Dirty Talk
vor ihrem Gesicht herum, um ihr zu beweisen, dass seiner größer war als der ihres Freundes. (War er tatsächlich.)
Er erzählte ihr von seiner Scheidung und beschränkte sich dabei auf die kalten, nüchternen Fakten. Dass er ausziehen wollte, bis seine zukünftige Exfrau ihren Master gemacht hatte, damit sie anschließend das Haus verkaufen konnten. Sie nickte mitfühlend, und er verspürte den unwiderstehlichen Drang, ihr zu gestehen, wie depressiv und wuschig er war. Stattdessen erzählte er ihr, er stehe finanziell auf sicheren Füßen und sei ein solventer Mieter und so weiter.
Es war ihm irgendwie peinlich, aber er versuchte, sich vorzustellen, wie er sie überredete, sich nach vorne zu beugen, damit er unter das blaue unförmige Ding von Kleid gucken konnte. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob Frauen auch so viel Zeit und Energie darauf verschwendeten, Männern auf den Schritt zu starren oder ihre Beine prüfend zu mustern. Elise hatte ihm einmal erklärt, Männer seien von Natur aus wie Vögel, die sich aufplusterten, weshalb es bei warmen Temperaturen nicht besonders schwierig war, einen frei schwingenden Penis zu entdecken – oder zu ignorieren.
Während des Gesprächs stand Jo einmal auf einem Bein und hatte den anderen Fuß gegen ihr Knie gedrückt – wie bei einer Yogastellung. In dieser Stadt musste man einfach Yoga, Pilates oder etwas Vergleichbares betreiben, wenn man nicht riskieren wollte, ausgegrenzt zu werden. Er machte nichts von alledem. Vermutlich gab es hier so was wie eine Einsatztruppe der Polizei, die bei unbescholtenen Bürgern die Türen eintrat und nachschaute, ob man auch den großen Zeh im Ohr stecken hatte.
Ihre tollen Beine konnte er kaum ignorieren.
Sie gaben sich zum Abschied die Hand, und sie versprach ihm, sich zu melden.
Als er wegfuhr, entschloss er sich, unbedingt zu vergessen, dass er sie nackt gesehen hatte. Und nicht mehr darüber nachzudenken, wie sie wohl unter diesem Sack von Kleid aussah (ziemlich gut, vermutete er). Das war wirklich ein Fehler gewesen. Er hatte das Stöhnen und Keuchen schon vorher gehört und gedacht, jemand leide unter Schmerzen. Als er durch die offene Haustür geschaut hatte, war ihm als Erstes der Weihnachtsmannslip auf dem Fußboden aufgefallen. Im Schritt war das Höschen nass gewesen.
Was danach kam, war ein noch viel schlimmerer Fehler gewesen. Er hatte bestimmt fünf Minuten einfach in der Tür gestanden und bei diesem unvorstellbar geilen Sex zugeschaut. Es hatte ihn verdammt erregt zu beobachten, wie der Schwanz von diesem Kerl sich in ihr rein und raus bewegte. Der Schwanz interessierte ihn überhaupt nicht. Aber er konnte sehen, wie er ihre Möse teilte und weit öffnete. Sie war ganz rosig und wunderhübsch und schimmerte feucht unterhalb ihres kleinen Nests aus schwarzem Schamhaar. Diese Möse war der aufgehende Stern in seinem nächtlichen Pornokopfkino.
Scheiße. Hier ging es um was Geschäftliches. Zumindest vorübergehend. Und er sollte doch eigentlich erleichtert sein, weil er jetzt eine Wohnung gefunden hatte. Aber er war vor allem traurig.
Er konnte es kaum erwarten, endlich nicht mehr mit Elise unter einem Dach zu leben. Aber ihm grauste vor dem tatsächlichen Auszug und dem Abschied. Denn von da an würden sich mit dieser Ehe nur noch die Anwälte beschäftigten.
Noch mehr Tränen. Seine, vielleicht sogar ihre.
Wie hatte das mit ihnen nur so schiefgehen können?
Donnerstagabend hatten wir im Sender eine Sitzung, an der alle Moderatoren teilnahmen. Ich war ebenso dabei wie zwei Vollzeitnachrichtensprecher und ein paar Volontäre und Springer. Ich berichtete, was es im Sender Neues gab, und lobte alle ausdrücklich für ihren schnellen Einsatz in der Vorwoche, als wir eine Eilmeldung hatten. Dann gab ich ein paar Informationen von unserem Programmdirektor Neil weiter. Er war mein Chef, und ich tat so, als würde ich nicht merken, dass alle permanent grinsten und die Augen verdrehten.
Manchmal tat Neil mir leid. Aber meistens nervte er einfach nur. Ursprünglich war er vom Fernsehen zu uns gekommen, und da wir in der Hinsicht echte Snobs waren, hatten Kimberly und ich uns von Anfang an über seine Vorliebe für teure Anzüge, exklusive Haarschnitte und vor allem seinen offensichtlichen Ehrgeiz lustig gemacht. Außerdem hatte er dummerweise nicht viel Ahnung von Musik und sprach die Namen der Komponisten ständig falsch aus, wenn er tatsächlich mal eine Sendung übernahm. Bei Mitarbeiterversammlungen redete er
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