Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)
Ärmel.«
»Ich wusste es. Ich habe seine Waffe gesucht, aber es war viel zu dunkel.«
Whelan neigte den Kopf zur Seite. »Aber Sie haben eine Sporttasche gefunden?«
»Ja.«
»Worin sich ein paar Inhaberobligationen der Bank of England befanden.«
»So ist es«, sagte Rigby mit Nachdruck.
»Und Sie wissen nicht, wie er heißt?«
»Richtig.«
Wieder ein durchdringender Blick. Dann erhob sich Whelan von seinem Stuhl. »Hoffen wir, dass seine Anwältin uns das sagen kann.«
»Anwältin?«
Whelan bedachte sie mit dem Grinsen eines Polizisten, der auf zu viele Anwälte getroffen war. »Sie meinte, sie wäre bis zehn Uhr hier.«
Rigby folgte ihm einen Gang entlang, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Kurz vor zehn. Es hatte gedauert, den Tatverdächtigen zu transportieren und einzuliefern. Man hatte seine Fingerabdrücke genommen, eine DNA-Probe, ihm seine Kleidung abgenommen und ihn auf Schmauchspuren untersucht. Käme es innerhalb der nächsten zwölf Stunden zu keiner Anklage oder Festsetzung einer Kaution, mussten sie ihn laufen lassen.
»Da wären wir«, sagte Whelan.
Die Tür zu einem Befragungsraum und hinter der Scheibe aus geriffeltem Glas die blaue Silhouette eines Polizisten, der den Mann bewachte, den Rigby festgenommen hatte. Sie nahm ihre letzte Chance wahr. »Meinen Sie, wir könnten anfangen, bevor die Anwältin eintrifft? Immerhin wissen wir, dass sein Komplize frei herumläuft und bewaffnet ist.«
Whelan würgte ihren Vorstoß nicht sofort ab. »Darauf wird er sich nicht einlassen.«
»Ein Versuch kostet nichts«, sagte Rigby, die kurz davor war, die Tür zu öffnen, sich aber rechtzeitig ihrer Stellung erinnerte. »Es muss doch nicht offiziell sein.«
Whelan schüttelte den Kopf. »Wir nehmen es auf Band auf«, sagte er und öffnete die Tür zum Befragungsraum.
Sie gingen hinein. Whelan nickte dem Uniformierten zu, der daraufhin hinausging und die Tür hinter sich schloss. Rigby und Whelan stellten sich vor, nahmen vis-à-vis vom Tatverdächtigen Platz, auf Plastikstühlen an einem Plastiktisch, und Whelan stellte das Aufnahmegerät an. Die Luft im Raum war stickig und dem Raum selbst hatten die vielen Jahre des Leugnens und der Bekenntnisse ihren Stempel aufgedrückt.
Whelan informierte den Mann über seine Rechte und legte los. »Okay, Freundchen, was haben Sie für uns?«
Der Mann schluckte, dann legte er den Kopf auf die Seite. »Meine Anwältin?«
In seiner Lederkombi hatte er einen unberechenbaren, gefährlichen Eindruck gemacht. In diesem Gefängnisoverall, dessen verwaschenes Orange alle Mühe hatte, sich gegenüber dem Neonlicht zu behaupten, wirkte er sanft und unscheinbar. »Wie wär's, wenn Sie uns als Erstes erzählen, wer Sie sind«, sagte Rigby.
»Kein Kommentar.«
»Wir überprüfen gerade Ihre Fingerabdrücke. Die sind gespeichert. Das kann ich riechen.«
»Ich will meine Anwältin sprechen.«
Sein Blick wanderte durch den Raum, als würden die Dreckspuren an den Wänden zu Türen und Tunneln weisen.
»Sie wird Sie nicht so schnell hier rausholen«, sagte Whelan.
»Sie haben nichts gegen mich in der Hand. Ich will auf Kaution raus.«
Rigby lachte. »Man hat Sie festgenommen, weil Sie im Verdacht stehen, zwei Menschen ermordet zu haben.«
»Dann klagen Sie mich an.«
»Oh, das werden wir, Freundchen, das werden wir«, sagte Whelan. »Morgen werden Sie einem Haftrichter vorgeführt, Kaution wird abgelehnt, und dann wird man Sie in das Remand Centre in der Spencer Street überführen.«
Rigby war nicht an verfahrensrechtlichen Details interessiert. »Wir wollen nur Grundsätzliches klären, bevor Ihre Anwältin hier ist, Zeit sparen und mögliche Missverständnisse ausräumen.«
Schulterzucken.
»Fürs Protokoll: Der Tatverdächtige hat mit den Achseln gezuckt, was auf sein Einverständnis schließen lässt.«
»Und die Zahnfee gibt es wirklich.«
»Die vorläufigen Ergebnisse einer Schmauchspur-Analyse zeigen, dass Sie kürzlich eine Waffe abgefeuert haben. Wollen Sie das bestreiten?«
»Kein Kommentar.«
»Haben Sie einen Waffenschein? Besitzen Sie eine Waffe?«
»Haben Sie eine bei mir gefunden? Nein. Wo ist meine Anwältin?«
»Gegen sieben Uhr heute Abend wurden zwei Männer im Jacaranda Park erschossen. Sie wurden gesehen, als Sie kurze Zeit danach den Park auf einem Motorrad verließen. Ich behaupte jetzt, dass Sie schuldig sind, diese beiden Männer erschossen zu haben.«
»Kein Kommentar.«
»Wenn es Notwehr war«, sagte Whelan, »liegt es
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