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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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wir Angst hatten, unseren Anschlussflug zu verpassen, waren wir wachsam wie Erdmännchen.
    Nach acht unendlichen Stunden begann das Boarding und nachdem ich Murat noch mal die Tropfen eingeflößt hatte, konnte ich endlich wieder in einen traumlosen Schlaf sinken. Ich wurde erst wieder wach, als Murat an meinem Arm zerrte.
    »Hey, aufwachen! Es geht los, wir sind da, bald haben wir es geschafft!«, haspelte er.
    Benommen stolperte ich Murat hinterher. Willkommen auf dem Imam Khomeini Airport, willkommen im Djihad, dachte ich. Der Typ am Einreiseschalter war hypergenau. Musterte uns, das Passfoto, uns, das Passfoto. Mindestens zehn Mal machte er das. Mir wurde ganz mulmig. Ich hatte schon von Leuten gehört, die gar nicht erst ins Land kamen, sondern sofort wieder zurückgeschickt wurden. Murat stand am Schalter und glotzte starr geradeaus. Das Kaninchen, das von der Schlange hypnotisiert wird. Dann wurde unser Visum geprüft und ich betete zu Allah, dass es ein ordentliches war. Denn ich hatte keine Ahnung, wie und wo der Marokkaner es beschafft hatte. Er hatte unsere Pässe ja gar nicht gehabt.
    »Your hotel?«, sagte der Typ. Ich verstand erst nicht, aber dann wurde er mir klar, dass er die Hotelbuchung wollte. Ich reichte sie ihm und auch diese wurde aufs Sorfältigste geprüft. Er rief sogar noch einmal dort an und verglich die Daten. Dann endlich, alhamdulillah, durften wir gehen.
    Als wir draußen waren, sagte ich zu Murat: »Bruder, ich dachte schon, die schicken uns wieder nach Hause.«
    »Ich auch«, sagte er und ihm war die Erleichterung deutlich anzuhören.
    Der Marokkaner hatte uns gesagt, wir sollten zum Azadi-Turm fahren – jeder Taxifahrer wüsste, wo das ist –, und dort würde uns Kenan aufsammeln. Also nahmen wir ein Taxi und meine Klischees zerbröselten wie morsches Holz. Ich hatte mir eine ururalte Stadt vorgestellt mit engen Gassen und hohen, alten Häusern, in denen während der Mittagshitze das Leben für ein paar Stunden stillstand.
    Aber nichts da. Teheran war kein Tausendundeinenacht-Traum, Teheran hatte eine Skyline wie Frankfurt oder New York, nur dass sich dahinter das Elburs-Gebirge mit seinen weißen Gipfeln erhob. Und jedenfalls da, wo wir langfuhren, da gab es keine engen, gewundenen Gassen, sondern eine meist achtspurige Stadtautobahn und sogar einen Fernsehturm, der von Weitem ein wenig dem Berliner ähnelte, wenn man aber näher kam, dann konnte man sehen, dass der Teheraner Turm nicht annähernd so schrammelig war wie der Berliner.
    Ich hatte angenommen, dass, wenn sich die Straßen am Abend wieder füllten, die Männer in traditioneller Kleidung herumliefen und die Frauen ein Heer aus schwarzen Burkas bildeten. Aber nichts davon stimmte. Gar nichts. Teherans neun Millionen Einwohner taten mir nicht den Gefallen, mein Folkorebedürfnis zu erfüllen, sondern liefen mehr oder weniger genauso herum, wie man das auch in Berlin tat. In T-Shirt und Jeans. Und o.k, die Frauen trugen zwar überwiegend Kopftuch, aber ein großer Teil von ihnen verwendete bunte Tücher und hatte sie auch eher lässig geschlungen. Die Hauptstadt einer islamischen Republik hatte ich mir irgendwie ruhiger und ernsthafter und nicht so normal und so, ja, westlich vorgestellt.
    Als wir am Azadi-Turm ankamen, war ich beeindruckt. Er war riesig und blendend weiß und man konnte mit einem Lift hochfahren und über die Stadt schauen, aber dafür war leider keine Zeit, denn Kenan erwartete uns bereits.
    »Das mit dem Hotel war nur ein Fake für die Behörden, damit die eine Aufenthaltsadresse von euch haben. Ihr fahrt gleich weiter nach Zahedan.«
    Kenan brachte uns ins Zentrum und ließ uns an einer Ecke raus, an der der Bus abfahren sollte. Dann gab er uns noch einen handgeschriebenen Zettel, den wir nicht entziffern konnten, war wohl Persisch, und den wir dem Busfahrer aushändigen sollten, wenn wir das Ticket bei ihm lösten. Dann meinte er noch: »Es sind fast fünfhundert Kilometer bis nach Zahedan. Kauft euch noch was zu essen. Das wird ’ne lange Fahrt.« Damit verschwand er. Wir hatten noch zwei Stunden Zeit, bis der Bus kommen sollte, und so gingen wir in den nächstgelegenen Bazar und kauften ein.
    Mit dem Bus ging es dann quer durchs Land Richtung Südosten. Karg war es, wenn ich nach draußen sah. Rötliche Gebirgsketten und dazwischen immer wieder Täler wie Pfannen. Die Salzwüste. Am Anfang fand ich das noch spektakulär, so eine trockene, hoch gelegene Landschaft hatte ich noch nie live gesehen,

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