Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mullany
Vom Netzwerk:
aber die Maske würde ihren Zweck erfüllen.
    Ich hoffte nur, niemandem fielen meine nackten Füße auf.
    Ich spähte um die Ecke. Die Luft war rein. Als gehörte ich nach oben, schritt ich aus dem Garderobenzimmer und die Treppe hinauf, den leisen Geräuschen entgegen. Auf dem oberen Treppenabsatz zögerte ich.
    Die Stufen gingen rechts und links weiter. Direkt vor mir befand sich eine Tür, von der ich ziemlich sicher war, dass sie zur Galerie über dem großen Raum führte. Ich öffnete auch diese Tür einen Spaltbreit. Einige Leute standen am Geländer und beobachteten die Szene, die sich unten abspielte. Jennifer betätigte sich inzwischen als Stangentänzerin an einer der Säulen, während Ivan am Klavier saß und eine Hip-Hop-Parodie klimperte.
    Ich zog mich wieder zurück und schloss die Tür. Dann blickte ich mich suchend um.
    Schließlich nahm ich nach kurzem Zögern die rechte Treppe. Essensgeruch hing in der Luft. Ein satter und köstlicher Duft, der meinen Magen knurren ließ. Ich wünschte, ich hätte zu Hause mehr Pizza gegessen, und erinnerte mich wieder an Patricks Sorge, weil ich so wenig Appetit gezeigt hatte, und wie befangen und kratzbürstig ich darauf reagiert hatte. Aber irgendwie hatte es mir auch gefallen, dass er sich um mich sorgte. Wie lange war es schließlich her, seit sich jemand Gedanken gemacht hatte, was ich aß und ob ich gut aß?
    Ein Flur führte am oberen Ende der Treppe in beide Richtungen. Ich schaute mich prüfend um. Der Essensduft war inzwischen stärker. Während ich dastand, hörte ich ein gedämpftes Poltern und ein Klingeln. Zwei Holzpaneele glitten zur Seite. Dahinter befand sich ein Fahrstuhl. Kellner tauchten mit einem Wägelchen mit Essen auf. Sie nahmen keine Notiz von mir, sondern schoben den Wagen mit den abgedeckten Speisen in ein Zimmer. Ich schaute durch die Tür. Maskierte Leute hatten sich dort versammelt, und ich entdeckte Jake und Cathy unter ihnen. Sie saßen an einer langen Tafel mit einem sehr schönen Tafelaufsatz. Sie plauderten angeregt und lachten viel.
    Ich schaute mir den Tafelaufsatz genauer an. Denn dieser Tafelaufsatz war keine Geringere als Lindy. Ihre Haut war vergoldet, und Blumen waren über ihren nackten Körper verstreut. Eine riesige Orchidee prangte zwischen ihren Schenkeln. In diesem Moment beugte sich jemand vor und nahm eine der Erdbeeren, die mit anderen Früchten rund um ihren Körper verteilt lagen, und streichelte abwesend ihre nackte Haut. Mein Blick wurde im nächsten Moment von den Kellnern verstellt, die den Gästen ihre Teller hinstellten.
    Einer von ihnen trat beiseite und bedeutete mir, ich solle eintreten, aber ich schüttelte den Kopf.
    Am Tisch saß auch ein Mann mit einer Maske, die ihm das Aussehen eines Löwen gab. Er stand auf und kam in meine Richtung. Er hielt ein Handy ans Ohr gedrückt. Er war groß und schlank, und ein paar graue Strähnen durchzogen sein dunkles Haar. Als er an mir vorbeiging, hörte ich ein paar Worte. Zu meiner Überraschung ging es tatsächlich um finanzielle Transaktionen.
    „Aber natürlich …“ Er klang leicht verärgert.
    Seine Stimme war mir vertraut. Sogar sehr vertraut.
    „Mr D.?“ Meine Stimme klang piepsig.
    Er drehte sich um und sah mich an. Durch die Löwenmaske war es unmöglich, seinen Blick zu deuten. Bildete ich mir das nur ein, oder zögerte er tatsächlich?
    Ich konnte mich nicht bewegen. Es fühlte sich an, als wäre ich zu Eis erstarrt.
    In diesem Augenblick hielt der Fahrstuhl erneut rumpelnd hinter mir an und ließ ein leises Pling hören. Der Mann – Mr D., ich wusste, dass er es war – quetschte sich an einem halben Dutzend Kellnern und noch mehr Wagen mit Tellern vorbei. Sie drängten beiseite, um ihn durchzulassen, und blockierten den Korridor. Die Wagen mit den Tellern standen zwischen uns, als ich ihm nachrief und mir die Maske vom Gesicht riss. „Ich bin’s! Ich bin’s, Jo!“
    Die Fahrstuhltüren schlossen sich, und einige Gäste, die von meiner erhobenen Stimme alarmiert worden waren, tauchten aus dem Speisesaal auf. Einen erkannte ich an seiner schlaksigen Gestalt und den rötlichen Haaren.
    „Scheiße, Jo!“, rief Harry, der Vorsitzende. „Jetzt steckst du aber so richtig in Schwierigkeiten.“

14. KAPITEL
    „Deine Bestrafung ist eine ziemlich ernste Angelegenheit.“ Angela, das in Leder gekleidete Fräulein Rottenmeier der Gesellschaft, musterte mich prüfend. Sie trug eine sehr teuer wirkende schwarze Ledermaske mit Nieten und Pailletten.

Weitere Kostenlose Bücher