Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
ablenken und verwirren können. Weil aqber weder die Tzabeh noch der Torpedo erkannt worden waren, kamen diese Systeme nicht zum Einsatz. Jedesmal musste der Übungstorpedo, an seiner leuchtend roten Boje hängend, in unmittelbarer Nähe des Zielschiffes aus dem Wasser gefischt werden.
Hakeem bin Zaif wusste, sowohl er als auch seine beiden Freunde Rashid und Jussuf hätten eigentlich längst auf dem Heimweg nach Hamburg sein müssen, aber keiner der drei war bereit, jetzt aus Dhahran abzureisen. Alle drei wollten dabei sein, wenn der Übungstorpedo zum ersten Mal gegen ein Unterwasserziel abgefeuert wurde.
Da die Saudische Marine noch über keinerlei U-Boote verfügte, wurde ein gefluteter Ponton an einer rund drei Kilometer langen Stahltrosse hinter einem Schlepper der ARAMCO hergezogen. In dem Ponton befand sich ein von den Ingenieuren der DRRS sorgfältig berechneter Rest Luft, der den Stahlkasten auf einer Wassertiefe von rund fünfzig Metern halten würde. In dem Ponton befand sich ein Geräuschreaktor, der das leise Propellerdrehen eines in Schleichfahrt befindlichen U-Bootes simulierte.
In der OPZ der Seasparrow war es mucksmäuschenstill. Hakeem bin Zaif, Jussuf, Rashid beobachteten gebannt wie alle anderen Anwesenden das Geschehen auf den Monitoren in dem abgedunkelten Raum. Dort waren sowohl die Tonsignale optisch wiedergegeben, die die Seasparrow aufnahm, als auch – über ein am Heck der Tzabeh angebrachtes und mittels einer Boje zur Meeresoberfläche reichenden Antennenkabels – die übermittelten Daten, die die Tzabeh auf ihren eigenen Monitoren sah.
Trotz des Lärms des Schleppers, der wie ein Traktor an der Oberfläche alles an Umweltgeräuschen und Lärmabstrahlungen anderer in der Nähe befindlicher Schiffe übertönte, gelang es den Sensoren der Tzabeh, die geringe Geräuschabstrahlung des Pontons aufzufangen und als feindliches U-Boot zu analysieren. Auf den Monitoren war – mit viel Glück - dieses Geräusch wie ein über einen schwarzen Grund huschender dunkelgrauer Schatten zu sehen. Aber wenige Minuten später war auf den von der Tzabeh übermittelten Bildern erkennbar, wie sich ein kleiner leuchtender Punkt in Bewegung setzte und unaufhaltsam auf den grauen Schatten zu schwamm.
„Der Torpedo!“ sagte Hakeem.
„Das ist nicht fair!“ sagte Jussuf flüsternd. „Der Ponton kann sich nicht unter den unterschiedlichen Wasserschichten verstecken. Mit einem Experten an Bord wäre er wahrscheinlich gar nicht erst entdeckt worden!“
„Moment mal, da ist etwas los!“ sagte Rashid. Zwischen dem Kommandanten der Seasparrow, einem Deutschen namens Carsten Petersen, und Leutnant Naqui ul Haq war ein heftiger Wortwechsel entbrannt.
„Ich habe das Kommando über die Seasparrow, Herr Ul Haq!“ sagte der deutsche Kapitän auf Deutsch zu Leutnant Naqui ul Haq.
„Aber ich habe das Kommando über den Schlepper, Herr Petersen,“ antwortete ul Haq. „Und ich bin es, der dem Kapitän des Schleppers Anweisung gibt, wohin er zu fahren hat. Und diese Anweisung ist: Hart steuerbord, Kurs NNO .“
„Aber das ist gegen die Absprachen! Dann läuft der Torpedo ins Leere…,“ versuchte Petersen zu protestieren.
„Genau das ist es, was ich will! Mal sehen, was Ihren Experten an Bord der Tzabeh jetzt einfällt! Ihrem so gescheiten Herrn Doktor Burghof und seinen Leuten!“
Lieutenant Commander Carl Almaddi hatte die Aufzeichnungen sämtlicher Luftangriffe auf Bagdad der an der Aktion Enduring Freedom beteiligten Streitkräfte aus den Jahren 2003 und 2004 überprüft. Es gab mehrere Vorfälle, bei denen Wohnviertel in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Bombenexplosionen gab es zu der Zeit fast täglich. Vergeltungsangriffe der Aliierten auch. Carl Almaddi hoffte, durch die Analyse der einzelnen Angriffe die von Rupert erwähnte Bombardierung des Wohnviertels in Bagdad ausfindig machen zu können. Aber selbst, wenn ihm das gelänge, brächte ihn dies seinem Ziel, den Prinzen Mirin zu identifizieren, nur wenig näher.
Nach all den Angriffen damals waren zwar die Toten gezählt, die Leichenreste, soweit möglich, den Bewohnern der getroffenen Häuser und Apartments zugeordnet worden, aber in vielen Fällen waren die Reste begrenzt auf Fingernägel, Zähne, Teile von Gliedmaßen. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, DNA-Analysen anzustellen oder die genaue Anzahl der Toten festzustellen. Damals herrschte Krieg, und für so etwas war keine Zeit! Die irakischen Behörden mochten die Namen der
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