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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Schraubenzieher und Kabelstrang fallen. »Natürlich nicht hier. Das war nur eine Leitzentrale. Von hier aus wurde die ganze Sache gesteuert. Das vermute ich jedenfalls.«
    »Das stand alles in den Akten, ja?« Gabriele klang ausgesprochen zweifelnd.
    »Das stand in den Akten, ja. Und ich zeige dir noch mehr.« Sina deutete auf die Zeichnungen und Karten an den Wänden. »Siehste das? Das sind Berechnungen für eine Umlaufbahn.«
    »Hypothesen«, entgegnete Gabriele. »Nichts als Theorien. Aber wo ist der Beweis, Sina? Woher soll ich wissen, dass der Start deines Satelliten jemals stattgefunden hat?«
    Sina dachte einen Moment angespannt nach. Sie war in Zugzwang. Früher, als sie sich erhofft hatte. Denn noch war das meiste von dem, was sie großspurig als absolute Wahrheit verkündet hatte, weitestgehend reine Theorie. Trotzdem war sie sich sicher, dass sie recht hatte. Sie überlegte sich, ob sie Gabriele ihre Entdeckung zeigen sollte. Ihre Entdeckung, auf die sie gestoßen war, bevor sie sich an den Kabeln zu schaffen gemacht hatte. Wahrscheinlich wäre es verfrüht gewesen, ihre Freundin damit zu konfrontieren. Aber wie sonst sollte sie den geforderten Beweis liefern? Selbstsicher klopfte sie auf eine Schreibtischplatte. »Hier. Hier ist der Beweis.«
    »Ein Schreibtisch?« Gabriele inspizierte das Möbelstück skeptisch. »Eichenholz, voller Wasserränder. Durch und durch marode. Für das Ding würde niemand Geld ausgeben.«
    »Quatsch! Nicht der Schreibtisch an sich ist die Sensation.« Sina zog eine Schublade heraus und holte eine schwarze Kladde hervor. »Testaufzeichnungen von ’44 und ’45«, erklärte Sina wichtigtuerisch. Sie las vor: »20. März 1944: Das A9 mit Nutzlast fünf Tonnen erfolgreich gezündet. Nutzlast erreichte niedere Erdumlaufbahn 120 Kilometer. Weitere Schubkraftverstärkung nötig. H. dennoch sehr zufrieden.« Sina hob ihren Blick und strich sich vielsagend übers Kinn. »Die Abkürzung ›H.‹ könnte für Himmler stehen. Oder sogar für …«
    Gabriele machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schmarrn, Süße. Der Buchstabe ›H‹ könnte genauso gut für Hintermeyr stehen. Oder für Holländer oder wie auch immer der Vorgesetzte desjenigen hieß, der das abgefasst hatte.« Sie nahm Sina das Buch aus der Hand. Mit kritischem Blick überprüfte sie die Echtheit. »Hm. Die Kladde scheint wirklich original aus dem Dritten Reich zu sein. Was allerdings mit den Eintragungen ist, die Analyse der Tinte, das kann nur eine chemische Analyse erbringen.« Und mit einem mehr als zweifelnden Stirnrunzeln fügte sie hinzu: »Du weißt ja wohl, wie man bei solchen Sachen reinfallen kann. Erinnere dich an die gefälschten Hitler-Tagebücher. Ohne chemische Analyse.«
    »Soll ich sie gleich machen?«, unterbrach Sina scharf.
    Gabriele maulte: »Also gut. Lies weiter.«
    »Hier. Zum Beispiel das: ›Projekt Kolumbus‹ gefährdet. Trägerrakete zündete unkontrolliert.« Triumphierend fragte sie: »Hast du gehört? Wenn das kein Beweis ist!« Sie fuhr fort: »Rakete antwortet nicht auf Signale der Bodenstation. Einmalige Nutzlast scheint für immer verloren.«
    Gabriele drehte sich weg. »Gut. Du hast es mir bewiesen. Zufrieden?«
    Sina überhörte Gabrieles sarkastischen Unterton. Noch immer voll bei der Sache, erläuterte sie: »Ich frage mich nur die ganze Zeit, was diese Fremden hier wollen. Ich meine: Wegen deiner Bilder sind sie bestimmt nicht hergekommen. Das wissen wir inzwischen wohl ziemlich sicher. Warum also, warum interessieren sie sich für das hier unten? Wozu all diese moderne Technik, die sie angeschleppt haben?« Sina deutete auf die Laptops, die die Fremden stehen gelassen hatten. »So ’ne Workstation kostet locker 20.000 Mark. Arm sind die jedenfalls nicht.«
    »Ist unser Streit vergessen? Gut. Dann lass uns noch mal ganz genau überlegen, wie wir hier heil rauskommen.« Gabriele ging nachdenkend durch den Raum. »Die Tür kriegen wir nicht auf. Und einen anderen Ausgang gibt es nicht. So viel steht fest. Also müssen wir warten. Warten, bis die Anderen zurückkommen. Es ist zum Verzweifeln!« Doch dann kam ihr ein neuer Gedanke: »Und wenn wir es genauso machen wie gestern Nacht?«
    »Meinst du, wenn wir uns wieder besaufen, hilft das irgendwem weiter?«, spöttelte Sina.
    »Unsinn. Wenn wir uns in dem kleinen Nebenraum, dieser Abstellkammer, verstecken!«
    Sina schüttelte entschieden den Kopf. »Vergiss es. Das läuft nicht, Gabilein. Habe ich doch vorhin auch dran gedacht.

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