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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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hatte er maßlos überschätzt.
    Man muss sich vorstellen, dass er vor einem großen, überdachten Sportstadion auf und ab ging, dessen Eingang ein geriatrischer Wächter mit versteinertem Gesicht und einer gewaltigen, mit Metallknöpfen beschlagenen Keule, die er höchstwahrscheinlich kaum anheben konnte, bewachte. Er verschwendete seine Zeit.
    Einmal mehr war es sein eigener Fehler gewesen.
    Der Ewige Imperator hatte sich mit mehr als einer Rückzugsposition den Rücken freigehalten. Selbst wenn, beispielsweise, die gesamte Befehlszentrale unterhalb von Arundel zerstört worden wäre, hätte er auf ein Dutzend Duplikate dieser Zentrale auf ebenso vielen Planeten zurückgreifen können. Es gab sogar noch drei weitere geheime Zentralen, die nur der Imperator kannte.
    Außerdem hatte er dafür gesorgt, dass es auch für andere sekundäre Zentren seiner Verwaltung im Notfall sowohl Personal als auch Handlungsanweisungen gab. Nur eine einzige Sache hatte er vergessen.
    Ob nun aus froher Hoffnung oder aus Zynismus, jedenfalls hatte er kein zweites Gebäude für sein Parlament angelegt. Womöglich hatte er ja die Hoffnung gehegt, dass bei einer Zerstörung des Gebäudes gleich die gesamte Riege der Gesetzgeber, die ihm so unmäßig auf den Geist ging, mit in die ewigen Jagdgründe geblasen würde. Doch das Gebäude auf der anderen Seite des Berges war intakt geblieben, wenn auch leicht radioaktiv verseucht. Außerdem hatte sich zu dem Zeitpunkt, als die Bombe der Tahn hochging, nur eine Handvoll Parlamentarier darin aufgehalten.
    Bis zur Dekontaminierung des Gebäudes hatte man eine der großen Sporthallen der Erstwelt bezogen.
    Dieser Umstand allein erklärte nicht, weshalb der Imperator draußen vor der Tür warten musste. Auch das hatte er sich selbst zuzuschreiben.
    Dem Ewigen Imperator war es stets ein Bedürfnis gewesen, dass sein Volk mit seiner Regierung auch ein wenig Pomp und Glanz bekam. Also hatte er sich von einer anderen Regierung aus längst vergangenen Erdzeiten eine Zeremonie ausgeborgt.
    Theoretisch durfte er das Parlament nur mit der Duldung der Mehrheit betreten. Das Ritual schrieb vor, dass Ehrenwachen den Eingang versperrten, er auf sein Recht als Herrscher bestehen und ihm daraufhin der Zutritt verweigert würde. Danach musste er auf seinem Recht, das Gebäude notfalls mit Waffengewalt zu betreten, bestehen. Auch das wurde ihm verweigert. Erst nach der dritten, in aller Bescheidenheit vorgebrachten Bitte ließ man ihn ein. Der gesamte oben genannte Mist wurde mit blumigen Reden und nicht minder absurden Pirouetten aufgeführt.
    Der Imperator war einmal stolz darauf gewesen. Er hielt Feierlichkeiten nämlich für eitlen Pomp und ging ihnen, so gut es ging, aus dem Wege. Zum Glück musste er das Parlament nur wenige Male im Jahr, und das aus genau festgelegten Gründen, betreten. Die eigentliche Regierungsarbeit spielte sich im Palast ab, bei Ausschusssitzungen oder durch sorgfältig ausgearbeitete Verordnungen.
    Doch jetzt, wo ihn die Not dazu zwang, vor seinem Parlament zu sprechen, schlug ihm sein eigener Firlefanz höhnisch ins Gesicht.
    Er drehte sich zu Captain Limbu und seinem zweiten Gurkha-Leibwächter um und warf ihnen einen warnenden Blick zu; er wollte auch nicht den kleinsten Anflug von Amüsement sehen. Der Imperator wusste genau, dass die Nepalesen sich über fast alles lustig machten, besonders dann, wenn es sich um einen Vorgesetzten in einer peinlichen Situation handelte. Ihre Gesichter waren jedoch starr wie Mahagoni. Der Imperator grunzte und wandte sich wieder der Tür zu. ›Vielleicht‹, dachte er, kurz bevor die Türen aufschwangen und der uralte Wächter die Keule zum Gruß hob – wobei er sie fast fallengelassen hätte –, ›vielleicht sind sie ja nur sauer, weil sie ihre Waffen abgeben mussten.‹
    Er täuschte sich erneut. Die Gurkhas setzten einfach nur hervorragende Pokerfaces auf. Und der Verlust der Willyguns, Granaten und Kukri-Messer war nicht so wichtig; beide Männer hatten noch ihre Miniwillyguns in ihren Uniformjacken verborgen, Maschinenpistolen, die laut dem Imperialen Geheimdienst problemlos durch jede Inspektion geschleust werden konnten – es sei denn, man wurde wirklich bis auf die nackte Haut ausgezogen.
    Der Imperator wartete vor dem Halbkreis aus Stühlen, während ihn der Premierminister der Zeremonie gemäß hereinbat, ihn der unsterblichen Unterstützung seiner Untertanen versicherte und ihn dann dazu aufforderte, die Versammlung mit seiner

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