Dirty Talk
jemand an der Hintertür, und ich ließ sie herein. Sie trug einen herrlichen Ledermantel, darunter einen Pyjama mit einem Muster aus flauschigen Häschen sowie Cowboystiefel. Ich lachte, als ich sie so sah, und musste sofort wieder losheulen.
„Du steckst bis zum Hals in der Scheiße“, erklärte sie und stellte ihre große Lederhandtasche auf den Boden. „Wow, es ist so, wie sie sagen, man hat einfach heutzutage keine großen Dramen mehr im Radio. Jetzt müssen wir aber erst mal Schadensbegrenzung betreiben. Kennst du das Passwort für den Anrufbeantworter, auf dem alle Anrufe eingehen? Großartig. Du gehst jetzt dorthin und löschst jede einzelne Nachricht, die aufgesprochen wurde. Dasselbe machst du mit deinem Anrufbeantworter. Ich kümmere mich um den Rest.“
„Was ist mit ihren Passwörtern?“
„Ich kenne ihre Passwörter. Frag lieber nicht, das ist quasi Bills Schuld. Dann kümmern wir uns um die E-Mails. Wir bleiben besser noch eine Weile hier und schauen, ob weitere Anrufe und Mails reinkommen. Ich hab uns was zu essen mitgebracht.“ Sie nickte zu der Tasche, in der Obst, Käse und Cracker waren. „Und du hörst dir auf keinen Fall eine dieser Nachrichten an. Davon fühlst du dich bestimmt nicht besser.“
„Nach dieser Sache muss ich auf jeden Fall kündigen, egal wie gut es uns gelingt, die Sache zu vertuschen. Das kommt bestimmt irgendwann raus.“
„Ich weiß, Süße. Aber du wirst dann kündigen, wenn für dich der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Das hier verschafft dir zumindest ein paar Tage Zeit. Ich bin bloß froh, dass Neil im Moment nicht in der Stadt ist.“ Sie umarmte mich noch einmal. „Okay, Süße, auf geht’s.“
Der Anrufbeantworter war inzwischen voll, und die Anrufe hatten nachgelassen. Ich löschte alle eingegangenen Anrufe und machte dasselbe mit meinem Anrufbeantworter. Dann löschte ich die Mails, die auf meinem Account aufgelaufen waren, und machte dasselbe mit dem offiziellen Mail-Account des Senders.
Etwas später kam Kimberly zurück in mein Studio. Sie schnitt Käse und Obst klein und fütterte mich damit. Sie war ganz behutsam, aber zugleich unnachgiebig, weshalb ich gleich noch mal losheulte. Wir überprüften regelmäßig, ob neue Mails oder Anrufe eingingen. Die meisten gingen an Bill, nur wenige an Neil, und wir löschten sie alle. Aber nach einer Stunde war schließlich alles ruhig. Oder, wie Kimberly sagte, die Leute waren jetzt wohl wieder mit ihren Internetpornos oder dem Footballspiel befasst, das heute Abend übertragen wurde. Ich musste direkt dankbar sein, dass es Sport gab.
Sie blieb bei mir im Studio, bis ich mit meiner Schicht durch war. Dann nahm sie mich mit in ihr Apartment, wo Bill auf ihrer Couch eingeschlafen war, während er auf uns wartete. Ich heulte schon wieder und erzählte Kimberly zusammenhanglos die ganze Geschichte. Bill wachte auf und machte mir eine heiße Milch mit Honig und bot mir etwas Gras an. Er meinte, das sei sein übliches Betthupferl. („Und kleine, blaue Pillen“, fügte Kimberly mit einem Zwinkern hinzu.) Ich lehnte das Gras ab, aber einen ordentlichen Schuss Likör in die Milch nahm ich an, und dann fiel ich in Kimberlys Gästezimmer ins Bett und sofort in tiefen, erschöpften Schlaf.
„Hey, Schlafmütze.“ Kimberly saß auf der Bettkante. „Wie fühlst du dich? Möchtest du Frühstück?“
Ich setzte mich auf, rieb mir den Schlaf aus den Augen und fragte mich, warum sich alles so merkwürdig anfühlte und warum ich in Kimberlys Gästezimmer geschlafen hatte. Ich trug ein großes gestreiftes Flanellhemd, vermutlich das Oberteil eines Herrenpyjamas. Und vermutlich gehörte dieser Pyjama Bill. Fünf Sekunden später kam die Erinnerung an den vergangenen Abend mit voller Wucht zurück.
„Nicht weinen“, sagte Kimberly. „Ach, verflixt. Heul doch, wenn du willst. Du bist entschuldigt. Du hast diesmal richtig große Scheiße gebaut, Süße.“
„Ich weiß.“ Ich tastete nach meinem Handy, das auf dem Nachttischchen lag.
„Oh, oh! Nein! Du wirst ihn auf keinen Fall anrufen.“
„Das hatte ich nicht vor. Ich wollte meine Mom anrufen.“
„Ruf sie später an, wenn du nicht so völlig durch den Wind bist.“ Kimberly nahm mir das Handy ab und legte es außer Reichweite. „Ich gehe gleich zur Arbeit, um noch mehr Schadensbegrenzung zu betreiben. Möchtest du Frühstück? Bill macht dir was. Du kannst aber gerne noch ein Weilchen schlafen.“
„Erzähl mir die Sache mit Bill.“ Ich wischte mit dem
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