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DJ Westradio

DJ Westradio

Titel: DJ Westradio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Lange
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arbeitete als Koch in einem Interhotel. Einmal kam er spät in der Nacht ziemlich angetrunkenmit zwei jungen Kollegen von der Arbeit. Sie hatten eine Plastewanne voll Eiswürfel und zwei Flaschen Gin mitgebracht, die umgehend in Mixgetränke verwandelt wurden. Wir anderen saßen in der Küche und hörten den dreien beim Ausdenken neuer Kochrezepte zu, bis sie gegen zwei Uhr morgens den Gasherd anschmissen und unter wildem Rumgetobe für alle Pfannengeschnetzeltes mit Bananen-Honig-Reis kochten. (Heutzutage nennt man das Crossover-Küche. Wir hatten das schon vor 20 Jahren, ätsch!) Zwischendurch riefen sie uns grinsend zu, daß wir nun erleben könnten, daß Kochen eine Kultur sei und wahnsinnig Spaß mache. Vor allem war es Kunst. Es war eine Kunst, trotz des ungeheuren Alkoholpegels zu dieser Nachtzeit noch ein so wunderbares Essen zu zaubern. Respekt, Jungs!

Mädchen
    Mädchen sind toll! Das wußte ich schon seit frühester Kindheit. Katja, die mit ihrer Mutter und ihrem großen Bruder in der Lößniger Straße in unserer Nachbarwohnung wohnte, war lange Zeit meine zukünftige Ehefrau. Wir waren 1977 schon so gut wie verlobt. Wenn wir groß wären, wollten wir heiraten, und ich wünschte mir zu unserem Familienglück ein großes dunkelgrünes Auto mit einem Funkgerät, so wie bei den Taxis. Katja wünschte sich drei Kinder. Sie war auch das erste Mädchen, das ich nackt sah, und ich spürte damals mit meinen sechs Jahren, daß es sich lohnen könnte, älter zu werden. Mit Eintritt in die Schule zerschmolz jedoch unser Eheversprechen wie Eis in der Sommersonne, denn sie war ein Jahr älter als ich und konnte sich natürlich unmöglich länger mit einem Jüngeren abgeben.
    Die Fahrten ins Ferienlager waren der nächste Schritt, denn da wurde ja schon richtig rumgeknutscht, viel mehr aber auch nicht. Liebeleien innerhalb der Schulklasse ergaben sich erstaunlicherweise so gut wie nie. Wahrscheinlich waren wir wirklich mehr oder weniger wie eine große Familie, also alles Brüder und Schwestern.
    So richtig interessant wurde es erst bei den zahlreichen Partys, die man als Teenie mit der Clique feierte. Es gab kaum eine bessere Kontaktbörse in dieser Zeit. Und keine bessere Möglichkeit, die körperlichen Interessenam anderen Geschlecht zumindest ansatzweise auszuleben.
    Sonja war hierbei ein freundliches und hilfsbereites Mädchen aus der »Hoffmann«, die manchmal bei unseren Partys abhing. Obwohl sie so alt war wie ich, schien sie schon um einiges reifer zu sein als die anderen Mädchen, was man nicht nur an ihrem Körperbau sah. Sie hatte Selbstbewußtsein, sie wußte schon genau, was und wen sie wollte, und half von Party zu Party immer mal einem Jungen aus der Clique entscheidend auf dem Weg zum Erwachsenwerden. (Mich hatte sie übrigens ausgelassen. Schuld war bei mir sicherlich der Alkohol – der fehlende.)
    Tipps und Informationen zu diesem neuen heißen Thema bekamen wir reichlich aus der BRAVO und von Triebis älterem Bruder. Und dann gab es natürlich den Informationsaustausch untereinander. Redeten wir bis vor kurzem eigentlich nur von Musik und Klamotten, so beherrschte zunehmend der weibliche Körper unsere Gespräche – natürlich nur, wenn die Mädels nicht anwesend waren. Vor allem redeten wir über Brüste. Es gab nichts, das uns mehr faszinierte. Wir hatten ja keine, dafür aber die Mädchen. Manchmal fachsimpelten wir, wer aus unserem weiblichen Bekanntenkreis die schönsten habe oder wahrscheinlich haben würde, manchmal wußte man es nicht genau, weil sie noch keiner gesehen oder gar angefaßt hatte. Diejenigen von uns, die gerade mit einem Mädchen »gingen« und schwer verliebt waren, rückten jedoch nicht mit Details raus, das gebot der Anstand, schließlich wollte man ja auch ein wenig Gentleman sein. Nur stilles Grinsen.
    Einmal stand Rüdi an einem lauen Sommerabend vor meiner Tür. Er wollte was loswerden, es ging um seine neue Freundin. Ich klaute meinem Vater ein Bier aus der Speisekammer (damals hatten die Wohnungen noch so was), und wir spazierten zum Scherbelberg, denn nirgendwo konnte man besser die wirklich wichtigen Dinge des Lebens bereden. Oben auf der Spitze setzten wir uns ins Gras und schauten über den Auewald in die Abendsonne. Es war genau dieselbe Stelle, an der ich mit Rüdi, Thümi und Katrin vor ein paar Wochen nachts gesessen hatte. Nach einer Flasche billigen Rotweins hatten sich Thümi und Rüdi nackt ausgezogen und waren schreiend über die Wiese gerannt. Ich

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