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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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Die Luftumwälzung seines Anzugs war nicht ganz in Ordnung. Seine Sicht trübte sich plötzlich. Das war die Erklärung, denn natürlich würde kein rationales Wesen wegen einem Haufen leblosen Metalls sentimental werden. Da musste eindeutig etwas mit den Umgebungskontrollen schiefgelaufen sein.
    Kilgours Anzugdüsen, die zum Einsatz in der Schwerelosigkeit des Alls gedacht waren, reichten gerade aus, um ihn an die Oberfläche zu befördern.
    »Moment mal«, krachte seine Stimme plötzlich in Stens Kopfhörer. »Sieht ziemlich komisch aus hier oben. Ich muss wohl an die frische Luft gekommen sein … aber … Skipper, ich glaube, ich brauche deinen Rat.«
    Sten hakte die Leine aus und stellte seine Düsen höher ein. Er brach dicht neben Alex durch einige Zentimeter Eis und leuchtete sogleich mit seiner Anzuglampe umher.
    Es sah wirklich eigenartig aus. Sie trieben in einem kleinen, rasch zufrierenden See, der sein Dasein der heißen Metallhülle und dem Antrieb der Gamble verdankte. Neben ihnen ragte die zerschmetterte Schnauze der Gamble ungefähr einen halben Meter aus dem Eisschlamm heraus.
    Das ließ sich alles noch erklären – aber nur ein paar Meter über ihnen wölbte sich eine feste Eisdecke.
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, entfuhr es Sten.
    Tapia tauchte neben ihm auf. »Vielleicht doch«, meinte sie. »Kennen Sie sich mit Schnee aus, Sir?«
    Schnee gehörte nicht zu Stens Spezialgebieten; den Großteil seiner Erfahrungen mit Schnee hatte er mit dem belebten Wandgemälde einer Schneelandschaft gemacht, für das seine Mutter auf Vulcan ein halbes Jahr gearbeitet hatte. Bei Mantis hatten ihn einige Einsätze auf Eisplaneten geführt, doch damals war das Klima nur ein Hindernis von vielen gewesen, die es zu überwinden galt; er hatte sich nicht weiter Gedanken darüber gemacht.
    »Nicht sehr gut«, gab er zu. »Ich halte ihn eigentlich für etwas minderbemittelten Regen.«
    »Dieses Poltern, das wir vorhin gehört haben – vielleicht war das eine Lawine.«
    »Also sind wir am Ende doch begraben?«
    »Sieht ganz so aus.«
    Tapia täuschte sich nicht. Die Gamble hatte sich tief in ein Feld aus ewigem Schnee gebohrt. Ihre Schnauze steckte nur wenige Meter unter der Oberfläche, doch 500 Meter oberhalb des Talbodens hatte die Wucht des gedämpften Aufpralls eine gewaltige Schneewächte losvibriert. Sie hatte sich in Bewegung gesetzt, und Tausende von Kubikmetern Schnee und Steine waren zu Tal gedonnert und bedeckten jetzt die Senke.
    Das Wrack der Gamble lag in mehr als vierzig Meter Tiefe im Schneefeld begraben. Als sie den Notausstieg öffneten, hatte sich das Wasser in die Gamble ergossen und somit den Spiegel des kleinen Sees gesenkt. Das Eis, das sich im unteren Teil der Zusammengerutschten Schneemasse gebildet hatte, formte jetzt das Dach der Kuppel, die sich über ihnen erstreckte.
    »Die Frage ist nur, wie schmelzen wir uns da durch bis nach oben?« fragte Alex. »Mit den Anzügen können wir nicht fliegen, die sind zu schwach. Und der Schnee dort oben trägt uns garantiert nicht.«
    Es gab jedoch eine Lösung – eine Lösung, die sich am besten als organisiertes Chaos beschreiben ließ.
    Sie paddelten schwerfällig voran und zogen die Bubblepacks an den Rand des Eissees. Aus dem Paddeln wurde schon bald ein Kriechen über die dünne Eisdecke, und kurz darauf war das Eis dick genug, um sie sicher zu tragen. Jetzt galt es, einen Tunnel zu graben.
    Da sie alle in Raumanzügen steckten, mussten sie sich glücklicherweise keine Sorgen darum machen, verschüttet zu werden und zu ersticken. Kilgour bahnte sich seinen Weg halb schmelzend, halb schiebend in einer lang gezogenen Kurve nach oben. »Du weißt es vielleicht nicht, aber in meiner Jugend war ich mal Bergmann«, sagte er, während er eine besonders künstlerische Serpentine in den Schnee brannte.
    »Weißt du genau, dass es hier nach oben geht?« fragte Sten. »Das ist eigentlich ziemlich egal, mein Freund. Geht’s nach oben, kommen wir an die frische Luft und sind gerettet. Geht’s nach unten, erreichen wir früher oder später die Hölle, dort ist es wenigstens gemütlich warm.«
    Sten kratzte den Schnee ab, der auf einen Ärmel seines Raumanzugs rieselte, und ersparte sich eine Antwort. Dann sah er etwas. Licht. Ein diffuses Leuchten rings um sie herum, das nicht nur von ihren Anzuglampen oder von Kilgours Brennschneider stammte.
    Einige Sekunden später brachen sie zur Oberfläche von Cavite durch.
    Sten öffnete sein Visier. Die Luft

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