Dir ergeben - Band 2 Roman
benannt werden soll, wird mir ganz schlecht.«
»Kannst du denn nichts dagegen unternehmen?«
»Ich könnte das verdammte Center kaufen«, sagt er. »Aber das habe ich nicht vor.«
Ich möchte sein Gesicht sehen, rühre mich jedoch nicht von der Stelle. Ich habe ihn bereits mit meiner Vermutung, er könnte missbraucht worden sein, konfrontiert, aber er hat mir das nie bestätigt. Schweigend frage ich mich, ob das der Moment ist, in dem Damien Stark mir endlich seine Geheimnisse anvertraut.
»Dieser Anruf, der mich so wütend gemacht hat«, hebt er an, »kam von meinem Vater.«
»Oh.« Ich bin so überrascht, dass ich mich doch bewege. Ich lehne mich weit zurück, stütze mich auf seinen Arm und sehe ihm ins Gesicht. Seine Züge haben sich verhärtet, und sein Blick ist düster. Ich hatte also recht mit meiner Vermutung, dass das noch längst nicht alles war: Damiens Vater ist ein schwieriges Thema.
Ich weiß, dass sich die beiden nicht sehr nahestehen. Und ich weiß auch, dass Damien von seinem Vater zu den Tennisturnieren gezwungen wurde – so wie mich meine Mutter gezwungen hat, an einem Schönheitswettbewerb nach dem anderen teilzunehmen.
All das weiß ich, weil Damien es mir selbst erzählt hat. Aber ich habe einen noch viel schlimmeren Verdacht: Meiner Vermutung nach wusste Damiens Vater, dass Richter seinen Sohn missbraucht hat. Trotzdem zwang er Damien, weiter mit diesem Mistkerl zu trainieren.
Ich schlucke und sage etwas, das ich wohl besser nicht sagen sollte: »Willst du darüber reden?«
»Nein.« Die Antwort ist ebenso knapp wie unmissverständlich.
»Gut, verstehe.« Ich versuche so zu tun, als ob mir das nichts ausmacht, weiß aber, dass ich versagt habe, als er seine Stirn gegen meine presst und mir die Hände schwer auf die Schultern legt.
»Mir ist klar, dass dich das beunruhigt«, sagt er. »Und das tut mir leid.«
Ich will schon protestieren. Ich bin kurz davor, eine der Höflichkeitsfloskeln, die meine Mutter mir eingetrichtert hat, wie automatisch aufzusagen: Es ist wirklich kein Problem, wenn er seine Geheimnisse für sich behalten und nicht mit mir reden will. Dass es mich kein bisschen stört, wenn er mich zwar tröstet, aber selbst mitten in der Nacht aufsteht und die Einsamkeit sucht, um sich wieder zu beruhigen.
Die brave Anstands-Nikki will all das sagen, doch in Gedanken verpasse ich der blöden Blondine einen energischen Fußtritt.
Ich atme tief durch, und diesmal bin ich weder Anstands- noch Revoluzzer-Nikki, sondern einfach nur ich. Ich möchte Damien einfach nur helfen – egal, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. »Das beunruhigt mich tatsächlich«, gebe ich zu. »Aber nur, weil ich es nicht ertragen kann, wenn es dir schlecht geht.«
»Dabei dachte ich, ich hätte meine Narben gut vor dir verborgen.« Er scherzt, wenn auch halbherzig.
»Das hast du auch. Leider bin ich ein Profi auf diesem Gebiet: Im Gegensatz zu den anderen merke ich so etwas sofort. Außerdem weiß ich, wie sehr es mir geholfen hat, mit dir zu reden. Es hat mir Kraft gegeben.«
Er will etwas erwidern, aber ich lege einen Finger auf seine Lippen und schüttle den Kopf.
»Wenn ich sage, dass ich für dich da sein will, meine ich das auch so, Damien. Aber das ist längst nicht so altruistisch, wie es klingt.« Ich hole tief Luft, weil es nie ganz leicht ist, ehrlich zu sein. »Ich finde es einfach nur unfair, dass ich dir alles anvertraut habe, du aber so viel für dich behältst.«
»Nikki …«
»Nein«, unterbreche ich ihn. »Das soll kein Vorwurf sein. Ich will mich vielmehr bei dir entschuldigen: Schließlich war es meine Entscheidung, mich dir anzuvertrauen, und es ist nicht fair, dass ich mich ärgere, nur weil du dich anders entschieden hast. Schließlich bist du ein freier Mensch und nicht mein Sklave.«
»Ja«, pflichtet er mir bei, und ich sehe den Hauch eines Lächelns auf seinem Gesicht. »Andererseits hat es mir durchaus gefallen, als du vorhin den dominanten Part übernommen hast.«
Ich lege den Kopf schräg und sehe ihn genervt an. »Ich meine es ernst!«
»Ich weiß.« Schweigen. »Danke.«
Ich sehe ihn an – den Mann, der über ein ganzes Firmenimperium herrscht. Aber im Moment sind ihm weder Macht noch Ruhm noch Geld eine große Hilfe. Er ist einfach nur ein ganz normaler Mann, mein Mann. In diesem Moment gestehe ich mir ein, was ich unterschwellig längst weiß: Ich bin dabei, mich in Damien Stark zu verlieben.
Angst macht mir das nicht. Im Gegenteil, es bringt mich
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