Division der Verlorenen
Besatzung ist neu, und ich …«
»Lieutenant! Zu meiner Zeit hat man noch gelernt, Befehlen zu gehorchen! Hat sich da inzwischen etwas Einschneidendes verändert?«
Richtig erstaunt war Sten, als zwei Leute einer Liftröhre entstiegen. Sie waren einfach zu schön, um wahr zu sein.
Der Schiffscaptain war ein schneidiger, hochgewachsener, blonder, gut aussehender junger Mann. Seine weiße Ausgehuniform saß wie angegossen an seinem statuenhaften Körper und betonte seine Muskeln.
Seine ebenfalls blonde Begleiterin trug kurze Sporthosen.
Sie lachten laut und genossen ihr freies Leben sichtlich.
Sten hasste die beiden vom ersten Augenblick an.
Fröhlich plaudernd schlenderten sie an ihm vorbei und bogen in einen langen Gang ein. Plötzlich entschuldigte sich die Frau, blieb stehen, stellte den Fuß auf eine Stuhllehne und zog den Verschluss ihres Sportschuhs fester. Dabei musterte sie Sten in aller Ruhe. Wieder lachte sie laut auf, nahm ihren Gefährten am Arm und verschwand. Ihre Figur ließ es nicht zu, dass man nicht hinter ihr herstarrte. Also starrte Sten.
»Das, Commander, ist eindeutig verbotene Zone«, bemerkte der Stabsoffizier vom Dienst.
Sten interessierte sich eigentlich nicht weiter für dieses Thema, doch er hob trotzdem fragend eine Augenbraue.
»Die Dame ist die Tochter des Admirals.«
Sten wollte gerade eine sarkastische Bemerkung loslassen, da wurde er vom Summen des Lautsprechers gerettet und kurz darauf ins Büro des Admirals eskortiert.
Die Bezeichnung »Büro« war eindeutig eine Untertreibung. Die einzigen noch geräumigeren Zimmer, die Sten bisher gesehen hatte, waren einige der Empfangsräume im Palast des Imperators. Sofort beschlichen ihn ketzerische Gedanken; ob Doorman diese Suite wohl aus eigenen Mitteln eingerichtet oder ob er da etwas gedreht hatte?
Flottenadmiral Xavier Rijn van Doorman selbst war ein nicht minder spektakulärer Anblick. Dieser Mann war vom Scheitel bis zur Sohle, von seiner weißen, sorgfältig frisierten Mähne über den unerschütterlichen Blick und sein ausgeprägtes Kinn bis hin zum eindrucksvollen Brustkasten, ein geborener Kommandeur. Einem Anführer wie ihm folgten Menschen sogar durch das Tor zur Hölle. Nach den ersten zehn Minuten ihrer Unterhaltung war sich Sten ziemlich sicher, dass die meisten von ihnen auch dort enden würden.
Man konnte über van Doorman – wie schon über so viele andere Offiziere in all den Jahrhunderten vor seiner Zeit – ohne weiteres sagen, dass er nicht geneigt war, sich den Tag durch einen einzigen originellen Gedanken ruinieren zu lassen.
Trotzdem entsprach er genau dem Bild eines Anführers: jederzeit in der Lage, vor einem Parlament eine flammende Rede zu halten, jeden besorgten Politiker zu beruhigen, trittfest auf jedem gesellschaftlichen Parkett – und total unfähig, eine Flotte zu befehligen. Eine Flotte, von der Sten wusste, dass sie schon in wenigen Tagen die erste Verteidigungslinie in einem ausgewachsenen Krieg sein konnte.
Van Doorman war ein überaus höflicher Mensch, der sich sehr versiert im Minenfeld der sozialen Beziehungen bewegte. Er musste Stens Akte durchgelesen haben, bevor er Sten hereinrufen ließ. Ganz bestimmt machten ihn die Angaben zu Stens vorigem Einsatzgebiet neugierig; ein Commander im Palast des Imperators selbst, der Kommandeur der Gurkha-Leibgarde seiner Hoheit.
Van Doorman war stolz darauf, schon mehrfach bei den Feierlichkeiten zum Empire Day auf der Erstwelt geweilt zu haben; einmal war er sogar dem Imperator im Rahmen einer Massenveranstaltung zur Ordensverleihung persönlich vorgestellt worden.
»Ich bin sicher, Commander«, sagte van Doorman, »dass Sie uns hinsichtlich der neuesten gesellschaftlichen Gepflogenheiten rasch auf die Sprünge helfen werden. Hier in den Randwelten sind wir ein wenig ab vom Schuss.«
»Ich werde es versuchen, Sir … Aber meine Aufgaben hatten nur sehr bedingt mit höfischer Etikette zu tun.«
»Ach, ich bin sicher, dass meine Frau und meine Tochter Ihnen schnell beweisen werden, dass Sie mehr wissen, als Sie denken.«
›Na prima. Jetzt muss ich mich noch mit der ganzen Familie gut stellen‹, dachte Sten entsetzt.
»Sie werden bald herausfinden, Commander, dass der Dienst hier draußen höchst interessant sein kann. Bei diesem herrlichen Klima, und weil wir uns alle so elend weit von zu Hause aufhalten müssen, nehmen wir es mit dem Dienstplan nicht ganz so ernst.«
»Sir?«
»Sie werden sehen, dass Sie den Großteil Ihrer
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