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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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ich getan hatte.
    Ich weiß, dass ich alle Klischees erfüllte, mir war klar, dass mein Faible für Schwarz und Weiß von dem Wunsch nach einem sicheren Leben herrührte, in dem kein Platz für Grau war. Als ich jetzt die blaue Wand betrachtete, erkannte ich, dass ich eine Wahl getroffen hatte, dass ich mich nach Veränderung sehnte. Und obwohl das Zimmer noch nicht fertig war, musste ich lächeln.
    Als es klopfte, öffnete ich mit Farbe an den Händen und auf den Wangen die Tür. „Gavin, hallo.“
    „Hallo.“ Er sah dünner als das letzte Mal aus, aber vielleicht lag das nur an den schwarzen Kleidern. Und die schwarze Kapuze konnte auch der Grund dafür sein, dass er noch blasser als üblich wirkte. Er hielt mir die Plastiktüte einer Buchhandlung hin. „Ich habe etwas für Sie.“
    Ich zog eine neue Ausgabe von Der kleine Prinz aus der Tüte. „Oh Gavin. Das war doch nicht nötig.“
    Er zuckte die Achseln. „Doch. Das alte ist hinüber, und es war mein Fehler.“
    Ich wartete, bis er mir in die Augen sah, dann sagte ich: „Es war nicht dein Fehler.“
    Er scharrte mit den Füßen. „Doch. Ich habe sie wütend gemacht. Ich hätte aufräumen sollen, wie sie es sagte.“
    Dazu schwieg ich. Mrs. Ossley hatte das Recht, ihn zum Aufräumen aufzufordern, nicht aber, ihm Bücher an den Kopf zu werfen.
    Gavin sah wieder auf. „Ich dachte, vielleicht …“
    „Ehrlich gesagt“, unterbrach ich ihn, damit er aufhörte zu stottern, “könnte ich deine Hilfe brauchen.“
    Er folgte mir hinein, betrachtete die blaue Wand von oben bis unten wie ein neugieriger kleiner Hund. Nach einer Weile lächelte er auch.
    „Gefällt mir.“ Er nickte anerkennend.
    „Ja, mir auch. Der Rest wird auch blau, und die Leisten möchte ich in Gold streichen. Und ich habe das hier gekauft.“
    Ich zeigte ihm den Stempel in Sternenform. „Ich will überall Sterne hinstempeln.“
    „Wow, Miss Kavanagh, Sie wollen es ja wirklich wissen. Ich meine, Elle. Das ist total abgefahren.“
    „Ein bisschen abgefahre?“, stimmte ich zu. „Oder vielleicht überhaupt nicht. Wir werden sehen.“
    Einen Moment lang sah er so traurig aus, dass mein Lächeln verblasste. Er zog den Kapuzenpulli aus und begann in gebückter Haltung, Farbe in eine Schale zu schütten. Ich dachte, wenn man Bücher an den Kopf geworfen bekommt, gewöhnt man sich wohl an so eine gebückte Haltung.
    Wir legten Musik auf, malten die Wände an und wurden ein wenig albern. Als ich einen Pinsel als Mikrofon nahm und Gavin eine schmalzige Boyband-Ballade vorsang, lachte er tatsächlich laut auf. Ich fiel in sein Gelächter ein. Jeder einzelne Pinselstrich schien mich noch etwas fröhlicher zu machen.
    Zum Mittagessen gab es überbackene Käsesandwichs und Tomatensuppe, ein tröstliches Kinderessen, das er hastig herunterschlang. Als ich ihn fragte, ob er noch mehr wollte und er ablehnte, stand ich auf und richtete ihm trotzdem noch ein zweites Sandwich. Seine Handgelenke sahen aus, als könnte man sie durch einen Blick zum Brechen bringen.
    „Bekommst du zu Hause nicht genug zu essen?“ Ich behielt einen leichten Tonfall bei und drehte mich nicht um. Geständnisse legt man leichter ab, wenn man dabei niemanden ansehen muss.
    „Mom ist viel zu beschäftigt mit Dennis, um zu kochen. Und sie arbeitet. Sie arbeitet auch vie?“, fügte er hastig hinzu.
    Ich schüttete den Rest der Suppe in seine Schüssel. „Dennis ist bei euch eingezogen, oder?“
    Er nickte mit tief gesenktem Kopf.
    „Und wie findest du das?“
    „Es ist schon okay.“
    Ich trank einen Schluck Cola. Mich ging es überhaupt nichts an, was bei meinen Nachbarn los war. Ein fünfzehnjähriger Junge war durchaus in der Lage, sich selbst ein Brot zu schmieren, wenn es sein musste. Er brauchte keine Mutter, die ihm drei warme Mahlzeiten am Tag zubereitete, und dass es in dem Haus genug Nahrungsmittel gab, wusste ich, weil die Mülltonne jede Woche überquoll.
    „Und wie geht es dir?“ Ich sah, wie er die Schultern anspannte. „Ich habe dich in letzter Zeit nicht oft gesehen.“
    „Hatte zu tu?“, nuschelte er. Dabei zerpflückte er den Rest seines Sandwichs, aß aber nicht. Ich wollte ihn nicht drängen. Gavin war mein Nachbar, ein netter Junge, mehr nicht, und doch öffnete ich den Mund und fragte weiter. „Hast du viel gelesen?“
    „Ja.“
    „Was denn?“
    Er ratterte eine eindrucksvolle Liste von Sience-Fiction- und Fantasyromanen herunter, ein paar davon kannte ich, von anderen hatte ich noch nie

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