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Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mullany
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lange baumelnde Ohrringe mit unechten Diamanten.
    Kimberly umfasste meinen Ellbogen und führte mich aus der Damentoilette.
    „Du hast das Recht zu schweigen. Du hast …“
    „Klugscheißerin.“ Sie zog mich quer durchs Foyer, in dem sich während der Pause wohlhabende Zuschauer drängten. Unter ihnen waren auch ein paar alte Birkenstock-Hippies, sonst waren fast alle mittleren Alters. Die wenigen jungen Leute waren in Jeans, Wanderstiefeln und mit Weste gekommen. Die Sinfonie zog ein sehr gemischtes Publikum an.
    Wir gesellten uns zu ein paar Leuten, die Champagner tranken. Unser Manager Bill stand ebenso dabei wie der Direktor der Sinfonie. Kimberly stellte uns einander vor und warf dabei affektiert ihre blonde Mähne nach hinten. So lernte ich Willis Scott III. kennen.
    Er war der Typ Mann, auf den normalerweise Kimberly stand. Ich mochte ja eher die Typen in verwaschenen Jeans oder ausgebeulten Stoffhosen. Er hatte dunkles, leicht grau meliertes Haar und einen teuren Haarschnitt, trug Anzug und Rasierwasser, als gehörten sie zu ihm – und ja, er sah gut aus.
    „Ich bin überrascht, dass Sie gerne in die Sinfonie gehen“, sagte er.
    „Warum?“
    „Sie hören doch jeden Tag Musik.“
    „Ich höre eigentlich gar nicht so oft hin. Es gibt im Studio eine Menge zu tun, während die Musik spielt.“ Telefonsex, zum Beispiel.
    „Klingt spannend.“
    Ich nickte und wusste nicht, was ich sagen sollte. „Erzählen Sie mir doch mal, was Sie so machen.“
    Das machte er sehr gerne. Er redete wie ein Wasserfall über den Leitzins und Eigenkapital und warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt war, um in Immobilien zu investieren.
    Ich trank Champagner und gab mir Mühe, klug auszusehen.
    „Ich habe da ein Neubauprojekt im Norden der Stadt“, sagte er. „Großartige Architektur in richtig exklusiver, sehr beeindruckender Lage. Wir wollen die ursprüngliche Natur des Grundstücks erhalten; mit Bäumen und so. Das soll was Hochpreisiges werden, verstehen Sie, was ich meine? Zum Großteil Wochenendhäuser …“
    „Wenn Sie sich so viel um die ursprüngliche Natur sorgen, wieso wollen Sie dann überhaupt da bauen? Ist ja nicht so, als wären die Häuser für Menschen, die unbedingt eins brauchen.“
    Er legte die glatte Stirn in Falten. „Es gibt eine Nachfrage, auch wenn Sie es vielleicht nicht glauben. Sie wissen doch, Jo, wenn es den Bedarf gibt …“
    Ich vermute, so was passierte, wenn man Designerklamotten trug oder sich etwas verrucht gab. „Ich habe nicht vor …“
    „Rufen Sie mich an.“ Er gab mir eine Visitenkarte.
    „Okay.“
    Wie ein echter Gentleman hielt er mein Champagnerglas, während ich mein Täschchen öffnete und seine Karte einsteckte.
    Er schob sich etwas näher und zog den Shawl wieder über meine Schulter. Seine manikürten Finger ruhten etwas zu lang auf meiner nackten Schulter. „Sie sind eine sehr attraktive Frau. Vielleicht können wir ja mal zusammen essen gehen?“
    Ich machte einen Schritt zurück. „An den meisten Abenden arbeite ich, Willis.“
    „Dann zum Mittagessen. Wir können danach raus zum Neubaugebiet fahren. Ein bisschen Landluft schnuppern. Wie klingt das?“
    „Ich melde mich bei Ihnen.“ Ich konnte es kaum erwarten, seine Visitenkarte wegzuschmeißen. Natürlich nur in den Papiermüll.
    „Schöne Schuhe.“
    Ach genau. Das fehlte mir gerade noch – ein Schuhfetischist. Na ja, vielleicht versuchte er auch einfach nur, einfühlsam zu sein.
    Zu meiner großen Erleichterung erklang jetzt der Gong, der zur zweiten Hälfte des Konzerts rief. Während wir langsam zurück in den Konzertsaal gingen, schob sich eine aus der Gruppe – eine Frau in den Vierzigern mit hellen Haaren – an meine Seite.
    „Ich wollte Ihnen sagen, wie sehr ich Ihre Sendung mag.“
    „Danke.“
    „Sie klingen immer so aufgeschlossen. Ich glaube, viele Menschen lassen sich von klassischer Musik allzu leicht einschüchtern. Das ist eine Schande.“
    „Das ist es. Tut mir leid, aber ich habe Ihren Namen nicht präsent.“
    „Ich bin Liz Ferrar.“ Sie lächelte und berührte flüchtig meinen Arm. „Wenn Kimberly glaubt, Willis sei für den Sender ein aussichtsreicher Geldgeber“, flüsterte sie mir verschwörerisch zu, „verschwendet sie ihre Zeit. Er ist ein echter Geizkragen. Das trifft auf die ganze Familie zu. Außerdem ist er ein Idiot.“
    „Stimmt, ja! Er hat mich grade so dreist angebaggert, das glaubt man nicht. Sind Sie nicht die Frau, die das Frauenhaus hier in der Stadt

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