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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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stieg aus und glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Das Flaggschiff der 23. Flotte war der Imperiale Kreuzer Swampscott . Sten hatte sich über das Schiff informiert und herausgefunden, dass es schon vor fünfundsiebzig Jahren gebaut worden war; anstatt es zu verschrotten, hatte man es immer wieder auf- und nachgerüstet. Nirgendwo in der Beschreibung hatte er einen Hinweis darauf gefunden, wie schlimm die Swampscott inzwischen aussah – schlimm im Sinne von scheußlich. Offensichtlich war der Kreuzer hinsichtlich Design, Leistung und Bewaffnung nach den damaligen Vorschriften gebaut worden. Bei der ersten Nachrüstung hatte man das Schiff einfach mitten durchgesägt und ein zirka 500 Meter langes Mittelteil eingefügt. Die nächste Phase war wohl für die zusätzlichen Ausbuchtungen, die die Außenhülle überzogen, verantwortlich.
    Danach mussten sich die Designer zum Ziel gesetzt haben, den Gesamteindruck den späteren Umbauten anzupassen, denn jetzt konnte man die Swampscott ohne weiteres als einen molligen Kreuzer bezeichnen, der einen heftigen Zusammenstoß mit einem widerstandsfähigeren Gegenstand hinter sich haben musste, ohne dabei jedoch völlig zerstört worden zu sein.
    Das Sahnehäubchen waren die Zwillingsaufbauten auf der Oberseite, Strukturen, die jedem chinesischen Kaiser der T’ang-Dynastie auf der alten Erde sehr vertraut vorgekommen wären.
    Da die Swampscott noch in keinem Krieg gekämpft hatte, spielten diese Extravaganzen keine große Rolle. Das Schiff wurde – stets auf Hochglanz poliert – ausschließlich für repräsentative Zwecke und Staatsbesuche verwendet und senkte sich innerhalb der Atmosphäre so elegant und graziös auf jeden Landeplatz nieder wie eine würdevolle Matrone, die im Ballkleid eine Freitreppe herabschwebt. Bei einem Angriff auf einen Planeten wäre die Swampscott entweder sofort hilflos davongeeiert oder sie hätte unkontrollierbar geschlingert. Im Windkanal hätte man einem Modell der Swampscott wahrscheinlich die aerodynamischen Eigenschaften eines Kerzenleuchters bescheinigt.
    Sten fasste sich wieder, warf einen Blick auf die Uhr und eilte in eine Liftröhre.
    Aufgeregt erblickte er an Deck nicht nur einen, sondern gleich vier Wachen in Paradeuniform sowie einen gelangweilten, aber ebenso gekleideten Offizier.
    Er salutierte vor der nichtexistenten und unsichtbaren Fahne – Richtung Heck – und dem Offizier vom Dienst und übergab dem Lieutenant eine Kopie der Einladung und seine Kennkarte.
    »Meine Güte«, sagte der Lieutenant. »Da haben Sie aber einen großen Fehler gemacht, Commander.«
    »Oh?«
    »Allerdings, Sir. Das Hauptquartier von Admiral Doorman befindet sich in der Stadtmitte.«
    In der Stadtmitte? Was sollte das nun wieder heißen? »Bin ich hier denn nicht auf seinem Flaggschiff?«
    »Doch, doch, Sir. Aber Admiral Doorman zieht das Carlton Hotel vor. Er behauptet, dort habe er mehr Raum zum Nachdenken.«
    Sten und der Lieutenant sahen einander an.
    »Sir, Sie kommen zu spät. Ich werde Ihnen einen A-Grav-Gleiter zur Verfügung stellen. Admiral Doorman legt großen Wert auf Pünktlichkeit.«
    ›Großartig‹, dachte Sten. ›Genau so muss man eine neue Dienststelle antreten.‹
     
    Admiral Doorman mochte sehr wohl Wert auf Pünktlichkeit legen, allerdings lediglich in Bezug auf seine Untergebenen.
    Sten kam mit fast zwanzig Minuten Verspätung verschwitzt und nervös im Hotel an. Man brachte ihn sofort in die untere der drei Suiten des Admirals, wo er sich bei dem schnippischen Stabsoffizier im Vorzimmer meldete und aufgefordert wurde, sich erst einmal hinzusetzen.
    Dann wartete er.
    Er langweilte sich nicht, beileibe nicht. Die Beschreibung entsetztes Staunen traf Stens emotionale Verfassung weitaus besser, als er mithörte, was die ständig in das Vorzimmer hinein- und hinauseilenden Offiziere miteinander zu besprechen hatten.
    »Natürlich werde ich versuchen, dem Admiral zu erklären, dass es ziemlich viel Mühe bereitet, eloxiertes Material sauber zu halten, aber Sie wissen doch, wie sehr er den Glanz polierten Metalls liebt«, teilte ein fetter Stabsoffizier einem besorgten Raumschiffkommandanten mit.
    »Also gut. Du gibst mir J’rak für den Boxkampf, dafür kriegst du meine Blaskapelle.« Diese Unterhaltung spielte sich zwischen zwei Commanders ab.
    »Diese Übung ist mir wirklich schnurzegal, Lieutenant. Sie haben Ihr Raketenkontingent für die Ausbildung in diesem Quartal bereits überzogen.«
    »Aber, Sir, die Hälfte meiner

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