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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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seltenen Abende, die er mit sich und seinem Hobby verbringen konnte.
    Den Besatzungen seiner Schiffe hatte er zwölf Stunden freigegeben, was zugleich hieß, dass er sich momentan um kaum etwas kümmern musste. Er goss sich ein Wasserglas Stregg ein, ließ die kristallklare Flüssigkeit im Glas kreisen und nahm einen kleinen Schluck. Das Feuer flammte bis zu seinen Zehen hinab.
    Sten seufzte vor Vorfreude, hob den kleinen schwarzen Kasten vom Boden hoch und ließ den Deckel aufschnappen. Er enthielt ein Dutzend oder mehr winzige Karten, voll gestopft mit Computerdaten. Stens große Leidenschaft waren holographische Modelle altertümlicher Fabriken und Arbeitsszenen. Auf einer Karte war beispielsweise ein gesamtes Sägewerk gespeichert – Erde, zwanzigstes Jahrhundert –, inklusive sich bewegender Sägeblätter und Zahnräder und Treibriemen. Jede Maschine in diesem Sägewerk wurde von einem Miniaturarbeiter bedient, der, so gut Sten das recherchieren konnte, seinen individuellen Aufgaben nachging, genau so, wie er es vermutlich vor vielen hundert Jahren getan hätte. Sten hatte das Werk während seiner Dienstzeit auf der Erstwelt fertig gestellt.
    Sein neuestes Modell hatte er noch während der Pilotenausbildung begonnen, eine der kniffligeren holographischen Darstellungen. Er schob die Karte in den Schacht und stellte den Computer an. Sofort erschienen auf dem Schreibtisch kleine Gestalten, die auf einem ausgedehnten Feld arbeiteten. Sten versuchte sich gerade an einem alten britischen Hopfenfeld. Von seinen Nachforschungen wusste er, dass Hopfen – eine zum Bierbrauen benötigte Pflanze – auf hohen, dreibeinigen Gerüsten gezüchtet wurde. Jedes Jahr zur Erntezeit hatte man überall im Land Männer und Frauen angeheuert. Die Pflanzen, deren Früchte ganz oben saßen, wuchsen so hoch, dass die Erntearbeiter auf Stelzen über die Felder gingen, um an sie heranzukommen.
    Bislang bestand Stens Ensemble aus dem Hopfenfeld selbst, den meisten Arbeitern und den Ochsenkarren, mit denen die Ernte abgefahren wurde. Bis die recht groß angelegte Farm fertig gestellt sein würde, lagen noch viele Monate Arbeit vor ihm. Nachdem er einige Tasten auf dem Computer gedrückt hatte, erschien ein noch unfertiger Ochsenkarren. Dann holte er seinen Lichtstift heraus und fing an, einige weitere Details zu entwerfen.
    Plötzlich kratzte es zögerlich an seiner Tür. Sten spürte sofort, wie die Wut in ihm hochstieg. Hatte er denn verdammt noch mal nicht ausdrücklich gesagt, er wolle nicht gestört werden? Nicht zu fassen! »Herein!« rief er.
    Die Tür fuhr zischend auf. Davor stand ein schrecklich eingeschüchterter Wachmann. »Bitte vielmals um Entschuldigung, Sir, aber …«, stammelte er und verhedderte sich in seinen Worten. »Aber … äh, da ist eine Dame.«
    »Ist mir egal, und wenn es die Königin von … Ach, egal. Wer ist es denn?«
    »Ich glaube, es ist die Tochter des Admirals, Sir.«
    Ausgerechnet. Eine Betrunkene war genau das, was ihm jetzt zu seinem Glück noch fehlte. »Sagen Sie ihr, ich bin nicht da.«
    Die Wache wollte sich zurückziehen, zögerte und streckte Sten dann etwas entgegen. Es war eine einzelne Rose und ein kleines, in Geschenkpapier eingeschlagenes Päckchen.
    »Sie sagte, ich soll Ihnen das hier geben, Sir«, stieß der Mann hervor. »Es soll eine Entschuldigung sein. Äh … mhhh … Ich glaube, Sir, sie würde mir nicht glauben, wenn ich ihr das ausrichte, was Sie mir gesagt haben, Sir.«
    Der Mann tat Sten allmählich leid. Er nahm die Geschenke an und winkte ihn hinaus. »Ich bin sofort draußen.«
    Er legte die Rose zur Seite, trank sich mit einem ordentlichen Schluck Stregg Mut an und riss das Päckchen auf. Es enthielt eine kleine Computerkarte, eine von der Sorte, wie er sie für seine Holographien benutzte. Was in aller Welt … Er schob sie in eins der Laufwerke, und das dreidimensionale Modell eines Turms entstand auf seinem Schreibtisch. Die perfekte Nachbildung einer der Scheunen, in denen die Bauern früher ihren Hopfen aufbewahrt hatten! Woher konnte sie das wissen?
    Egal wie man die Sache betrachtete, es war jedenfalls eine ausgefallene Art, um Entschuldigung zu bitten.
    Sie trafen sich in einem der vornehmsten Restaurants von Cavite zu einem mitternächtlichen Dinner, besser gesagt, zu einer Art Picknick. Brijit van Doorman bestand darauf, die Rechnung zu übernehmen.
     
    Sten hätte die Frau an Bord seines Schiffes beinahe nicht erkannt. Als er sie zum letzten Mal gesehen hatte,

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