Dirty
dir?“, raunte er in mein Ohr, während mein Körper noch immer zuckte. „Ich kann nicht genug davon bekommen.“
Ich konnte nicht antworten. Konnte ihm nichts erklären. Ich verstand es ja selbst nicht. Es machte mir Angst, aber ich fürchtete mich auch vor Achterbahnen und stieg trotzdem immer wieder ein.
Es ist genauso leicht, neue Gewohnheiten zu entwickeln, wie es schwer ist, alte abzulegen. Dan wurde langsam zu einer solchen Gewohnheit, Millimeter für Millimeter, Schritt für Schritt. Wenn wir uns nicht sahen, telefonierten wir. Tagsüber schickte er mir lustige SMS-Nachrichten und nachts E-Mails mit versteckt lüsternem Inhalt, sodass ich zugleich lachen und nach Atem ringen musste.
Der Sex war fantastisch. Abwechslungsreich. Gierig. Aufregend. Nach und nach auch vertraut, etwas, das ich ersehnte und zugleich fürchtete. Die Behauptung, dass ich alles tun würde, was er wollte, war vielleicht etwas vorschnell gewesen. Dan nahm mich mit in Höhen, die ich noch nicht gekannt, die ich mir selbst nicht erlaubt hatte. Ich gab ihm meinen Namen. Ich gab ihm meinen Körper. Doch mich selbst konnte ich ihm nicht geben. Zumindest nicht ganz. Ich hielt mich zurück, und falls er ahnte, dass ich Geheimnisse vor ihm hatte, so fragte er mich doch nie danach.
Immer trafen wir uns bei ihm, nie bei mir. Ich wollte ihm mein karges Mobiliar nicht erklären, die Farblosigkeit, das Fehlen von Familienfotos. Ich wollte nicht riskieren, dass er zufällig eine der Nachrichten meiner Mutter mit anhörte. Ich wollte mich vor ihm nicht entblößen.
Er drängte mich nicht, und ich musste nicht vor ihm zurückweichen. So lernten wir uns nach und nach kennen, und ich versuchte so zu tun, als ob an unserer Beziehung nicht mehr dran wäre. Drei Wochen gingen ins Land, in denen er sich so mühelos in mein Leben einfügte, dass ich mir wünschte, zu vergessen, wie es ohne ihn gewesen war.
Doch ich vergaß es nicht, und an manchen Tagen glaubte ich, dass es mir früher besser gegangen war. Doch immer wenn ich mir einredete, dass ich künftig seine Anrufe einfach nicht mehr erwidern würde, sagte oder tat er etwas, das mich meine Meinung ändern ließ.
Aus Frühling wurde Sommer, und inzwischen fuhr ich, wenn ich bei Dan war, nachts nicht mehr nach Hause.
Als ich eines Tages den Schlüssel bei mir zu Hause ins Schloss steckte, flog die Tür im Nachbarhaus auf, und Gavin kam herausgestolpert. Er trug dieselben ausgebeulten schwarzen Jeans und das graue T-Shirt wie immer, aber zumindest hatte er den dicken Kapuzenpulli weggelassen. Ihm hing das Haar in die Stirn. Ich wollte nicht starren. Wirklich nicht. Was immer für ein Drama sich bei ihm zu Hause abspielte, es ging mich nichts an. Was in einer Familie geschieht, bleibt in der Familie. Aber mein Schlüssel und das widerspenstige Schloss sorgten dafür, dass ich nicht schnell genug in mein Haus verschwinden konnte.
„Ich hab's dir gesagt! Räum deinen Scheiß auf, oder er landet auf dem Müll!“ Mrs. Ossley erschien auf der Türschwelle. „Verdammt, Gavin, ich arbeite den ganzen Tag. Ich habe keine Lust auf diesen Saustall?“
„Dann geh nicht in mein Zimmer?“
Die Nachbarin zu meiner Rechten, Mrs. Pease, öffnete ihre Tür einen Spalt und linste hinaus. Mrs. Pease lebte schon seit vierzig Jahren hier. Sie hielt ihr Haus ordentlich in Schuss, stellte ihre Mülltonne, wie es sich gehörte, an die Straße und hatte eine Katze, die ich manchmal im Fenster sah. Ansonsten hatte ich nichts mit ihr zu tun. Wir tauschten durch den Türspalt einen Blick.
Mrs. Ossley entdeckte mich. Ich dachte, dass es ihr womöglich peinlich wäre, bei einer solchen Szene beobachtet worden zu sein. Doch dann hob sie ein Glas an die Lippen. „Dennis kommt heute Abend, und ich kann es nicht brauchen, dass du das ganze Haus zumüllst. Räum endlich deinen Scheiß au?“, fuhr sie fort, als ob ich gar nicht da wäre. Was mir auch lieber gewesen wäre.
Gavin richtete sich auf, strich sich das Haar aus den Augen und rief mit sich überschlagender Stimme: „Du sollst nicht in mein Zimmer gehen! Bleib draußen?“
„Dein Zimmer befindet sich in meinem Haus?“
Endlich drehte sich der Schlüssel, und ich schwor mir, das Schloss so schnell wie möglich zu ölen. Mir war ein bisschen übel. Dabei stritten sich doch Teenager und ihre Eltern immerzu über unaufgeräumte Zimmer. So schlimm war das gar nicht. Es gab keinen Grund, dass meine Hände zu zittern begannen.
Aber es war nicht nur das Glas in ihrer
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