Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
untersuchen würde, Gewebeprobe nehmen und analysieren müsste, drehte ihm den Magen um! Dazu die unendliche Traurigkeit seiner Frau, die nicht weinen konnte, sondern in einer stummen verzweifelten Starre verharrte, die ihm Angst machte.
Als Arzt war Dr. Sadler der Tod vertraut. Er hätte nicht sagen können, für wie viele Menschen er Totenscheine unterschrieben hatte, wie vielen Menschen er die unheilbare Erkrankung oder den Tod eines Angehörigen hatte beibringen müssen!
Dr. Sadler wusste, die Ärzte in der Klinik würden alles daransetzen, ihm als einem ihrer Kollegen die Todesursache seines Kindes genau erklären zu können.
Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnte, war, welch bittere Erfahrungen noch auf ihn und Sabines Mutter warten würden.
Als Rupert Graf, sein Rollköfferchen hinter sich herziehend, aus den reklamebeklebten Schiebetüren des Ankunftsbereiches des Hamburger Flughafens trat, wartete Aisha Benheddi bereits auf ihn. Das Hotel hatte einen Wagen geschickt, dessen Fahrer respektvoll die Begrüßung zwischen Graf und Frau Benheddi abwartete, bevor er sich diskret als Abholer zu erkennen gab. Rupert Graf sowieso, aber auch die arabische Dame waren den Mitarbeitern des Hotels Atlantic bekannt.
Rupert Graf kam gar nicht dazu, sein iPhone vom Flugmodus zurück auf Empfang zu stellen. Aisha umklammerte seine Hand und stellte unablässig Fragen zu seiner Reise durch Ostasien. Graf hatte nicht einmal Gelegenheit, von seiner unersprießlichen Erfahrung mit der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft zu berichten.
In Grafs Suite umarmte Aisha ihn mit einer Kraft, die ihn überraschte.
„Du warst so lange weg,“ flüsterte sie ihm ins Ohr und riss sich das Kopftuch herunter. „So lange! Viel zu lange!“
Während Rupert Graf sich im Badezimmer frisch machte, tat Aisha zweierlei:
Sie gab Anweisung an die Rezeption, keine Telefonate durchzustellen, und sie knipste Grafs Mobiltelefon aus.
„Was machst du?“ fragte Graf, in einen dicken weißen Frotteebademantel gehüllt, in den Wohnraum tretend.
„Ich will dich jetzt ganz für mich!“ antwortete Aisha, aus ihrem langen Kleid steigend. Wie immer war Graf beeindruckt, wie hinreißend sie in ihrer schwarzen Spitzenwäsche aussah. „Ungestört! Kein Handy! Keine Anrufe! Ganz für mich!“
Rupert Graf, verpasste an diesem Abend gleich mehrere Gespräche, die ihm sicherlich wichtig gewesen wären:
Den Anruf von Dr. Sadler, der mitteilte, Sabine sei verstorben.
Den Anruf von Dr. Burghof, der wissen wollte, ob Graf mit Scheich Mahmut gesprochen habe, und wenn, mit welchem Ergebnis.
Den Anruf seines Freundes Holger Brockert:
„Hey, Alter. Simone berichtet mir gerade, Sabine hat diese Welt verlassen! Melde dich. Simone heult Rotz und Wasser!“
Den Anruf von Lieutenant Commander Carl Almaddi:
„Hello Rupert! Mein Kollege Lieutenant Commander Peter Huntzinger wollte heute auf Ihre U-Bootswerft in Dhahran, Al Salam. Man hat ihn nicht hereingelassen. Haben Sie eine Ahnung, was da los ist?“
Den Anruf von Norbert Schmehling:
„Wo stecken Sie wieder? Wir müssen uns sehen! Ich kriegte vorhin einen Hinweis aus dem Auswärtigen Amt. Das kleine Land am Mittelmeer macht Zoff wegen der saudischen U-Boote!“
Den Anruf von Henry Morton Stanley aus Washington:
„Rupert, Lieutenant Commander Carl Almaddi muss dich dringend sprechen!“
Den Anruf von Rechtsanwalt Dr. Bernd Winter:
„Bitte melden Sie sich so bald wie möglich! Frau Sadler ist verstorben. Es gibt jetzt konkrete Beweise, dass sie getötet worden ist!“
Am folgenden Tag hatte sich die Dinge wieder etwas beruhigt.
Leutnant Khalid entschuldigte sich wortreich bei Lieutenant Commander Peter Huntzinger, dass dessen Ankunft bei der Betriebsführung der Al Salam nicht ordentlich angemeldet gewesen wäre und dass er nur deshalb dort keinen Einlass gefunden hatte. Ein Fehler in der Bürokratie.
Den Deutschen gab man keine Erklärung außer:
„Es war offenbar Allahs Wille!“ Dr. Burghof und seine Kollegen und Mitarbeiter wunderten sich nicht weiter. Hier, so hatten sie längst bemerkt, lag so vieles in Allahs Hand! Trotzdem ließ sich Burghof die Übergabe des Protokolls, mit dem er den Vorfall festgehalten hatte, von einem der Manager der Al Salam quittieren, was dieser auch ohne zu zögern tat.
Die abgegebenen Erklärungen stimmten auch Lieutenant Commander Carl Almaddi wieder versöhnlich, den sie durch einen Anruf von Rupert Graf zu früher Stunde US-Ostküstenzeit sowie durch
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