
begehen.
    Sie tat
nichts von alledem. Stattdessen wandte sie sich auf dem Absatz um und stieg die
Treppe wieder hinab. Sie würde nach draußen gehen, um ihren Brief zu lesen. Sie
würde den Weg am Fluss entlang einschlagen. Wenn es ihm wichtig war, konnte er
sie dort finden. Aber sie würde nicht wie ein gehorsames Kind auf ihn warten.

Kapitel 6
    Er fand sie lesend
vor. Zumindest faltete sie gerade einen Brief zusammen, wahrscheinlich
denjenigen, der zuvor in der Bibliothek auf dem Schreibtisch gelegen hatte. Sie
saß am grasbewachsenen Ufer ein gutes Stück nördlich des Hauses zwischen dem
Weg und dem Fluss, das Musselinkleid um sich drapiert, ihr geflochtenes Haar
ordentlich zu einem Krönchen aufgesteckt. Von Gänseblümchen, Butterblumen und
Klee umgeben, wirkte sie wie das perfekte Abbild von Schönheit und Unschuld,
eins mit ihrer Umgebung.
    Ferdinand
fühlte sich erbärmlich. Er hatte gehört, dass der verstorbene Earl of Bamber
ein anständiger Mensch gewesen war, obwohl er ihn nicht persönlich gekannt
hatte. Aber der Mann war offensichtlich ebenso verrückt wie sein Sohn.
    Sie
schaute nicht auf, als er herankam, obwohl sie ihn gewiss gehört hatte. Sie
steckte den Brief in die Tasche. Glaubte sie, er würde ihn ihr entreißen, um
ihn selbst zu lesen? Sein Ärger kehrte zurück.
    »Verbergen
Sie sich vor mir, Miss Thornhill?«
    Sie
wandte den Kopf und blickte zu ihm hoch. »Obwohl kein einziger Baum da ist,
hinter dem ich mich verbergen könnte?«, fragte sie zurück. »Wenn ich mich vor
Ihnen verbergen wollte, Mylord, würden Sie mich nicht finden.«
    Er
blieb auf dem Gras neben ihr stehen,

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