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Diverses - Geschichten

Diverses - Geschichten

Titel: Diverses - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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“Ist das mein Ende? Ist das nun endlich das Ende, und ich kann aufhören zu kämpfen?”
    “Wieso glaubst du, dass der Kampf ein Ende haben wird?”
    Philips Lächeln weitete sich, bevor er dem Freund antwortete.
    “Das wird er niemals haben, nicht für dich.”
    * * *
    Tod
    Und dann war es still. Von einem Augenblick auf den anderen hatte sich eine Mauer zwischen ihn und die Welt geschoben. Dunkelheit umfing ihn gnädig, senkte sich über ihn wie ein samtener Mantel. Sie bedeckte wohltuend die geschwollenen Lider und schenkte ihm einen Hauch des Friedens, den er seit so langer Zeit ersehnt hatte.
    Er schmeckte das Blut auf seiner Zunge. Dickflüssig, und süß füllte es seinen Mund, beherrschte als letzte Empfindung seine Sinne.
    Er entfernte sich wie in Zeitlupe, schwebte durch ein Vakuum, kämpfte darum fortzukommen, loszulassen, befreit zu werden von der Enge, der Angst, der Schuld. Sein Geist suchte verzweifelt Erlösung.
    Doch dann war sie wieder zurück, die Welt, und mit ihr der Schmerz und dieses heisere Lachen aus unerreichbarer Ferne. Und er wollte schreien, wollte sich wehren, sich weigern, das alles noch einmal durchzustehen.
    Und leise, unendlich sanft drang die Stimme seines Peinigers an sein Ohr. “Wir haben Ihnen doch gesagt, dass wir sie nicht sterben lassen werden, noch nicht!”
    * * *
     

Hanna und Eleonore
    “Ich sage ja gar nicht, dass du ihm verzeihen sollst. Dein Ärger und deine Wut sind absolut nachvollziehbar. Du darfst dir jedes Recht zugestehen, ihn zu hassen, das ist ein starkes und wichtiges Gefühl.”
    “Ach hör doch auf mit diesem Psycho-Kram! Das habe ich jetzt oft genug gehört, und wohin hat es mich gebracht?”
    Ärgerlich und mehr, um sich abzulenken, brach sie ein Stück von dem Weißbrot ab, das auf dem Tisch lag.
    “Es gibt nur noch eines, das du lernen solltest.” Er legte seine Hand auf ihre und versuchte sie beruhigend zu tätscheln, doch im Bruchteil einer Sekunde hatte sie sich ihm entzogen.
    “Und was sollte das wohl sein”, entgegnete sie schnippisch.
    “Lerne, dich zu akzeptieren, was dir nicht schwer fallen dürfte, schließlich bist du ein wunderbarer Mensch, und ich muss das wissen.”
    Benedict lächelte selbstsicher, während er sich zurücklehnte und sein Glas Wein umfasste, es schräg gegen das Licht hielt, und den satten roten Glanz des Getränkes betrachtete. Hanna verabscheute ihn, wenn er das tat, wenn er sich mit der Aura des weltgewandten Intellektuellen umgab, dessen Manieren und Umgangsformen perfekt waren, und neben dem sie sich wie ein Trampel vorkam, zu jung, zu unsicher, um in diesem Umfeld bestehen zu können, ohne abschätzige Blicke auf sich zu ziehen.
     
    Wieder einmal war es nach seinem Willen gegangen. Sie hatten sich, besser gesagt, er hatte sich für ein elegantes, französisches Restaurant entschieden, obwohl ihr, wie er sehr wohl wusste, ein nettes kleines italienisches Lokal, mit karierten Tischdecken und tropfenden Kerzen erheblich lieber gewesen wäre. Unerschütterlich fuhr er in seinem Monolog fort.
    “Akzeptanz ist das Schlüsselwort. Sieh ihn als den Menschen, der er ist, und dann lass los. Nur so werdet ihr beide euren Frieden finden.”
    “Ich kann das nicht mehr ertragen”, riss Hanna schließlich der Geduldsfaden. Etwas zu abrupt sprang sie auf, ihre Limonade kippelte einen Moment, bevor das Glas umstürzte und die orange Flüssigkeit sich über die Tischdecke ergoss. Auch eine ihrer Vorlieben, die Benedict stets bemüht war, ihr abzugewöhnen. ‘Erwachsene trinken nun mal nichts Süßes. Der Mensch muss sich weiterentwickeln’ waren beliebte Äußerungen von ihm, wenn die Wahl der Getränke zur Sprache kam. Aber das hatte sich nun wohl fürs erste erledigt.
     
    Wütend, nicht zuletzt auf sich selbst, weil sie es, wie so oft in letzter Zeit, nicht verhindern konnte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen, wirbelte sie herum und versuchte sich einen Weg zwischen den Tischen zu bahnen, ohne noch mehr Unheil anzurichten.
    Eine starke Hand umklammerte ihr Gelenk, Benedict drehte sie zu sich, so dass sie ihn ansehen musste und zischte leise: “Du brüskierst mich hier. Ich werde das nicht dulden.”
    “Ist ja schon gut”, schnappte sie zurück, wand sich geschickt aus seinem Griff. Immerhin wusste sie sich noch zu wehren. Sie würde sich von niemandem anfassen lassen, solange sie nicht dazu bereit war. Erhobenen Hauptes kehrte sie zu ihrem Platz zurück.
    Ihr Blick streifte im Vorübergehen die

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