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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Miss Prudence und errötete.
    Miss
Faith, die besser organisiert war als die meisten anderen, arbeitete bereits
eifrig. »Wenn es Lord Ferdinand Dudley nicht gefällt, dass wir heute hier sind,
Miss Thornhill, und wenn er hereinkommt und uns fort schicken will, werden wir
ihn informieren, dass wir als Anstandsdamen für unsere Freundin hier sind und
den größten Teil des Nachmittags zu bleiben beabsichtigen.«
    »Du
warst schon immer tapferer als ich, Faith«, sagte Miss Prudence und seufzte.
»Aber du hast Recht. Du hast immer Recht. Keine Angst, Miss Thornhill. Wenn
Lord Ferdinand in unserer Hörweite mit Ihnen schimpfen sollte - nun, dann
werden wir sofort zurückschimpfen. Oh, meine Liebe, wenn wir es nur wagen.«
    Danach
begaben sie sich alle an die Arbeit und es verging eine halbe Stunde mit den
üblichen weiblichen Themen - das Wetter, die Gesundheit, Haushaltstipps,
die neueste Mode, wie sie auf Reklametafeln gezeigt wurde, die direkt aus
London kamen, und die nächste Zusammenkunft.
    Dann
öffnete sich die Salontür und Lord Ferdinand trat ein. Er wirkte recht
tadellos, wie Viola bemerkte, als sie von dem Brautkniekissen aufschaute, das
sie begonnen hatte. Er trug eine grüne, hochfeine, vorzüglich geschnittene
Jacke mit lederfarbenen Pantalons und mit Troddeln versehenen, auf Hochglanz
polierten Schaftstiefeln sowie das übliche, weiße Leinenhemd. Sein Haar war
frisch gebürstet und wirkte dicht und glänzend. Sie erkannte, dass man ihn
offenbar gewarnt hatte. Aber anstatt sich zurückzuhalten, bis alle Ladys
gegangen wären, hatte er sich oben umgezogen und war wieder herabgekommen, um
nun mit allem Anschein nach unbekümmerter guter Laune hier aufzutreten.
    »Ah!«
Seine anmutige Verbeugung galt ihnen allen. »Guten Tag, Myladys. Ich heiße all
jene auf Pinewood willkommen, denen ich gestern nicht begegnet bin.«
    Viola
legte ihre Arbeit beiseite und erhob sich. »Der Handarbeitskreis der Damen
trifft sich diese Woche hier«, erklärte sie. »Wenn man so privilegiert ist, ein
Gutshaus dieser Größe zu erben, muss man bereit sein, es dem Allgemeinwohl zur
Verfügung zu stellen und einen Teil seiner Privatsphäre aufzugeben.«
    Er sah
sie an - mit lachenden Augen. »Genau«, stimmte er ihr zu.
    »Ich
glaube«, sagte sie mit Betonung, »die Bibliothek ist frei.«
    »So ist
es«, erwiderte er. »Ich war gerade dort, um ein Buch zu suchen, über das ich
viele gute Meinungen gehört habe.«
    Er
hielt tatsächlich ein Buch in der Hand.
    »Es
heißt Stolz und Vorurteil. Hat schon jemand davon gehört?«
    »Ich
habe davon gehört«, räumte Mrs Codaire ein. »Aber ich habe es nicht gelesen.«
    Viola
schon - mehr als einmal. Sie hielt es für das beste Buch, das sie jemals
gelesen hatte. Lord Ferdinand schlenderte weiter in den Raum und sah sich mit
charmantem und zwanglosem Lächeln um.
    »Soll
ich etwas daraus laut vorlesen, während Sie handarbeiten? Wir Männer sind nicht
annähernd so fleißig oder fingerfertig wie Sie, aber vielleicht sind wir doch
zu etwas gut.«
    Viola
sah ihn entrüstet an. Wie konnte er es wagen, seinen Charme in diese weibliche
Domäne zu tragen, statt draußen zu verweilen und immer zorniger zu werden, wie
jeder anständige Mann es tun würde?!
    »Das
wäre gewiss sehr freundlich von Ihnen, Lord Ferdinand«, stimmte Miss Prudence
Merrywether zu. »Unser Papa las uns gewöhnlich vor, besonders an dunklen
Abenden, wenn wir anderenfalls trübsinnig geworden wären. Erinnerst du dich,
Faith, Liebes?«
    Ferdinand
brauchte keine weitere Ermutigung. Er setzte sich auf den einzig verbliebenen
Platz, eine Ottomane fast zu Violas Füßen, sah sich noch einmal lächelnd um,
während sich die Ladys wieder an ihre Arbeit begaben, öffnete das Buch und
begann zu lesen:
    »>Es
ist allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein alleinstehender Mann mit
angemessenem Vermögen eine Frau braucht.<«
    Drei
oder vier der Frauen lachten und er las weiter wohl wissend, dass mehr als drei
oder vier von ihnen darüber nachdachten, was diese einführende Feststellung des
Romans für ihn bedeutete. Nicht dass er aller Wahrscheinlichkeit nach ein
angemessenes Vermögen besaß. Aber er hatte Pinewood. Und sie, Viola, hatte es
zum Gedeihen gebracht. Sie schaute einige Augenblicke verbittert auf ihn herab,
bevor sie ihre Arbeit wieder aufnahm.
    Er las
gut. Nicht nur las er deutlich und mit gutem Tempo und Ausdruck, sondern er
schaute auch in häufigen Abständen auf, um seine Reaktion auf die Erzählung
mimisch zu

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