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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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bereits auf ihn. »Wenn sie erfahren, was ich beruflich mache. Darauf stehen sie nicht besonders.«
    Hannaford tätschelte ihm die Schulter. »Das macht nichts, Gordie. Sie stehen darauf, und das allein zählt.«
    »Wie wär's denn mit uns zwei Hübschen?« Er sah sie mit musterndem Blick an, abschätzend und abwägend.
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung, mein Lieber. Sie sind viel zu jung, und außerdem bin ich im Grunde meines Herzens eine Sünderin. – Ich brauche den schriftlichen Bericht hierüber so schnell wie möglich.« Mit dem Kinn wies sie auf die frisch gesäuberte Rollliege.
    »Ich werde dafür eine der Schreibkräfte bestechen«, versprach Lisie.
    Als sie die Pathologie hinter sich gelassen hatten, schritt Hannaford auf einen Lageplan des Krankenhauses in der Vorhalle zu, studierte ihn kurz und führte Lynley dann in die Cafeteria. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie nach dem Besuch im Sektionssaal etwas essen wollte, und wie sich herausstellte, hatte er recht. Hannaford blieb am Eingang stehen und sah sich um, bis sie an einem Tisch einen Mann entdeckte, der eine Zeitung las.
    Lynley erkannte den Mann, der am Abend zuvor in Daidre Trahairs Cottage aufgetaucht war und ihn nach New Scotland Yard gefragt hatte. Gestern hatte er sich nicht vorgestellt, aber Hannaford holte das nun nach: Dies sei Assistant Chief Constable Ray Hannaford von der Polizei in Middlemore, erklärte sie. Der Mann erhob sich und streckte Lynley höflich die Hand entgegen.
    »Ja«, fügte Detective Inspector Hannaford erklärend hinzu.
    »Ja?«, fragte Lynley verdutzt.
    »Familie«, warf sie ein.
    »Ehemals«, ergänzte Ray Hannaford. »Bedauerlicherweise.«
    »Du schmeichelst mir, Liebling«, frotzelte sie.
    Keiner von beiden ging näher darauf ein, doch das Wort ›ehemals‹ räumte alle Zweifel aus. Mehr als ein Cop in der Familie, schloss Lynley. Das dürfte nicht einfach gewesen sein.
    Ray Hannaford griff nach einem großen Umschlag, der auf dem Tisch gelegen hatte. »Hier ist er«, sagte er zu seiner Exfrau. »Wenn du das nächste Mal auf einem Kurier bestehst, lass ihn wissen, wo er dich findet, Beatrice.«
    »Das hab ich ihnen gesagt«, entgegnete sie. »Offenbar hatte der Mistkerl, der diesen Umschlag aus London gebracht hat, keine Lust, bis nach Holsworthy oder Casvelyn zu fahren. Oder hattest du auch noch mal angerufen und die Sachen angefordert?«, fragte sie argwöhnisch. Sie wedelte mit dem Umschlag.
    »Nein«, versicherte er. »Aber wir sollten langsam über eine Art Gegenleistung reden. Dein Schuldensaldo wächst. Die Fahrt von Exeter hierher war die Hölle. Jetzt schuldest du mir in zweierlei Hinsicht etwas.«
    »Zweierlei? Wofür denn noch?«
    »Dafür, dass ich Pete gestern Abend abgeholt habe. Klaglos, wie ich mich erinnere.«
    »Musstest du dich zu dem Zweck aus den Armen irgendeiner Zwanzigjährigen reißen?«
    »Ich glaube, sie war mindestens dreiundzwanzig.«
    Bea Hannaford lachte leise. Sie öffnete den Umschlag und spähte hinein. Dann sagte sie: »Gut. Ich nehme an, du hast selbst einen Blick hineingeworfen, Ray?«
    »Schuldig im Sinne der Anklage.«
    Sie zog den Inhalt hervor. Lynley erkannte seinen Polizeiausweis von New Scotland Yard auf einen Blick.
    »Den habe ich zurückgegeben«, sagte er. »Er hätte eigentlich … Was passiert mit diesen Dingern, wenn jemand kündigt? Sie werden vernichtet, nehme ich an.«
    Es war Ray Hannaford, der antwortete: »Anscheinend war man nicht gewillt, ihn zu vernichten.«
    »›Voreilig‹ nannten sie es«, fügte Bea hinzu. »Eine überstürzte Entscheidung, die zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt gefällt wurde.« Sie hielt Lynley den Scotland-Yard-Ausweis hin.
    Doch er nahm ihn nicht entgegen. Stattdessen sagte er: »Mein Pass ist mit der Post unterwegs. Das habe ich Ihnen doch erklärt. Meine Brieftasche mitsamt Inhalt wird morgen hier sein. Dies hier«, er blickte auf den Dienstausweis hinab, »war überflüssig.«
    »Ganz im Gegenteil«, widersprach Detective Inspector Hannaford. »Es war absolut notwendig. Sie wissen selber, dass gefälschte Ausweispapiere heutzutage leicht zu beschaffen sind. Wer weiß, vielleicht haben Sie den Vormittag damit verbracht, sich welche zu besorgen.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Ich nehme an, das können Sie sich selbst beantworten, Superintendent Lynley. Oder ziehen Sie den Adelstitel vor? Und was zum Henker hat jemand wie Sie überhaupt bei der Polizei verloren?«
    »Dort bin ich ja nicht

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