Dirty Talk
Arbeitsfläche kratzte und sie ebenfalls unter den Teig knetete.
Dann gab er ein zufriedenes Seufzen von sich und ließ kurz vom Teig ab, nur um ihn dann mit neuer Kraft zu kneten und zu falten. Jetzt hatte er in einen Rhythmus gefunden: mit der Handfläche drücken, falten, umdrehen.
„Jetzt sieht es nach Brot aus“, sagte er.
Ich konzentrierte mich darauf, uns Kaffee einzuschenken. Aber eigentlich wollte ich nur seinen Händen zusehen, die den Teig mit so viel Selbstvertrauen bearbeiteten, dass es mir Bewunderung abrang. Irgendwie war es auch ein sehr intimer Moment; ich sah einem Mann dabei zu, wie er ein Wunder vollbrachte. „Es ist ein bisschen spät, um jetzt noch zu backen, oder?“
„Störe ich dich? Ich kann den Teig auch in den Kühlschrank packen und morgen weitermachen, wenn dir das lieber ist.“
„Nein, ist schon in Ordnung. Ich dachte nur … Na ja, ich denke, der wird noch viel Zeit brauchen, wenn er noch aufgehen muss und so weiter.“
„Ja, stimmt. Ich schlafe im Moment nicht besonders gut. Ich kann die Zeit genauso gut sinnvoll nutzen.“ Er lächelte. „Ich finde diese Arbeit einfach sehr befriedigend. Weißt du, es funktioniert immer. Jedes Mal. Du gibst die Hefe in warmes Wasser, fügst etwas Zucker hinzu, und die Hefe erwacht zum Leben. Es gibt keine Zweifel, keine Unsicherheiten.“
Seine Ärmel waren bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Ich sah die Sehnen an den Handgelenken arbeiten, während er den Teig durchwalkte. Die kupferfarbenen Härchen auf dem Handrücken waren mit Mehl bestäubt.
„Ich hab heute Elise getroffen“, stieß ich hervor und fragte mich im selben Moment, ob ich ihm damit das letzte bisschen Schlaf raubte.
„Ach, tatsächlich?“ Seine Hände ruhten nicht, und ich bemerkte kein Zögern in seinen Bewegungen. „Sie ist ein nettes Mädchen, nicht wahr?“
Na ja, immerhin hatte er sie geheiratet. Er hatte sie einmal geliebt. Ich machte ein Geräusch, das irgendwie höflich sein sollte, und goss Milch in die Kaffeebecher.
Er klappte den Teig zusammen und schlug darauf ein. Das Geräusch klang satt und voll. „Sexy, stimmt’s?“
„Ja, findest du?“ Ach, ich war so eine schamlose Lügnerin. Ich musste mich daran erinnern, dass er nur Brot buk und keine sinnliche Vorstellung lieferte, die nur mir galt.
„Ja. Wunderschön.“ Wieder ein Schlag auf den Teigklumpen. „So weich und schimmernd und lebendig .“
Das Telefon klingelte, und ich griff nach dem Hörer. Dabei wandte ich mich von ihm ab, um meine verräterisch errötenden Wangen zu verbergen. „Jo?“ Es war Harrys Stimme.
„Ja.“
„Wir müssen reden.“
„Ich glaube nicht.“ Ich legte auf. An Patrick gewandt sagte ich: „Ich hasse Telefonverkäufer.“
Er schaute auf die Uhr und dann mich an, und nach kurzem Zögern sagte er: „Ich auch.“
Er wusste genauso gut wie ich, dass kein Telefonverkäufer abends um zehn anrufen würde.
Ich ging ihm aus dem Weg, damit er zur Spüle gehen und seine Rührschüssel auswaschen konnte. Anschließend wusch er sich die Hände.
„Du siehst so aus, als hättest du noch nie jemanden gesehen, der selbst Brot backt.“ Er gab etwas Öl in die Schüssel und verteilte es mit den Fingerspitzen. Ich erbebte. Wenn ich mir vorstellte, wie diese Fingerspitzen, vom Öl glitschig und kühl, ganz andere Dinge machten. Mit mir zum Beispiel.
„Natürlich habe ich das. Ich mag es einfach, zuzusehen, wenn jemand etwas macht, das er gut beherrscht.“
„Ich bin nur mittelmäßig darin. Wie gesagt, die Hefe ist diejenige, die die ganze Arbeit macht.“ Er warf den massigen Teigklumpen in die Schüssel und wendete ihn im Öl. Anschließend bedeckte er das Ganze mit einem feuchten Tuch. „Und jetzt darf die Hefe sich ein bisschen ausruhen und ihre Arbeit tun. Wer kommt denn noch alles zum Thanksgiving-Essen?“
„Die meisten Leute kenne ich von der Arbeit beim Sender. Kimberly kommt, aber sie wusste noch nicht, ob sie einen Mann mitbringt. Liz mit ihrem Mann. Und jeder bringt was zu essen mit. Es wird bestimmt lustig. Wenn es da jemanden gibt, den du einladen möchtest, kannst du das gerne tun, aber sag mir vorher Bescheid.“ Ich beschmierte eine Scheibe Brot mit Erdnussbutter. „Ich bin von sechs bis eins auf Sendung an dem Abend, darum essen wir früh.“
„Es macht dir nichts aus, an Thanksgiving zu arbeiten?“
„Nein, ich mag es. Die Leute rufen an und sind gut drauf. Das ist der einzige Tag im Jahr, an dem sie sich nicht über alles beklagen. Und
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