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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Arm, den sie Lynley entgegenstreckte. »Hose, Stiefel und Jacke«, sagte sie in unmissverständlichem Befehlston. Und zu Daidre: »Wo sind Ihre Sachen?«
    Daidre wies auf die Plastiktüte, in die sie ihre Oberbekleidung gestopft hatte, nachdem sie sich umgezogen hatte und in Jeans und einen gelben Pulli geschlüpft war. »Aber er hat keine anderen Schuhe dabei«, sagte sie.
    »Ist schon in Ordnung«, versicherte Lynley.
    »Das ist es nicht. Sie können doch nicht ohne …«
    »Ich werde mir neue besorgen.«
    »So bald wird er sie ohnehin nicht brauchen«, warf Hannaford ein. »Wo kann er sich umziehen?«
    »In meinem Schlafzimmer. Oder im Bad.«
    »Dann kümmern Sie sich darum.«
    Lynley hatte sich bereits erhoben, als die Beamtin hereingekommen war. Es schien weniger damit zu tun zu haben, dass er wusste, weswegen sie gekommen war, sondern vielmehr mit guten Manieren. Detective Hannaford war eine Frau, und man stand auf, wenn eine Frau den Raum betrat.
    »Ist das KTU-Team schon da?«, fragte Lynley nun.
    »Und der Pathologe. Wir haben auch ein Foto des toten Jungen. Sein Name ist Alexander Kerne. Er wohnte in Casvelyn. Kannten Sie ihn?«
    Die Frage war an Daidre gerichtet. Sergeant Collins drückte sich in der Küchentür herum, als wäre er nicht ganz sicher, ob er während der Dienstzeit Tee trinken dürfe.
    »Kerne? Der Name kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher. Ich glaube nicht, dass ich ihn kannte«, antwortete Daidre.
    »Sie haben hier unten einen großen Bekanntenkreis, ja?«
    »Wie meinen Sie das?« Daidre hatte die Fingernägel in die Handflächen gebohrt und kämpfte dagegen an. Sie wusste, die Polizistin versuchte, sie aus der Reserve zu locken.
    »Sie sagen, Sie glauben nicht, dass Sie ihn kannten. Das ist eine seltsame Art, es auszudrücken. Mir scheint, entweder man kennt jemanden oder nicht. – Gehen Sie sich jetzt umziehen?« Die Frage galt Lynley, ein plötzlicher Richtungswechsel, der einen ebenso aus der Fassung bringen konnte wie ihr steter, forschender Blick.
    Er sah kurz zu Daidre und wandte dann den Blick ab. »Ja, sicher«, sagte er und trat mit eingezogenem Kopf durch den Türbogen, der das Wohnzimmer mit einem schmalen Flur verband. Am anderen Ende lagen ein winziges Bad und ein Schlafzimmer, das gerade groß genug war für ein Bett und einen Kleiderschrank. Das Cottage war klein und sicher und behaglich. Es war genau so, wie Daidre es wollte.
    Sie antwortete der Polizistin: »Ich glaube, man kann jemanden vom Sehen kennen, vielleicht sogar eine Unterhaltung mit ihm führen, ohne je seinen Namen zu erfahren. Oder seine Adresse, Lebensumstände oder was auch immer. Ich nehme an, Ihr Sergeant hier könnte das Gleiche sagen, und er stammt aus dieser Gegend.«
    Collins fand sich mit der Teetasse auf halbem Weg zum Mund erwischt. Er hob die Schultern. Es war unmöglich zu sagen, ob die Geste Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken sollte.
    »Das stelle ich mir aber anstrengend vor«, bemerkte Hannaford.
    »Ich habe festgestellt, dass die Anstrengung sich lohnt«, gab Daidre zurück.
    »Sie kannten Alexander Kerne also vom Sehen?«
    »Möglicherweise. Aber wie bereits gesagt, wie ich schon Ihrem anderen Kollegen und Sergeant Collins hier und auch Ihnen erklärt habe, konnte ich den Toten nicht gut sehen.«
    In diesem Moment kam Thomas Lynley zurück und rettete Daidre vor weiteren Fragen und DI Hannafords durchdringendem Blick. Er reichte der Polizistin die erbetenen Kleidungsstücke. Das sei doch absurd, fand Daidre. Er werde sich den Tod holen, wenn er so herumlaufe. Keine Jacke, keine Schuhe und nur ein dünner weißer Overall, wie Kriminaltechniker sie am Tatort trugen, um sicherzustellen, dass sie selbst dort keine Spuren hinterließen. Es war einfach lächerlich.
    DI Hannaford sagte zu ihm: »Ich will Ihren Ausweis sehen, Mr. Lynley. Das ist eine Formalität, und es tut mir leid, aber es führt kein Weg daran vorbei. Können Sie ihn besorgen?«
    Er nickte. »Ich muss telefonieren …«
    »Gut. Lassen Sie ihn herschicken. In den nächsten Tagen müssen Sie ohnehin hierbleiben. Es sieht zwar aus wie ein Unfall, aber ehe wir nicht sicher sind … Na ja, ich nehme an, Sie kennen die Vorschriften. Ich will, dass Sie sich irgendwo aufhalten, wo ich Sie finden kann.«
    »Ja.«
    »Sie brauchen etwas zum Anziehen.«
    »Ja.« Er klang, als wäre es ihm gleichgültig. Er war wie ein Blatt im Wind, nicht Fleisch und Knochen und Entschlusskraft, sondern geradezu immateriell, ausgedörrt

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