Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
weil er so komische Geräusche machte. Dann kam er langsam wieder zu sich, aber er war bleicher als wir alle zusammen. Damit war die Pokerrunde dann erst mal gestorben.
Ich machte Phil eine Tasse Tee, aber er war schon wieder umgekippt, als sie fertig war. Wahrscheinlich war er auf dem Klo auch einfach ohnmächtig geworden, und als er dann wieder zu sich kam, hatte er sich nicht orientieren können und war in Panik geraten. Ich kenne das von mir selbst, wenn ich in diesem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein bin, da dauert es ja manchmal, bis man weiß, wo man sich befindet. Phil gab es damals nicht zu, und er konnte ja auch gar nichts sagen, weil er ohnmächtig war, aber das Dope hatte ihn wohl ziemlich umgehauen. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, am nächsten Tag gleich wieder eine ziemliche Portion wegzurauchen, in dieser Hinsicht war er ziemlich unverwüstlich. Und so ging mal wieder ein ziemlich interessanter Tag im AC/DC-Haus in der Inverness Terrace zu Ende.
Bon brauchte etwa zehn Tage Auszeit, um nach der Operation wieder auf die Beine zu kommen. Back Street Crawler, Kossoffs Band, hatte sich inzwischen einen Aushilfsgitarristen namens Geoff Whitehorn gesucht und beschlossen, den Rest der Tour wie vereinbart zu absolvieren, und das kam uns mehr als entgegen – wir wollten weiter nichts als endlich loslegen, Back Street Crawler von der Bühne fegen und alle anderen gleich hinterher schicken.
W ie mansich denken kann, hatte Paul Kossoffs Tod unseren Plänen einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Dabei hätten wir so gern Promotion für High Voltage gemacht, das erste Album, das wir in Großbritannien veröffentlichten. Es war ein Zusammenschnitt aus den beiden ersten Platten, die in Australien erhältlich waren, High Voltage und TNT , und mit einem Cover versehen worden, das für mich bis heute zu den schlimmsten aller Zeiten zählt. Es war so eine Art Comic-Zeichnung von Bon und Angus – vermutlich jedenfalls – mit jeder Menge Grün und Rosa. Wem auch immer diese Farbkombination eingefallen war, er verstand sehr wenig von AC/DC, und es verblüfft mich noch immer, dass die Band diesem Entwurf jemals zustimmte. Es war ein Schock. Nicht, dass Phil oder ich je gefragt worden wären, wenn es um solche Entscheidungen ging.
Die Cover-Rückseite entsprach unserem speziellen Humor schon eher. Es war eine Collage aus erfundenen Briefen an die Band und ein paar Gruppenfotos. Eines dieser abgedruckten Schreiben stammte angeblich von den Besitzern eines Clubs, die sich bei mir entschuldigten, weil ich aus ihrem Laden rausgeflogen war (nicht schon wieder!), und die nun artig Danke sagten, weil ich dem Rausschmeißer, der mir dabei in die Quere gekommen war, einen Blumenstrauß ins Krankenhaus geschickt hatte. Unter normalen Umständen hätten mir Schenkelklopfer von diesem Kaliber und wild zusammengeschnittene, imagekonforme Bilder auch nicht gerade Begeisterungsschreie entlockt, aber verglichen mit der Vorderseite war es hervorragende Arbeit. Meine Güte, war die schrecklich. Glücklicherweise wurde für die spätere Veröffentlichung in den USA die Rückseite beibehalten, das Frontcover aber ausgetauscht und ersetzt durch einen wie immer wild grimassierenden Angus Young in seiner Schuluniform, vor schlichtem Hintergrund mit einem dicken Blitz darüber. Immerhin schon mal eine verdammte Verbesserung. Mein Favorit war das australische High Voltage -Cover, auf dem ein Hund sein Bein an einem Stromkasten hob. Das war mal ein richtig cooles Foto. Der Titel „High Voltage“ und das Cover-Konzept stammten übrigens von Chris Gilbey, dem A&R-Mann von Alberts in Sydney.
Wir standen allerdings augenblicklich vor allem vor der Frage, womit wir uns sinnvoll die Zeit vertreiben konnten, während sich die Überbleibsel von Back Street Crawler langsam wieder sortierten. Die einfachste Antwort lautete, ein paar Gigs in Pubs rund um London zu organisieren, damit sich allmählich herumsprach, was für eine großartige neue Truppe sich in der Stadt aufhielt. Die Auszeit gab uns zudem die Gelegenheit, uns andere Bands anzusehen und die Konkurrenz auszuchecken. Da die sowieso in den Pubs und Clubs der Stadt spielten, konnten wir bei unseren Erkundungstouren auch gleichzeitig einen umfassenden Test der verschiedenen hier erhältlichen Biersorten machen, zumindest Mal, Phil und ich. Natürlich alles im Namen der Wissenschaft.
Bei einem dieser Testläufe bestellten Mal, Phil und ich uns ein Minicab für die Fahrt in die Stadt.
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