Division der Verlorenen
Flottenstützpunkt und die Anhöhen rings um Stadt und Raumhafen; dabei drangen die ersten Tahn-Patrouillen bereits in die Randbezirke der Stadt ein. Unterwasser-Einheiten der Tahn hatten einen möglichen Rückzug über den Ozean unmöglich gemacht.
Doch die Invasion gestaltete sich zu einem Pyrrhus-Sieg.
Die Tahn hatten drei komplette Raumlandeeinheiten – das entsprach ungefähr vier Imperialen Gardedivisionen – zusammen mit ihren Versorgungseinheiten zum Einsatz gebracht.
Sie waren inzwischen schrecklich dezimiert worden. Nein, korrigierte sich Lady Atago. Die Verluste beliefen sich auf weitaus mehr als ein Zehntel. Die Speerspitze war unerbittlich nach Cavite-City vorgedrungen und hatte die Verteidigungslinien der Garde durchbrochen. Vier Angriffe waren gestartet und abgewehrt worden. Das Imperium hätte in einem solchen Fall die Einheiten zurückgezogen und in Wartestellung belassen, bis sie, mit Verstärkungen aufgestockt, wieder volle Kampfkraft erlangt hätten.
Die Tahn gingen pragmatischer vor. Einheiten, die in Kampfhandlungen verwickelt waren, wurden nie zurückgezogen, bis zum bitteren Sieg. Waren sie nicht siegreich, kämpften sie weiter, bis sie mindestens 70 Prozent Verluste erlitten hatten. Erst dann wurden die Überlebenden zur Verstärkung anderer Formationen eingesetzt; die ursprüngliche Einheit wurde aufgelöst und von Grund auf neu formiert.
Dieses Schicksal hatte die Speerspitze der Landetruppen erlitten.
Der zweiten Welle der Landetruppen wurde befohlen, über die Überlebenden hinweg anzugreifen. Auch sie wurde aufgerieben.
Die Tahn hatten zu viele Schlachten gegen unvorbereitete oder unausgebildete Gegner geschlagen.
Die 1. Gardedivision war weder unvorbereitet noch unausgebildet. Als sie angegriffen wurde, hielt sie bis zur letzten Minute durch. Erst dann zog sie sich zurück – in vorher umsichtig dafür ausgebaute Stellungen. Die Tahn machten sich in der Annahme, ihr militärisches Ziel erreicht zu haben, ihrerseits daran, ihre Stellungen auszubauen. Dann gingen die Gardetruppen zum Gegenangriff über.
Der Gegenangriff kostete sie mindestens zehn Prozent Verluste. Doch fast überall eroberten sie die ursprünglichen Stellungen zurück. Ein teuer erkämpfter Sieg für die Garde, doch die Verluste der Tahn waren bedeutend höher.
Schlimmer noch waren die Kämpfe innerhalb der Stadt. Die Garde verteidigte jede einzelne Stellung mit genau ausgeklügelter Rückendeckung.
Die Tahn griffen ein Haus an, und die Garde zog sich zurück. Daraufhin wurde das Haus sofort von zwei anderen Stellungen aus unter Feuer genommen.
Kein Tahn-Kommandeur konnte mit Sicherheit behaupten, seine Position sei gesichert.
Am schlimmsten war es in der Nacht.
Ian Mahoney hatte seine Truppen dafür trainiert, um mindestens zwei Ecken zu denken. Sie verteidigten und hielten jede Position, die die Tahn unbedingt wollten. Aber sie hielten niemals eine bestimmte Position für besonders wichtig. In der Nacht hingegen schickten sie Patrouillen von Kompaniegröße hinter die Linien der Tahn, die jedes Ziel angriffen, das ihnen in die Quere kam.
Die Tahn konnten ihre eigenen nächtlichen Angriffe nicht einschätzen. Spähtrupps berichteten immer wieder, dass die Imperialen Stellungen kaum befestigt seien, doch sobald ein Angriff erfolgte, wurde er mit schweren Verlusten für die Tahn abgewehrt.
Im Widerspruch zum konventionellen militärischen Denken hielt die 1. Garde ihre Stellungen nur sehr notdürftig. Man versuchte nicht, die Front komplett auszubauen. Tahn-Patrouillen konnten eindringen und wieder zurückkehren, ohne etwas zu finden. Sobald jedoch die Soldaten der Tahn durchbrachen, wurden sie von allen Seiten von sorgsam geführten Reserven angegriffen, die von verborgenen Stützpunkten aus eingriffen.
Trotzdem drangen die Tahn Kilometer um Kilometer vor, was sich schon allein aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit erklären ließ.
Lady Atago zweifelte nicht an ihrem endgültigen Sieg; sie war sich dessen so sicher, dass sie in der Zurückgezogenheit ihres Quartiers bereits die Kapitulation der Garde vorbereitete.
Das Livie-Team, das eigens von Heath angefordert worden war, stand schon bereit, ebenso wie die Paradeuniformen für die Lady und die sie begleitenden Tahn-Offiziere bereitlagen.
Falls Admiral van Doorman noch am Leben war, kam er nicht für die Übergabe der Truppen in Betracht; dann schon eher dieser Mahoney.
Es würde eine sehr pittoreske Zeremonie werden, malte sich Lady
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