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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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brachte mich zu der Überzeugung, dass Drogensüchtige sehr selbstsüchtige Menschen sind, die von ihrer Krankheit so umfangen sind, dass sie nicht merken, welchen Schaden sie ihrer Familie, ihren Freunden und natürlich auch sich selbst zufügen.
    AC/DC ließ die Nachricht von Kossoffs Tod relativ kalt: Für uns war es in erster Linie ein Stolperstein auf unserem Weg. Wir empfanden wenig Mitgefühl und ärgerten uns vor allem über die Unannehmlichkeiten, die es für uns bedeutete. Wir wollten auf die Bühne und spielen. Bon brachte die vorherrschende Meinung in einem Interview mit der australischen Zeitschrift RAM auf den Punkt: „Der Wichser Paul Kossoff hat uns die erste Tour versaut. Der soll bloß aufpassen, dass Angus ihn nicht zu fassen bekommt.“ Wir waren wirklich ein sensibler Haufen.
    Nachdem Paul Kossoff also nicht mehr mitspielte, hatten wir in London mehr Zeit als erwartet. Wir waren für das Touristendasein nicht geschaffen, obwohl ich vermutlich mehr Zeit im Britischen Museum verbrachte als ein paar der dort ausgestellten Mumien. Mein Zimmergenosse Phil entwickelte sich damals zu einem echten Kameramann. Die Super-Acht-Kamera trat gerade ihren Siegeszug an, und Phil filmte alles, was sich nicht wehrte, und schickte dann die Filme zum Entwickeln ein, um sich seine Mini-Meisterwerke später anzuschauen. Das muss ich Phil wirklich lassen: Wenn er sich für etwas interessierte (er hatte eine ganze Reihe von Hobbys), dann stieg er wirklich richtig ein. Nach der Super-Acht-Filmerei kamen ferngesteuerte Boote, mit denen wir auf dem Serpentine Lake im Hyde Park richtige Rennen veranstalteten. Aber als er Ritchie Blackmores Drummer Cozy Powell zwischen ein paar Gigs in Deutschland mit einem Ferrari durch die Gegend fahren sah, war es um Phil geschehen, und er wurde ein Ferrari-Mann – nachdem er sich das leisten konnte, versteht sich. 1976 war er jedenfalls noch nicht so weit.
    Aber ich bin fest davon überzeugt, dass AC/DC nur auf eine Art funktionierten, und die bestand aus Arbeit, Arbeit, Arbeit. Zweifelsohne hatten Mal, Angus und teilweise auch Bon jene mürrische, zupackende Art geerbt, die so vielen schottischen Einwanderern in Australien eigen war. Eine Reihe meiner Freunde kommen aus schottischstämmigen Familien, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Fünften Kontinent auswanderten, und zu den vielen Eigenschaften, die ich an ihnen bewundere, ist ihr Blick fürs Wesentliche und die Abneigung gegen zu viel sinnloses Gerede. Leider geht das manchmal auch mit Grobheit einher, etwas, das auch bei den Brüdern Young zu beobachten war.
    Wir kamen zwar alle aus der Arbeiterklasse, aber von der Persönlichkeit her waren wir alle völlig unterschiedlich gestrickt. Phil und ich tickten ähnlich, vielleicht, weil wir beide aus Melbourne kamen, aber wir hatten beide sehr viel Humor und genossen es, uns zu amüsieren, manchmal auch ein bisschen zu sehr. Hey, wir spielten in einer Band, wieso hätten wir nicht versuchen sollen, alles mitzunehmen, was sich uns anbot? Was die Youngs betraf, so war Malcolm ein Getriebener, und ich hatte den Eindruck, dass er Angus damit sehr beeinflusste. Mal war der Planer, der Drahtzieher im Hintergrund, skrupellos und gründlich, während Angus eher das Image nach außen hin verkörperte. Ich habe nie verstanden, dass die Youngs oft als schlichte Gemüter porträtiert wurden, die in einer Rockband spielten – meiner Ansicht nach traf das überhaupt nicht zu. Die beiden waren und sind sehr clevere Denker, wie sich am Erfolg von AC/DC ablesen lässt. Sie hatten wohl wenig schulische Bildung genossen, ebenso wie wir anderen, aber schnell gelernt, worauf es in ihrem Job ankam.
    Mal und Angus waren beide sehr zurückhaltend, so sehr, dass man fast von misstrauischer Ablehnung hätte sprechen können. Ich habe öfter gehört, dass man sie auch „paranoid“ oder „einsiedlerisch“ genannt hat, aber ich denke, das trifft nicht zu. Mal und Angus waren zwar nicht die geselligsten Menschen auf der Welt, aber sie legten sehr viel Wert auf ihre Privatsphäre und stießen dabei auf das Problem, in einen Job geraten zu sein, in dem Privatsphäre Mangelware war. Arschkriecherei oder „Networking“, wie es andere Musiker zur Beschleunigung ihrer Karriere betrieben, war nie ihr Ding. Das habe ich immer sehr respektiert.
    Bon hingegen war ein Gentleman vom alten Schlag mit entsprechenden Manieren, der allerdings auch eine wilde Seite hatte, die sich immer dann zeigte, wenn er ein paar

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