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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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wie ihn später Dr. Feelgood meisterlich hinbekamen. „Haben Eddie und seine Kumpels alle dieselbe Setliste?“, fragte ich zwischendurch und erntete einiges Gelächter. Es hörte sich tatsächlich nicht so an, als ob sie alle gerade denselben Song spielten. Richard nahm unsere Kritik als freundschaftliche Spöttelei und merkte gar nicht, dass es uns richtig ernst damit war. Wir hatten jedenfalls an diesem Abend ein neues Hauptquartier gefunden und ein neues Ziel ins Visier genommen.
    Unser erstes Auftrittsangebot war ein richtiger Kracher. Einer von Corals Freunden, Spartacus, war Bassist bei Osibisa, und wir sollten den Aufwärmer für diese Gruppe machen. Osibisa war eine afrikanische Band, die mit seltsamen Instrumenten eine Mischung aus Tribal Music und zeitgenössischen Klängen spielte. Der Gig war in Brighton, knapp hundert Kilometer von London entfernt an der Küste, und man bot uns die phantastische Summe von zehn Pfund, die nicht mal für das Benzingeld gereicht hätte. Wir lehnten dankend ab. Allerdings gab es viel Gelächter wegen dieser Geschichte, auch von Richard, der uns versicherte, dass er schon bald mit einem besseren Angebot würde aufwarten können. Das glaubten wir gern; das war auch nicht weiter schwierig.

    Glücklicherweise war London eine Stadt, in der es leicht war, ein bisschen Staub aufzuwirbeln. Es gab eine Reihe bekannter Clubs und Pubs, die Konzerte veranstalteten, über die regelmäßig in den Wochenzeitungen Melody Maker, New Musical Express und seit neuestem auch Sounds berichtet wurde. Ein perfektes Umfeld, um eine Fan-Basis aufzubauen.
    Das Red Cow in Hammersmith zählte allerdings nicht zu den bekannten Wasserlöchern, in die sich Musikjournalisten verirrten. Ausgerechnet dort organisierte uns Richard am 23. April 1976 unser erstes Londoner Konzert. Der Eintritt war frei. Das Red Cow lag an der Hammersmith Road, die parallel zur Hammersmith-Überführung verlief, einer breiten, unglaublich hässlichen Hochstraße, die zwar für den Verkehrsfluss in die Stadt eine Verbesserung darstellte, aber wirklich die Gegend verschandelte. Es war ein winziger Pub mit einer noch kleineren Bühne (glücklicherweise waren wir ja selbst allesamt nicht die Größten), dessen Zuschauerraum vielleicht um die 150 Leute fasste, wenn sie wie Sardinen dicht gedrängt aneinander standen.
    Wir gingen die Sache so an, wie wir jedes Pubkonzert in Melbourne angegangen waren, und das war ein uns sehr vertrautes Muster: Erst trat eine Vorgruppe auf, dann brachten wir zwei Sets unseres Programms. Wir alle brannten darauf, endlich wieder zu spielen: Die Pause war für uns wirklich lang gewesen, fast einen Monat, seit wir unser „Abschiedskonzert“ vor ausverkauftem Haus im Bondi Lifesaver gegeben hatten, und inzwischen waren wir so sehr auf Live-Entzug, dass wir auch in einem öffentlichen Klo gespielt hätten. In Australien hatten wir rund um die Uhr gearbeitet und höchstens mal inne gehalten, um TNT und Dirty Deeds Done Dirt Cheap einzuspielen, aber in letzter Zeit hatten wir uns unsere Instrumente nur bei ein paar Probeläufen in einem ekligen Übungsstudio auf der King’s Road in Chelsea umgehängt – einer feuchten, hässlichen Höhle, die nach Pilzen roch. Dort hatte ich mich sogar mal gefreut, dass meine Kumpels kifften, weil das den Geruch zumindest ein bisschen vertrieb.
    Aber nun stand unser Gig im Red Cow bevor, und die Zuschauermenge, wenn man denn überhaupt von einer Menge sprechen konnte, verlor sich noch ein wenig vor der Bühne. Es waren vielleicht 30 Leute da, aber das war uns egal: Endlich spielten wir wieder, und wir gaben richtig Vollgas. Angus, der vor Gigs manchmal recht angespannt war, zeigte sich so glücklich, wie ich ihn selten gesehen hatte. Er vibrierte geradezu vor Energie und zeigte bei seinem breiten Lachen dauernd seine hässlichen Zähne. (Pat Pickett sagte über diese Beißer gewöhnlich: „Wenn da ein weißer drunter wäre, würden sie wie eine Reihe Snooker-Kugeln aussehen.“) Wir waren bereit und hatten wie immer unsere Emotionen im Griff, aber die Spannung, die sich darunter verbarg, war deutlich spürbar. Wenn ich einen Augenblick mit der Band nennen müsste, an dem ich wirklich das Gefühl hatte, wir alle seien Brüder, dann war es dieser. Es fühlte sich wirklich so an, als stünden wir am Anfang von etwas ganz Großem, auch wenn wir im Red Cow vor 30 Besoffenen auftraten, die im Übrigen nicht im Geringsten auf das vorbereitet waren, was nun über sie

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