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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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als sie erwartet oder auch nur
erhofft hatte. War eigentlich irgendein Gutspächter oder Arbeiter nicht dabei?
    Viola
lächelte strahlend, als alle Männer die Hand an die Stirn hoben oder sich
unbeholfen vor ihr verbeugten und die wenigen Frauen knicksten. Und sie alle
erwiderten ihr Lächeln in gemeinsamer Vorfreude auf die bevorstehende
Verschwörung.
    »Guten
Morgen«, sagte sie fröhlich.
    War es
denn noch Morgen? Gewiss nicht mehr, wenn er sich um alle Bittsteller und
diejenigen, die Beschwerden vorzubringen hatten, die um ein Gespräch mit dem
neuen Besitzer von Pinewood gebeten hatten, gekümmert hätte. Und bevor er
überhaupt dazu käme, sie vorzulassen, würde er sich die Willkommens- und
Einführungsrede anhören müssen, zu deren Vorbereitung Mr. Paxton zweifellos die
halbe Nacht wach geblieben war. Mr. Paxton konnte schrecklich schwerfällig
sein, wenn er es darauf anlegte. Lord Ferdinand könnte wirklich von Glück
sagen, wenn er überhaupt Zeit fand, rasch etwas zu sich zu nehmen, bevor dann
die Nachmittagsbesucher einträfen, um dem neuen Nachbarn ihre Aufwartung zu
machen.
    Reverend
Prewitt würde über den Kirchenchor und die nächste Sonntagspredigt und Mrs
Prewitt über den Nähkreis der Damen und die neuen Kniekissen sprechen, die sie
gerade eifrig fertigten. Der Schulleiter würde eintönig über das undichte
Schuldach und über die Notwendigkeit referieren, den älteren Schülern zur
selben Zeit etwas Bedeutungsvolles beibringen zu müssen, in der er die jüngeren
im Aufsagen des Alphabets unterrichtete. Die Misses Merrywether würden über die
Blumenschau im Sommer sprechen sowie über die Versuche einiger Dorfbewohner,
neue oder bessere Arten verschiedener Blumen zu züchten. Mrs Claypole, Mr.
Claypole und Bertha - nun, die Claypoles wären einfach sie selbst. Mr.
Willard besaß einen Bullen, von dem er behauptete, er sei wegen des Ablebens -
durch Schlachtung - seiner Lieblingskuh zutiefst deprimiert. Mr. Willard konnte
- und würde - erstaunlich ausdrucksvoll über sein Vieh lamentieren.
    Mr.
Codaire konnte mit dem Thema Straßen, Schlagbäume und neue Pflastermethoden
jedermann in Schlaf versetzen. Glücklicherweise wusste er das und hatte es als
passendes Thema angeboten, um die Ohren Lord Ferdinand Dudleys zu erfreuen,
wenn die Codaires ihn aufsuchten. Mrs Codaire hatte gerade ein Buch mit
Predigten gelesen, aus dem Seine Lordschaft gewiss etwas hören wollte. Und die
Misses Codaire, sechzehn und siebzehn Jahre alt, hatten vorgeschlagen, ihre
Mama und ihren Papa zu begleiten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu kichern. Da der Anblick eines gut aussehenden, jungen Mannes für diese Mädchen auch
ohne zusätzlichen Ansporn stets eine ausreichende Gelegenheit war, zu kichern,
war Viola zuversichtlich, dass sie im Salon auf Pinewood jedem Erwachsenen auf
die Nerven gehen würden, besonders Lord Ferdinand Dudley.
    Morgen
um diese Zeit, dachte Viola hoffnungsvoll, während sie sich in ihr Zimmer
zurückzog, wo sie den Nachmittag gemütlich lesend verbringen wollte, könnte er
sehr wohl auf dem Weg zurück nach London sein, in der Erkenntnis, dass das
Landleben ihn innerhalb einer Woche in den Wahnsinn treiben würde. Er würde
rechtlich noch immer der Besitzer bleiben, vermutete sie, aber es bestand die
Chance, dass er niemals zurückkehren würde. Wenn er die Einkünfte für sich
beanspruchen wollte, würde sie ihn einfach ignorieren, bis er von dieser
Forderung abließ. Morgen um diese Zeit hätte sie ihr Heim vielleicht wieder für
sich.
    Und
morgen um diese Zeit hätten Schweine vielleicht auch gelernt zu fliegen, dachte
sie seufzend.
    Viola verließ ihr
Zimmer erst zur Essenszeit wieder. Sie hatte sich für die Mahlzeit mit ihm
gewappnet und sich mit der Überzeugung getröstet, dass sie zumindest seinem
Murren zuhören und es genießen könnte. Aber der Tisch war nur für eine Person
gedeckt, und der Butler stand hinter Violas üblichem Platz am Kopf des Tisches
und wartete darauf, ihr den Stuhl zurechtzurücken.
    »Wo ist
Lord Ferdinand?«, fragte sie ihn.
    »Er
sagte, er würde im Boar's Head speisen, Madam.«
    Sie
lächelte erleichtert und begann sich unerwarteterweise auf den Genuss des
Essens zu freuen. »Ich vermute, dass er für einen Tag genug höfliche
Konversation betrieben hat.«
    »Vermutlich,
Madam«, stimmte ihr Mr. Jarvey lächelnd zu und trug die Suppe auf.
    »Glauben
Sie, der Tag hat ihm gefallen?« Sie fühlte sich fast heiter.
    »Er
schien recht gut gelaunt,

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