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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Taschentücher konnte er wohl brauchen. Gavin trat von einem Fuß auf den anderen, die Hände tief in den Taschen seines viel zu großen Sweatshirts vergraben. Sein Haar war länger und hing ihm in die Augen, aber vermutlich sah er mich sowieso nicht an.
    „Hallo Miss Kavanagh.“
    Ich warf über die Schulter einen Blick zu Bob, der gerade eine Kiste mit weiteren Geschenktütchen öffnete. Marcy hatte ihre Stellung an der Popcornmaschine kurz verlassen, um uns etwas zu essen zu besorgen.
    „Hallo Gavin.“
    „Ich hab Sie gesehen, und ich wollte nur sagen, ich wollte sagen …“
    Ich half ihm nicht, fixierte nur einen Punkt oberhalb seiner Schultern. Die Anschuldigungen seiner Mutter hatten mich zu tief getroffen, um ihm ein Lächeln zu schenken.
    „Meine Mom, sie hat irgendwie die Kontrolle verloren.“
    Ich nickte. Auf seinem Sweatshirt war ein grinsendes Skelett mit einem Dolch durch den Schädel zu sehen.
    „Meine Mom, sie … sie war einfach ziemlich sauer, weil ich zu viel Zeit bei Ihnen verbracht habe. Und sie wollte wissen, was wir eigentlich machen.“
    „Verstehe.“ Nun sah ich ihn doch an. „Und das hast du ihr gesagt, wie ich vermute.“
    Er kaute auf der Unterlippe. „Ja.“
    Ich ordnete die Blöcke und Stifte vor mir auf dem Tisch. „Dann ist es interessant, dass sie sich etwas anderes vorstellt.“
    Er zögerte, dann rief er: „Mann, Sie sind eine hübsche Frau, und ich bin noch ein Kind …“
    Ich warf ihm einen Blick zu, der ihn umgehend zum Schweigen brachte. „Ich glaube, du verstehst nicht, Gavin, wie viel Ärger du mir damit bereitet hast.“ Ich zwang mich, ruhig zu sprechen, und verteilte ein paar weitere Geschenktütchen an eineiige Zwillinge mit schokoladenverschmierten Mündern. „Oder?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Mom sagte, ich wäre nur ein geiler Teenager, und wenn ich die Chance hätte, was Schmutziges zu tun, würde ich es tun.“
    Schmutzig. Schon wieder dieses Wort. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, und Bob verkündete, er müsse mal eben auf die Toilette. Er ließ uns allein, und ich war sehr froh darüber.
    „Ich habe nie irgendetwas Schmutziges mit dir angestellt.“ Meine Worte klirrten wie Eiswürfel.
    Gavin sah auf seine Schuhe. „So habe ich sie mir wenigstens vom Hals gehalten. Und sie fragte nicht wegen … der anderen Sache.“
    „Ich dachte, wir wären Freund?“, erklärte ich ohne Mitgefühl. „Freunde hintergehen einander nicht, nur um ihren eigenen Hintern zu retten.“
    Er zuckte erneut mit den Schultern. „Tut mir leid.“
    „Ich muss arbeiten. Geh jetzt bitte.“
    Er ging und warf mir über die Schulter einen traurigen Blick zu, den ich ignorierte.
    „Entschuldige meine Direktheit, Liebes, aber du siehst aus wie ausgekotzt.“
    „Ach Marcy. Ich danke dir vielmals.“ Ich streute Zucker und Milchpulver in meinen Kaffeebecher und nahm einen Schluck. Schrecklich. Ich trank trotzdem.
    „Im Ernst, Schätzchen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Sag mir sofort, was los ist, oder ich erzähle dir Geschichten von meinem Urlaub in Aruba.“
    Marcy hatte mich dazu überredet, mit ihr Mittagessen zu gehen. Wir nutzten einen der letzten schönen Tage, um im Freien zu sitzen. Nun konnte ich ihr nicht länger ausweichen, und nicht einmal die vier Schichten Wimperntusche, die sie auf beiden Augen trug, hielten sie davon ab, direkt in meine Seele zu blicken.
    „Wann warst du denn in Aruba?“
    „Bisher noch gar nicht, aber ich werde dort meine Flitterwochen verbringen.“
    Ich trank noch einen Schluck, und erst da ging mir auf, was sie gerade gesagt hatte. Ich betrachtete ihre linke Hand und entdeckte einen neuen Diamantring. Klirrend stellte ich die Kaffeetasse ab.
    „Marcy! Du bist verlobt?“
    Sie strahlte. „Jawohl?“
    Dann erzählte sie mir, wie Wayne sich vor ihr hingekniet und um ihre Hand angehalten hatte. Unser Essen kam, sie sprach weiter, wedelte dabei mit der Gabel durch die Luft, und ich lauschte und nickte. Ihre Heiterkeit war ansteckend.
    Als wir schließlich beim Käsekuchen angekommen waren, holte sie scheinbar zum ersten Mal Luft. „Das wird mein letzter Käsekuchen bis zu meiner Hochzeit sein. Ich muss mindestens fünf Kilo abnehmen. Aber Elle, wie geht es dir, Liebes?“
    Ich studierte mein Dessert. „Ganz gut. Danke für die Karte und die Pflanze.“
    Sie lächelte. „Wayne dachte, du würdest eine Pflanze lieber mögen als Blumen.“
    „Stimmt. Das kannst du ihm gerne ausrichten.“ Ich machte ein Loch in meinen

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