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Dir ergeben - Band 2 Roman

Dir ergeben - Band 2 Roman

Titel: Dir ergeben - Band 2 Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kenner
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führt zum Sonnendeck. Von meiner jetzigen Warte aus ist das Wasser nicht zu sehen, aber mindestens eine der dimmbaren Poolleuchten muss an sein, da das Deck in grünblaues Licht getaucht ist. Ich denke mir nichts dabei – bestimmt hat Damien sie angelassen. Der Pool wurde nämlich erst vor drei Tagen gefüllt – gleich nachdem ich erwähnt habe, wie gern ich als Kind abends mit meiner Schwester am Pool gesessen bin und die Lichtreflexe bewundert habe, die der Wind auf der Wasseroberfläche erzeugt hat.
    Doch jetzt ist es windstill. Die drei Vorhänge, die Damien verschont hat, haben sich nicht bewegt, als ich aufgewacht bin. Trotzdem tanzt das Licht in einem gleichmäßigen Rhythmus auf der Wasseroberfläche.
    Ich lächle, denn jetzt weiß ich, wo Damien steckt.
    Ich eile zur Glastür, doch als ich den kleinen Tisch neben dem Boxsack bemerke, halte ich inne. Eine Wasserflasche steht darauf, aber nicht sie lässt mich erstarren, sondern die Zeitung auf dem Boden. Damien liest gerne Zeitung, aber ich habe noch nie erlebt, dass er sie nach der Lektüre nicht wieder ordentlich zusammengefaltet hätte. Jetzt liegt sie einfach am Boden. Vielleicht ist sie vom Tisch gefallen? Doch sehr wahrscheinlich ist das nicht.
    Ich greife danach und sehe gleich, dass es sich um den Sportteil handelt. Da Damien früher Tennisprofi war, ist das nicht weiter verwunderlich. Aber es ist die Schlagzeile, die mir den Atem verschlägt. Und auf einmal wird mir alles klar.
    Anscheinend steht in Los Angeles ein neues Tenniscenter kurz vor der Fertigstellung. Die Einweihungszeremonie soll am kommenden Freitag stattfinden, also genau in einer Woche. Dieses Zentrum soll nach Damiens früherem Trainer Merle Richter benannt werden: nach dem Mann, der Selbstmord begangen hat, als Damien vierzehn war. Nach dem Mann, der Damien wahrscheinlich fünf lange Jahre missbraucht hat. Und mit dem Damien trotzdem weitertrainieren musste, weil sein Vater es so wollte, obwohl er am liebsten ganz mit dem Tennisspielen aufgehört hätte.
    Jetzt fällt mir auch wieder ein, dass Alain ebenfalls von einer Tenniscenter-Einweihung gesprochen hat. Da hatte ich keine Ahnung, was er meinte, aber jetzt weiß ich Bescheid.
    Ich lege die Zeitung auf den Tisch und verlasse den Raum durch die Glastür. Der Morgenmantel flattert um meine Beine, als ich über die glatten Steinplatten zum Pool gehe. Damiens Anwesen liegt in den Hügeln von Malibu, und das hintere Ende des Pools scheint ins Nichts zu führen – ganz so, als könnte man über den Rand hinausschwimmen und in die Tiefe stürzen.
    Genau dort zieht Damien seine Bahnen, und ich frage mich, ob er absichtlich gerade dort schwimmt.
    Er ist nackt, und die Poolbeleuchtung setzt seine Muskeln bei seinem Freistil so richtig in Szene. Seine athletische, kräftige Figur ist atemberaubend. Sofort spüre ich ein sehnsüch­tiges Ziehen im Unterleib. Mit Sex hat das nichts zu tun – ­obwohl ich lügen müsste, wenn ich behaupten würde, dass Damiens Anblick nicht auch Verlangen in mir weckt. Vielmehr spüre ich so etwas wie Besitzerstolz: Er gehört mir! , denke ich. Gleichzeitig packt mich die Angst: Denn obwohl ich weiß, dass das auch umgekehrt der Fall ist und ich definitiv ihm gehöre, beschleicht mich manchmal der Verdacht, Damien könnte nur sich selbst gehören.
    Außerdem beunruhigen mich die Gründe, aus denen ich mich ihm so bereitwillig hingebe. Damien befriedigt ein ganz bestimmtes Bedürfnis, das ich habe, so viel steht fest. Aber keines, auf das ich stolz sein kann. Während meine Hand unbewusst unter meinen Morgenmantel wandert und das harte Narbengewebe ertastet, das meinen Schenkel entstellt, muss ich zugeben, dass ich mir oft Dinge gewünscht habe, die nicht nur schlecht, sondern auch gefährlich für mich waren.
    Doch im Moment ist mir das alles egal. Ich weiß nicht, ob ich mir nur etwas vormache – und ehrlich gesagt, möchte ich das gar nicht so genau wissen: Aber unterm Strich kann ich einfach nicht glauben, dass mir von Damien in irgendeiner Weise Gefahr droht. Im Gegenteil: Er ist ein Geschenk des Himmels, mein Retter und Märchenprinz.
    Für mich hat Damien nichts Dunkles oder Bedrohliches, stattdessen hat er nichts als Licht in mein Leben gebracht. Deshalb kann ich es kaum ertragen, mit anzusehen, wie er leidet. Noch schlimmer finde ich jedoch, dass er sich in dieser Situation nicht von mir trösten lässt.
    Ich bin langsam auf das Wasser zugelaufen und stehe jetzt am Rand des Pools. Fünf Stufen

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