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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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betraf.
    Omar saß am Tisch und hatte seinen Kopf zwischen den Pranken vergraben. Und er sah noch mitgenommener aus als die letzten Wochen. Plötzlich richtete er sich auf und sagte bedeutungsschwer: »Ihn haben die Ungläubigen also auch auf dem Gewissen.«
    »Wieso? Er ist doch selbst gesprungen«, protestierte Murat.
    »Ja. Aber sie haben ihn dazu gebracht. Mit ihren teuflischen Methoden haben sie ihn dazu gebracht. Ich sage euch: Von allen Kuffar sind die Juden am schlimmsten.«
    Murat und ich sahen uns vielsagend an, aber Omar fing unsere Blicke auf.
    »Was? Glaubt ihr mir nicht? Dann will ich euch mal was zeigen.« Er hockte sich vor den Rechner und dann mussten wir uns ein Video nach dem anderen reinziehen. Mir verschwamm schon alles vor Augen. Iran. Irak. Afghanistan. Gaza. Westjordanland. Zerfetzte Leichenteile. Tote Kinder. Verstümmelte Menschen. Krüppel. Rauchende Ruinen. Ein unendlicher Loop des Grauens. Es war mir nicht wirklich neu, was ich hier sah, aber in dieser Dichte war es ein Albtraum. Und zwar ein verdammt realer.
    Murat liefen Tränen die Wangen hinab und auch Omar hatte feuchte Augen.
    »Und das Schlimme ist – die ganze Welt hilft ihnen auch noch dabei. Meine eigene Regierung pumpt jedes Jahr Milliarden Dollar nach Israel. Und dann all die Kriege, die sie gegen uns führen – und Europa macht mit. Ich frage euch? Warum hassen sie uns Muslime so?«, fragte er mit brüchiger Stimme. »Wenn man das sieht, dann ist es doch gar kein Wunder, dass Samir sich umgebracht hat. Und es wäre eine schreiende Ungerechtigkeit, wenn man ihm die Schuld dafür geben würde. Ich meine, das sieht doch ein Blinder, dass er nur ein unschuldiges Opfer der westlichen Teufel geworden ist.«
    Zuerst überzeugte mich Omars These nicht so recht. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es mir, dass er unrecht hatte. Und was auf jeden Fall stimmte: Man konnte Samir seinen Freitod wirklich nicht anlasten und den ganzen Tag betete ich zu Allah, dem Allmächtigen, dass er Samir verzeihen möge.
    »Omar, Samir hat gesagt, dass du dich für den Kampf vorbereitest?«, fragte ich ihn am nächsten Morgen beim Frühstück, während Murat unten in der Stadt ein paar Einkäufe erledigte. Ich weiß nicht, warum es so war, aber es war so: Murat war mein bester Freund, aber irgendwie konnte ich ihm gerade deswegen nicht sagen, was momentan alles in meinem Kopf herumspukte.
    »Hat er das, ja? Nun … Ja. Man kann nicht immer nur reden, man muss seinen Worten irgendwann auch Taten folgen lassen. Warum, willst du auch kämpfen?«
    »Ich … ich weiß es noch nicht. Ich würde erst einmal einfach nur mehr darüber erfahren wollen. Meinst du, dass das geht?«
    Omar sah mich lange an. »Da musst du Amir fragen. Ich kann das nicht entscheiden. Komm heute einfach mal mit.«
    Ich wartete dezent draußen, bis Amirs und Omars Besprechung beendet war. Schließlich trat Amir vor die Tür und musterte mich. Das war also Amir, der vergessen hatte, uns vom Flughafen abzuholen. Aber schließlich hatte er ja auch weitaus Wichtigeres zu tun, als Chauffeur zu spielen.
    Amir war um die dreißig, groß und durchtrainiert, Typ Sportmodel. Hätte er nicht den einzig richtigen Weg gefunden, hätte er wahrscheinlich jede Nacht eine andere haben können.
    Er legte freundschaftlich seinen Arm um meine Schulter und wir setzten uns. Kurz darauf schlingerte Memnun mit seinen Teegläsern um die Ecke und stellte sie vor uns hin.
    »Wie kommt es, Bruder, dass du dich für den Kampf interessierst? Hat es mit deiner Vision vom Burak zu tun?«, fragte er.
    Ich erschrak. »Hat … hat Abdel Rahman dir davon erzählt?«
    Gedankenverloren zwirbelte Amir die Fransen seines Palituches und ließ dabei seinen Blick auf mir ruhen. »Dir ist sicher klar, was für eine ungeheuerliche Anmaßung das ist?«
    Schuldbewusst nickte ich.
    »Gut. Aber davon mal abgesehen, ist es vielleicht auch ein Zeichen Allahs, des Allmächtigen.«
    »Aber – Zeichen wofür?«, fragte ich.
    »Dafür, dass du in den Kampf ziehen sollst.«
    Auf diese Idee war Abdel Rahman ja auch schon gekommen.
    »Könntest du denn einen Grund dafür finden, vielleicht eines Tages in den Djihad zu ziehen?« Amir sah mich forschend an.
    Bei dieser Frage setzte mein Hirnkino wieder ein. Samirs verrenkte Gestalt. Ein unschuldiges Opfer. Und dann diese Videos, die ich gesehen hatte. All die Gewalt, die Übergriffe des Westens auf die Umma. Es war doch tatsächlich so, dass sie Krieg

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