Division der Verlorenen
Umständen hätte Sr. Ecu diesen Ort nach einer halben Stunde mit einem diplomatischen Anfall von Verärgerung verlassen. Verärgerung aufgrund von Beleidigung konnte bei persönlichen Beziehungen ein sehr wertvolles Werkzeug sein. Aber nicht unter diesen Umständen. Er war sich nicht sicher, ob die Manabi weiterhin ihre traditionelle Neutralität oder gar eine Zukunft für sich beanspruchen konnten, wenn die Tahn und das Imperium an ihrem Kollisionskurs festhielten.
Also hieß es, weiterhin in dieser Obszönität von einem Garten zu warten, der die geistige Disposition des Tahn perfekt illustrierte, sich mit Fehrle zu unterhalten und dann weiterzusehen.
Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis Lord Fehrle erschien. Er war höflich, doch sehr kurz angebunden, als hätte man nicht den Manabi, sondern ihn so unverschämt lange warten lassen. Fehrle umriss den gegenwärtigen Stand der Beziehungen zwischen dem Imperium und den Tahn. Abgesehen von einigen Details wusste das der Manabi, und er versuchte, Fehrle bei seiner Ungeduld zu packen, indem er es ihm gegenüber auch ausdrückte.
»Das ist eine Bilderbuchzusammenfassung der Situation, Milord«, sagte er. »Höchst bewundernswert. Beinahe elegant in ihrer Kargheit. Meine eigene Rolle darin kann ich allerdings nicht erkennen.«
»Um ganz offen zu sein«, sagte Fehrle, »planen wir einen kompletten Überraschungsangriff.«
Alle drei Mägen Sr. Ecus zogen sich krampfhaft zusammen.
Erst vor kurzem waren ihre Innenwände sorgfältig überprüft worden; es war sogar soweit gegangen, dass er sicher war, seine bevorzugten Microorganismen nie wieder verdauen zu können. Doch das jetzt war wirklich eine Katastrophe.
»Ich bitte Sie inständig, die Sache noch einmal zu überdenken, Milord«, sagte er. »Sind Ihre Positionen wirklich so unversöhnlich? Ist es wirklich zu spät für Verhandlungen? Meiner Erfahrung nach …«
»Deshalb habe ich Sie hergebeten«, sagte Fehrle. »Es gibt einen Ausweg. Eine Möglichkeit, den totalen Krieg zu vermeiden.«
Sr. Ecu wusste, dass der Mann durch seine strahlenden Zähne hindurch log. Trotzdem konnte er schlecht nein sagen. »Das freut mich über alle Maßen«, sagte er. »Vermutlich haben Sie noch einige neue Forderungen. Vielleicht einen Kompromiss? Bestimmte Belange, die sich in festen Absprachen niederschlagen sollen?«
Fehrle schnaubte verächtlich. »Keinesfalls«, sagte er. »Wir geben uns nur mit der totalen Kapitulation zufrieden.«
»Das halte ich für keinen sehr guten Ausgangspunkt, um Verhandlungen aufzunehmen, wenn ich das so sagen darf, Milord«, murmelte Sr. Ecu.
»Aber genau das ist mein Ausgangspunkt«, erwiderte Fehrle. »Ich habe ein Fiche in Vorbereitung, in dem unsere Position genau vermerkt ist. Es wird Ihnen ausgehändigt, bevor Sie zur Erstwelt aufbrechen.«
»Und wie viel Zeit haben die Unterhändler des Imperators für ihre Antwort?«
»Zweiundsiebzig E-Stunden«, sagte Lord Fehrle mit scharfer, fast monotoner Stimme.
»Aber, Milord, das ist unmöglich. In dieser Zeit schaffe ich es kaum, die Erstwelt überhaupt zu erreichen, ganz zu schweigen davon, mit den richtigen Leuten ins Gespräch zu kommen.«
»Trotzdem. Es bleibt bei zweiundsiebzig Stunden.« »Hören Sie doch auf die Stimme der Vernunft, Milord!« »Weigern Sie sich, den Auftrag auszuführen?« Jetzt wusste Sr. Ecu, was gespielt wurde. Fehrle wollte eine Ablehnung. Später würde er sagen, er habe sein Möglichstes getan, um den Krieg zu verhindern, doch der Manabi hätte die Mission nicht ausgeführt. Er bewunderte den Plan, so wie er die perfekte Hässlichkeit des Gartens dieses Mannes bewundern musste. Denn der Verhaltenscode seiner Spezies ließ es auf keinen Fall zu, dass Sr. Ecu den Auftrag annahm.
»Jawohl, Milord. Es tut mir leid, aber ich muss ablehnen.« »Dann eben nicht.«
Lord Fehrle drehte sich ohne ein weiteres Wort um und marschierte über den weißen Sand. Sr. Ecu entfaltete die Flügel und schwirrte einen Moment später davon; sein Selbstwertgefühl und die Neutralität seiner Rasse waren schwer erschüttert worden.
Kapitel 43
Die Wettervorhersage für den Empire Day klang ermutigend: bedeckt mit gelegentlichen Regenschauern, teilweise sogar schwere Regengüsse. Mieses Wetter für einen Feiertag – doch vielleicht rettete genau das mehreren tausend Leuten auf Cavite das Leben; vielleicht war es sogar dafür verantwortlich, dass Sten diesen Tag überlebte.
Sten hatte seinen Besatzungen untersagt, die nähere
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