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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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während sie den Blick wieder zum Fluss und
darüber hinaus wandte, die Arme um die hochgezogenen Knie geschlungen. Er hätte
es vorgezogen, mit ihr spazieren zu gehen, aber sie zeigte keinerlei Neigung,
aufzustehen. Er konnte wohl kaum eine vernünftige Unterhaltung mit ihr führen,
wenn er so über ihr aufragte wie jetzt. Also setzte er sich nicht weit von ihr
ins Gras, ein Bein vor sich ausgestreckt, einen Arm über das hochgezogene Knie
des anderen gelegt.
    »Sie
hatten einen Tag und eine Nacht Zeit zum Nachdenken«, begann er. »Sie hatten
die Gelegenheit, sich mit Ihren Freunden und Nachbarn zu beraten. Ich habe
schriftlich darum gebeten, eine Kopie des Testaments hierher schicken zu
lassen, und Sie müssen nun wohl begreifen, dass Pinewood niemals Ihnen gehört
hat. Sind Sie zu einer Entscheidung über Ihre Zukunft gelangt?«
    »Ich
bleibe hier«, sagte sie. »Dies ist mein Zuhause. Hier gehöre ich hin.«
    »Ihre
Freunde hatten gestern Abend Recht. Ihr Ruf ist ernsthaft gefährdet, solange
Sie hier bei mir bleiben.«
    Sie
lachte leise und pflückte ein Gänseblümchen. Er beobachtete, wie sie den
Stängel mit einem Daumennagel spaltete und dann ein weiteres Gänseblümchen
pflückte, um es hindurchzufädeln.
    »Wenn
Sie sich um die Schicklichkeit sorgen«, sagte sie, »sollten Sie vielleicht
fortgehen. Sie haben kein Recht auf Pinewood. Sie haben das Dokument bei einem Kartenspiel in einer Spielhölle gewonnen. Zweifellos waren Sie so betrunken, dass Sie
es erst am nächsten Tag begriffen haben.«
    »Die
Spielhölle war Brooke's«, erklärte er. »Ein außergewöhnlich angesehener Club
für Gentlemen. Und man müsste ein Narr sein, um zu spielen, wenn man betrunken
ist. Ich bin aber kein Narr.«
    Sie
lachte als Antwort erneut leise in sich hinein - er erkannte Hohn darin -
und ihre Gänseblümchenkette erhielt ein weiteres Glied.
    »Es
dauert vielleicht eine Woche, bis das Testament hier eintrifft«, sagte er. »Das
heißt, wenn Bamber überhaupt beschließt, eine Kopie hierher zu schicken.
Vielleicht ignoriert er meine Bitte auch. Ich kann wirklich nicht dulden, dass
Sie unbegrenzt hier bleiben, wissen Sie.« Lieber Himmel, ihr Ruf wäre ruiniert,
wenn er es nicht schon war! Man würde von ihm Wiedergutmachung erwarten. Und er
wusste, was das bedeutete. Er würde sich an sie gefesselt wiederfinden,
wenn er nicht sehr aufpasste. Der bloße Gedanke daran ließ ihm ungeachtet des
warmen Maisonnenscheins kalten Schweiß ausbrechen.
    »Warum
sind Sie sich so sicher, dass der alte Earl Ihnen Pinewood hinterlassen wollte?«,
fragte er. »Das heißt, abgesehen von der Tatsache, dass er es anscheinend
versprochen hat.«
    »Dass
er es tatsächlich versprochen hat«, korrigierte sie ihn.
    »Also
dann, dass er es tatsächlich versprochen hat. Warum sollte er so etwas
versprechen? Waren Sie eine Lieblingsnichte oder -cousine?«
    »Er hat
mich geliebt«, sagte sie ruhig, aber nachdrücklich, pflückte einige
Gänseblümchen in ihrer Reichweite und legte sie neben sich aufs Gras.
    »Das
bedeutet nicht immer ...«
    »Und
ich habe ihn geliebt«,
fügte sie hinzu. »Vielleicht haben Sie niemals geliebt oder wurden niemals
geliebt, Lord Ferdinand. Liebe schließt Vertrauen mit ein. Ich habe ihm vertraut.
Ich tue es noch. Ich werde es immer tun. Er sagte, Pinewood solle mir gehören,
und ich bezweifle keinen Moment, dass es so ist.«
    »Aber
das Testament?« Er runzelte die Stirn und beobachtete ihre Hände. Sie hatte
schmale, zierliche Finger. »Wenn es den Beweis erbringt, dass er sein
Versprechen nicht gehalten hat, werden Sie die Tatsache akzeptieren müssen,
dass er Sie im Stich gelassen hat.«
    »Niemals!«
Ihre Hände hielten inne, sie wandte den Kopf und sah ihn finster an. »Es wird
sich lediglich erweisen, dass jemand es gefälscht hat. Oder vielleicht
vernichtet hat. Ich werde mein Vertrauen in ihn niemals verlieren, weil ich
niemals aufhören werde, ihn zu lieben oder ohne jeden Zweifel zu wissen, dass
er mich geliebt hat.«
    Ferdinand
schwieg, von der Leidenschaft erschüttert, mit der sie über die Liebe zwischen
ihr und dem alten Earl of Bamber sprach. Welche Beziehung hatten sie, um Gottes
willen, zueinander gehabt?
    »Das
ist eine ernste Anschuldigung«, sagte er. »Dass jemand das Testament geändert
haben könnte, meine ich.«
    »Ja«,
stimmte sie ihm zu. »Das ist es.« Die Gänseblümchenkette wurde länger.
    Er
wollte im Grunde nicht mehr über sie wissen. Er wollte nicht, dass sie noch
größere

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