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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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Haustür aufging. Schwere Stiefel auf Asphalt. Nicht nach unten schauen. Klettern! Meine Finger brannten. Zähne zusammenbeißen!, befahl ich mir. Murat hing einen Balkon unter unserem, aber ich konnte nicht gleichzeitig klettern und ihn mit hochziehen.
    »Halt dich fest. Ich bin gleich oben.« Endlich hatte ich es geschafft. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden geworfen und erst mal nach Luft geschnappt.
    »Romea, ich kann nicht mehr!«, rief Murat und ich sah, wie seine Finger Millimeter für Millimeter vom Geländer glitschten. Seine linke Hand rutschte ab und in diesem Moment schaffte ich es gerade noch, nach seiner
Rechten zu greifen. Murat war zwar nicht schwer, aber ich taumelte ein wenig und seine Hand war klitschnass. Wahrscheinlich würden wir gleich beide nach unten stürzen.
    »Reiß dich zusammen und gib mir deine andere Hand!«, flüsterte ich. Die Stiefelschritte wurden immer lauter.
    »Verdammt, Murat! Sie kommen!«
    Murat streckte mir mit letzter Kraft die Linke entgegen und ich zog, so gut ich konnte. Er stützte sich mit den Beinen an der Brüstung ab und, alhamdulillah, endlich war er oben. Ich drückte ihn zu Boden und ging selbst in Deckung. Keine Sekunde zu früh. Murat öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich hielt ihn ihm zu. In diesem Augenblick kamen die Typen auch schon um die Ecke geschnauft und sahen sich um. Julian war verschwunden. Trotzdem rannten sie wie von der Tarantel gestochen davon, denn jeder, wirklich jeder, der für Ice arbeitete, musste seinen langen Arm fürchten. Als sie außer Sicht waren, ließ ich Murat los. Er sah mich seltsam an.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht haram war, was du getan hast, aber danke. Zwei Sekunden später und ich hätte losgelassen.«
    Ich ging da gar nicht darauf ein, sondern sagte: »Meinst du, du kannst mit einem Seil klettern?«
    Murat zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Offensichtlich bin ich eine Niete im Klettern.«
    »Ja. Das ist nicht zu übersehen«, sagte ich. Hoffentlich wachten die Nachbarn nicht auf. Es wäre schwer zu erklären, was wir morgens um halb vier, noch halb im Schlafanzug, auf ihrem Balkon trieben.
    »Warte hier, Murat. Ich geh noch mal hoch.«
    »Romea?«, fragte er ängstlich. »Was, wenn die wiederkommen?«
    »Die suchen erst mal Julian.« Damit ließ ich ihn, wo er war und kletterte nach oben, wo ich noch schnell Geld, Handy, Schlüssel, die Koran-Ausgabe mit meinen Notizen und die Schneekugel von Theresa einsteckte. Dann verknotete ich drei Bettlaken und stieg wieder nach unten. Dort schlang ich das Laken über das Geländer und seilte mich ab. Murat kam nach und ließ sich dann fallen. Die Betttücher ließen wir, wo sie waren und rannten davon, als wäre Shaitan höchstselbst hinter uns her. Als wir schon fast in Friedrichshain waren, konnten wir nicht mehr. Da standen wir dann und sahen uns an.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    Murat zuckte mit den Schultern.
    Ganz toll. Die Wohnung konnten wir vergessen. Jetzt, wo sie wussten, wo Julian wohnte, würden Ices Leute nicht mehr von Julian ablassen. Jetzt waren wir so gut wie obdachlos. Plötzlich ging ein Leuchten über Murats Gesicht. »Mensch, wir können in die Moschee gehen«, sagte er.
    »Klar, Mann, morgens um vier gehen wir in die Moschee. Weil da bestimmt noch offen ist«, machte ich mich lustig.
    Doch Murat behauptete, dass im Hinterhaus immer jemand da wäre. Also trottete ich ihm in Ermangelung einer besseren Idee hinterher.
    Und unglaublich, aber wahr, tatsächlich wurde uns morgens um dreiviertel vier von einem Typen mit Häkelmütze und einem Witz von Bart, der sich als Hilal vorstellte, die Tür geöffnet und ein heißer Tee gebracht, damit wir uns beruhigten.
    Als wir wieder etwas zu uns gekommen waren, sagte er: »Ich zeig euch mal, wo ihr schlafen könnt.«
    »Sag mal, könnte vielleicht unser Freund nachher noch dazukommen?«, fragte Murat.
    Hilal nickte und überreichte uns einen Schlüssel. »Wenn euer Freund da ist, dann schließt bitte wieder zu. Die Nazis machen gerne mal um diese Zeit ihren Rundgang.« Er lachte heiser.
    Ich nickte und nahm den Schlüssel an mich.
    Murat tippte eifrig auf seinem Handy herum. »Julian kommt gleich«, sagte er.
    »Halleluja«, sagte ich.
    »Alhamdulillah«, korrigierte er mich und zwinkerte mir zu.
    Eine halbe Stunde später stand Julian auf der Matte. Er war völlig abgekämpft. Wir fielen uns in die Arme und kletterten dann sofort die knarrende Treppe zu unserem Matratzenlager hoch. Und

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