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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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dann?“, fragte er sanfter und begann sein Hemd zuzuknöpfen. „Ich dachte nämlich, wir hätten diesen Scheiß längst hinter uns gelassen.“
    Ich setzte mich auf die Couch und drückte ein Kissen an meine Brust. Ich bot ihm keinen Platz an, aber er setzte sich ebenfalls.
    „Ich dachte, dass du mich gerne vögelst.“ Zu mehr war ich in diesem Moment nicht in der Lage.
    „Das tue ich auch, Elle. Aber ich bin auch einfach gerne mit dir zusammen. Du denn nicht mit mir?“
    Er klang verletzt, und dafür hasste ich mich. Und ihn. Ich zupfte an dem Kissen und suchte nach freundlichen Worten. „Ich möchte keinen Freun?“, wiederholte ich. „Ich möchte keine Verpflichtungen. Einen Freund zu haben bedeutet Händchenhalten, Blumen schenken und niedliche kleine Kärtchen zum Geburtstag schreiben. Man muss etwas investieren, Gefühle investieren, und das möchte ich nicht. Ich möchte das nicht geben und nicht erwarten.“
    Dan machte ein verständnisvolles Geräusch, und dafür hätte ich ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. „Du möchtest nicht erwarten, dass ich mit dir zusammen sein will, etwas mit dir unternehme, dass ich mehr will als nur Sex?“
    „Es ist ja nicht so, dass ich nie einen hatt?“, entgegnete ich. „Einen Freund, meine ich.“
    „Und er hat dich verletzt.“
    „So simpel ist das nicht.“
    „Das ist es nie.“ Er zerzauste sich seufzend das Haar. „Und jetzt sollen alle Männer für seine Sünden bezahlen?“
    „So in etwa, ja.“ Aber das war nicht die ganze Wahrheit.
    „Elle …“ Dan schien nach Worten zu suchen. „Wir sind jetzt seit vier Monaten zusammen, und ich weiß noch immer überhaupt nichts von dir.“
    „Du weißt ziemlich viel von mir.“
    „Stimmt. Ich weiß, wie ich dir einen Orgasmus verschaffen kann.“
    „Das ist doch schon etwas, Dan.“
    Er runzelte die Stirn. „Aber nicht genug.“
    Ich sah ihn an. „Das muss genug sein.“
    „Warum, Elle? Warum muss das genug sein?“
    „Weil ich nicht mehr zu geben habe?“, schrie ich.
    „Das glaube ich nicht.“
    „Du solltest es glauben. Ich habe ja nicht mal genug für mich übrig, geschweige denn für andere.“
    Er rieb sich übers Gesicht. „Wegen deines Ex?“
    „Nein, Da?“, sagte ich sanfter, als es ich für möglich gehalten hätte. „Es ist nicht seinetwegen.“
    Er sah mich verständnislos an. „Hat er dir wehgetan? Körperlich, meine ich.“
    Das überraschte mich. „Nein. Wie kommst du darauf?“
    Er riss mit einer schnellen Bewegung die Hände in die Höhe und beobachtete, wie ich erschrocken zusammenzuckte. „Deswegen.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Er hat mich nie geschlagen, falls du das meinst.“
    „Dann jemand anders.“
    „Meine Mutter“, antwortete ich. „Aber nicht lange.“
    Ich sah, dass er glaubte, durch dieses Geständnis mehr über mein Innenleben erfahren zu haben, aber er konnte ja nicht wissen, dass die Ohrfeigen meiner Mutter das kleinste Problem in meinem kaputten Leben waren. Sein Gesicht wurde weicher, als ob er plötzlich verstünde.
    „Bloß kein Mitlei?“, sagte ich scharf.
    „Habe ich nicht.“
    „Sie hat damit aufgehört, als ich alt genug war, zurückzuschlagen.“ Ich beobachtete ihn wieder und empfand einen perversen Genuss darin, ihm diese kleine Wahrheit zu offenbaren. Cocktailparty-Geheimnisse. Das, was sich Fremde bei einem Drink gegenseitig erzählen, um den Eindruck von Offenheit zu erwecken.
    Ich fragte mich schon immer, welche noch viel dunkleren Geheimnisse jemand hatte, der einem Fremden erzählte, dass seine Mutter ihn schlug oder sein Vater Alkoholiker war. Ich wartete darauf, dass er etwas über seine eigene schreckliche Kindheit sagen würde, denn das tun die Leute für gewöhnlich. Sie teilen ihre eigenen unschönen Erinnerungen mit einem, damit man sich besser fühlt. Ich verrate dir meine Geheimnisse, wenn du mir deine verrätst.
    „Es tut mir leid, dass du so etwas erleben musstest. Aber ich bemitleide dich nicht.“
    „So ist das Leben ebe?“, entgegnete ich. „So was passiert Tag für Tag, immerzu. Sie ist mir nie mit einem Fleischmesser hinterhergejagt oder so was.“
    „Und trotzdem zuckst du noch immer zusammen.“
    „Du bist sauer und stärker als ich. Macht der Gewohnheit, schätze ich.“
    Er seufzte. „Was hat dir dein Freund angetan? Hat er dich betrogen?“
    „Nein.“
    „Aber er hat dich verlassen.“
    Je länger wir redeten, desto weniger wollte ich, dass er ging. Es besänftigte mich, wie er mit mir sprach.

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