Dirty Talk
Ärmel mein Gesicht ab. „Ich will einfach mal etwas Gutes hören.“
„Einverstanden. Also … ich wurde es langsam leid, im Internet diese verrückten Typen kennenzulernen. Du weißt schon. Zahnärzte mit Dreadlocks und solche Männer. Und ich dachte einfach, hey, da gibt es doch diesen gut aussehenden Typen bei mir auf der Arbeit. Er ist zwar etwas älter, aber verflixt! Das heißt doch wohl auch, dass er ein bisschen mehr Erfahrung hat. Darum habe ich ihn angemacht.“
„Ein bisschen älter?“, wiederholte ich ungläubig.
„Süße, ich habe dir nie gesagt, wie alt ich bin. Und du warst zu höflich, um mich zu fragen. Ich bin fünfundvierzig. Ich hab einfach gute Gene, und außerdem habe ich ein bisschen was machen lassen.“ Sie tippte sich unter das Kinn und unter die Augen. „Und ich passe gut auf mich auf. Ja meine Güte, er ist ein bisschen älter. Und? Er ist im Bett echt ein wildes Tier, so viel sei verraten. Braucht eigentlich diese blauen Pillchen gar nicht, und er ist wirklich gut darin, den Toilettensitz runterzuklappen und ist überhaupt sehr gut erzogen. Wir mussten es beim Sender erst mal geheim halten, weil uns sonst noch jemand mit sexueller Belästigung und Vetternwirtschaft und dem ganzen Scheiß gekommen wäre. Aber jetzt haben wir uns zueinander bekannt.“
„Das finde ich toll“, sagte ich. „Glaubst du, ihr werdet heiraten?“
Sie zuckte die Schultern. „Vielleicht. Ich muss jetzt los. Bill kann dich nachher zum Sender fahren, damit du dein Auto holen kannst. Du hältst jetzt erst mal die Füße still und kommst bitte zu deiner Schicht wie die Unschuld in Person, hörst du? Ich kümmere mich um die Briefpost. Ich hab ja schon immer gesagt, dass es nur von Vorteil ist, wenn niemand auf das hört, was die Leute in ihren Briefen schreiben. Wenn man mal von Neil absieht, und der ist im Moment nicht da. Aber Bill mag deine Sendung. Das hat er schon immer. Nur deshalb habe ich dich gestern Nacht gehört.“
„Aber ist das nicht illegal, Kimberly? Wenn wir die Mails und die Post verschwinden lassen?“
Sie stand auf und grinste. „Darauf kannst du wetten. Vergiss nicht Alamo, Süße. Wir sehen uns.“
Ich stand etwas später ebenfalls auf und zog eine von Kimberlys topschicken Yogahosen an. Ich ließ mich von Bill mit einem riesigen Berg Pfannkuchen füttern. „Liebeskummer lässt sich mit vollem Magen immer besser ertragen“, erklärte er und überflutete meinen Teller mit Sirup. „Allerdings hätte ich dich für die Sache auch gefeuert. Ist aber nicht das Schlimmste, was einem passieren kann.“
Das war es auch nicht. Trotzdem fühlte ich mich beim Gedanken daran, meinen Job zu verlieren, nicht besonders gut. Im Moment fühlte ich mich gar nicht gut, und das betraf eigentlich alle Lebensbereiche. Ich fuhr nach Hause, und der Himmel war angemessen grau. Ein trostloses Wetter. Unterwegs hörte ich im Radio irgendeinen unablässig fröhlichen Rocksender und lauschte den tröstenden Oldies, an die ich mich noch aus meiner Kindheit erinnerte. Als ich den Wagen in die Einfahrt lenkte, schaute ich zum Apartment hoch. Ich wusste, dass Patrick ausgezogen war, obwohl es keine Anzeichen dafür gab.
Als ich zur Haustür ging, sah ich jemanden, der aus einem großen dunklen Fahrzeug auf der anderen Straßenseite stieg.
„Ma’am?“
Ich drehte mich um. Oh Gott, jetzt wurde ich auch noch ausgeraubt. Großartig. Ich schob meine Schlüssel so in die Hand, dass ich sie als Waffe gegen den Angreifer einsetzen konnte – das hatte ich in einem Selbstverteidigungskurs gelernt. Der Mann kam auf mich zu. Er hielt ein Klemmbrett in der Hand. Vielleicht wurde ich doch nicht ausgeraubt. Ich hatte noch nie von einem Straßenräuber gehört, der mit einem Klemmbrett kam.
„Miss Hutchinson?“, fragte der Typ. Er hielt mir einen großen braunen Umschlag und einen Kuli hin. „Unterschreiben Sie bitte hier. Vielen Dank. Schönen Tag noch.“
Ich klemmte mir den Briefumschlag unter den Arm und betrat das Haus. Brady lief auf mich zu und scharwenzelte um meine Beine herum. Er gab seine liebevollen, vom Hunger getriebenen Maunzer von sich. Ich folgte ihm in die Küche. Jemand hatte ihn erst kürzlich gefüttert – in seiner Schüssel waren noch ein paar Futterreste.
Ich ging nach oben und klopfte an die Tür, die das Apartment vom Rest des Hauses trennte. Keine Antwort. Ich öffnete und betrat einen komplett leeren Raum. Er hatte sogar staubgesaugt, weshalb das Apartment makellos war. Auf der
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