Dir ergeben - Band 2 Roman
Bescheid, oder?« Ich drehe mich um, sodass ich direkt vor ihm stehe. Eine seltsame Verzweiflung ergreift von mir Besitz, so als würde ich einen gefährlichen Balanceakt ohne Sicherheitsnetz vollführen und könnte jederzeit abstürzen. »Damien? Hast du es ihnen etwa gesagt?«
Für einen Augenblick ist er wieder ganz Geschäftsmann, Verhandlungsführer – der Mann, vor dem Ollie mich gewarnt hat. Der Mann, der laut Evelyn ein Meister darin ist, Geheimnisse zu wahren.
Doch dann werden seine Züge wieder weich, so als hätte er nur noch Augen für mich. »Ja, aber, Nikki …«
Mehr brauche ich nicht zu wissen. »O Gott, wie konntest du nur …« Ich schlage mir die Hand vor den Mund und atme tief durch die Nase ein. Es ist so weit, ich falle – und es gibt tatsächlich kein Sicherheitsnetz.
Wut steigt in mir auf. Wut, Schmerz und Scham. Eiseskälte, Verzweiflung und nichts als Schwärze umgeben mich.
Dass ich anonym bleibe, war fester Bestandteil unserer Abmachung. Ich hänge nackt an der Wand, und zwar nicht nur nackt, sondern vollkommen entblößt: Jeder, der das Porträt betrachtet, sieht auch die Narben und damit meine inneren Dämonen.
Wie konnte Damien nur so rücksichtslos sein? Er hat miterlebt, wie ich bei meiner ersten Sitzung mit Blaine zusammengebrochen bin. Er hat mich sogar noch getröstet, und ich dachte, dass er mich versteht.
Doch jetzt fühlt es sich an, als hätte er mich geschlagen.
Ich blinzle, weil ich fest entschlossen bin, nicht zu weinen. Stattdessen konzentriere ich mich auf die Wut, die mich durchbohrt wie ein scharfes Messer, mir Kraft gibt und die Möglichkeit, mich zu wehren. Denn so wahr mir Gott helfe: Ich möchte Damien genauso verletzen, wie er mich verletzt hat. Und diese Verletzung sitzt tief – nicht zuletzt weil er der Mensch ist, von dem ich am wenigsten erwartete, dass er mir wehtun könnte.
Er streckt die Arme nach mir aus, seine Züge sind so sanft wie noch nie. »Nikki, bitte.«
»Nein.« Ich hebe abwehrend die Hand und schüttle den Kopf, während ich ein Schluchzen unterdrücke. »Und nur damit du Bescheid weißt«, sage ich kühl und schaue ihm in die Augen. »Natürlich trage ich ein Höschen. Das Spiel ist aus, verstanden? Die Regeln gelten nicht mehr.«
Ich sehe seinen waidwunden Blick, der mich bis ins Mark trifft. Einen Moment lang bereue ich meine Lüge. Mich packt die verzweifelte Sehnsucht, mich in seinen Armen zu verlieren. Ich möchte ihn festhalten, ihn trösten, mich von ihm trösten lassen.
Aber das geht nicht. Ich kann nicht. Ich muss jetzt allein sein, deshalb lasse ich meine deutlichen Worte im Raum hängen und gehe hocherhobenen Hauptes davon.
Aber mein Abgang verschafft mir keinerlei Befriedigung. Unser Spiel mag aus und vorbei sein, aber ich möchte die Beziehung mit Damien nicht beenden. Ich muss wieder an das Bett denken, daran, dass ich es für ein böses Omen gehalten habe. An Giselle und Bruce und an das zerstörte Vertrauen. Ich denke an die Geheimnisse, die Damien vor mir hat, und die Abgründe dieses Mannes, der mir nach wie vor ein Rätsel ist.
All das verfolgt mich und erfüllt mich mit Angst.
Nicht vor den Geistern der Vergangenheit, sondern vor der Möglichkeit, dass wir keine Zukunft haben.
13
»Nikki!«
Ich versuche, in die Bibliothek im zweiten Stock zu fliehen, und Bruce ist wirklich der Letzte, dem ich jetzt begegnen will. Besser gesagt, der Vorletzte. Gerade möchte ich vor allem von Damien verschont bleiben.
Aber ich kann nicht einfach so auf den Lift zugehen, ohne extrem unhöflich zu wirken. Also bleibe ich stehen und warte, bis er mich erreicht hat. Ich versuche, meine perfekte Fassade aufzusetzen, aber ehrlich gesagt fehlt mir dafür die Kraft. Und das Lächeln, mit dem ich meinen Chef begrüße, ist bestimmt mehr als dünn.
»Ich wollte mich noch bei Ihnen bedanken, weil Sie gestern bei Suncoast eine so tolle Präsentation hingelegt haben«, sagt er.
»Oh.« Mit einem beruflichen Thema habe ich nicht gerechnet. »Danke. Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie mich schon an meinem ersten Arbeitstag mit so einer spannenden Herausforderung konfrontiert haben.« Ich sehe, wie ich von der Wand auf uns hinabschaue. Ich überlege, ob Bruce, nachdem er mich nackt gesehen hat, nun schlecht über mich denkt. Meine berufliche Qualifikation infrage stellt.
»War die spannende Herausforderung eher fachlicher oder zwischenmenschlicher Natur?«
»Beides«, gestehe ich.
»Ich habe Ihnen ja versprochen, dass
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