Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
unglaublich gut, und Gary Glitter selbst war köstlich. Er sah aus wie ein aufgetakelter Wrestler, der gerade aus einer Pantomime geflüchtet war, und machte mächtig auf Theater. Natürlich war er genauso albern wie die Typen bei Kiss, aber seine Band hatte wirklich was drauf. Die Glitter Band legte es nicht darauf an, ernst genommen zu werden, aber sie verdiente ordentlich Geld und hatte jede Menge Spaß.
Unsere erste England-Tournee sollten wir im Vorprogramm von Paul Kossoffs Gruppe Back Street Crawler absolvieren, die damals auch bei Atlantic unter Vertrag stand. Unsere beiden Bands hatten gerade ein neues Album draußen – Kossoffs hieß The Band Plays On, ein ziemlich prophetischer Titel – und für das Label war es natürlich günstig, beide Platten mit einer Tour zu bewerben. Wir fingen also wieder ganz unten an und machten den Aufwärmer für eine bekanntere Truppe, aber das war für uns in Ordnung, weil wir so Zugang zu einem neuen Markt und einem neuen Publikum bekamen. Zunächst schien alles gut vorbereitet, aber dann ging der ganze schöne Plan den Bach runter. Oder vielmehr, Paul Kossoff tat das.
Kossoff war ein legendärer Gitarrist, der mit der britischen Rockband Free bekannt geworden war. Ich war mit Free aufgewachsen und liebte ihre Songs, vor allem „All Right Now“ und „The Stealer“ – oh Mann, da darf ich gar nicht erst anfangen, sonst schwärme ich noch bis morgen früh. Wenn man in den frühen Siebzigern in irgendeiner Garage mit seiner ersten Band spielte, dann versuchte man sich unter Garantie an ein paar Songs von Free. Jedenfalls war das bei mir so, bevor ich zu AC/DC stieß. Und ich würde stark vermuten, dass das auch auf die anderen zutraf. Obwohl man bei AC/DC ja gemeinhin darauf achtete, nicht zu sehr raushängen zu lassen, dass man irgendwas gerade ziemlich super fand, wusste ich doch, dass Phil ziemlich auf Simon Kirke stand, den Drummer von Free, der später auch bei Bad Company spielte.
Ich hatte mich wahnsinnig darauf gefreut, Paul Kossoff kennen zu lernen. Dieser eine Gig von Free in der Festival Hall, der wahrhaftig mein Leben verändert hatte, war mir immer noch sehr in Erinnerung. Zudem steckte eine lange Liste mit Fragen in meiner Tasche, die mir ein hervorragender, junger Gitarrist aus Sydney mitgegeben hatte, Bob Spencer, ein riesiger Kossoff-Fan. Bob und ich hatten über Kossoff geredet, als seine Band Finch, die in meinem späteren Leben noch eine große Rolle spielen sollte, bei einem unserer Gigs in einem Vorort von Sydney als Anheizer aufgetreten war.
Noch bevor es mit der Tour richtig losging, hörte ich von Leuten, die es wissen mussten, dass Kossoff heftige Drogenprobleme hatte und wohl heroinabhängig war. Zwar sagte man uns, er habe einen Entzug gemacht und sei wieder gesund, oder zumindest wieder so weit auf den Beinen, wie man nach einem heftigen Betäubungsmittelalbtraum eben sein konnte. Während wir uns noch in Australien auf den London-Trip vorbereiteten, setzte sich Kossoff am 19. März 1976 ins Flugzeug von New York nach Hause, und er starb während des Flugs an Herzversagen. Ein weiteres tragisches Opfer des berühmten Rock’n’Roll-Lifestyles. Kossoff war 26 Jahre alt.
Es ist einfach, das Leben on the road, den Druck und die Versuchungen, die damit einhergehen, dafür verantwortlich zu machen, dass Menschen ihr Leben wegwerfen, zu Arschlöchern werden oder Selbstmord begehen. Ich glaube jedoch, dass Menschen, die durch Drogen oder Alkohol vom Weg abkommen, so oder so auf die schiefe Bahn geraten wären, ob sie in einer Band spielten oder nicht. Natürlich ist man als Musiker einigen Versuchungen ausgesetzt, denen man im normalen Alltagsleben vielleicht nicht begegnen würde, aber so ist nun mal das Leben auf Tournee. Es ist allerdings schon eine Ironie des Schicksals, dass Kossoff seine Sucht überwunden hatte, sein Körper jedoch schon so schwer geschädigt war, dass ihm das nichts mehr nützte.
Pauls Vater, David Kossoff, ein gefeierter Schauspieler im Großbritannien der Nachkriegsjahre, drehte später einen Dokumentarfilm über den Absturz seines Sohnes. Der Film entstand, nachdem David in Schulen unterwegs gewesen war, um mit Jugendlichen über seine Erlebnisse mit Paul zu sprechen, und der Streifen beeindruckt vor allem durch die nachgestellten Gespräche und Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn. David spielt sich selbst, dann setzt er sich, um Paul zu verkörpern, der so kaputt war, dass er nicht mehr stehen konnte. Er
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