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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Salon.
    »Jacob!«, rief sie. »Komm, wir müssen nach Millie schauen!«
    Der kahlköpfige, kräftige Mann war neu im Haus. Belle hatte ihn erst einmal gesehen, vor zwei Wochen, als er einen neuen Dichtungsring am Wasserhahn in der Spülküche angebracht hatte. Mog hatte gesagt, er wäre eingestellt worden, um im Haus anfallende Arbeiten zu erledigen, aber auch, um dafür zu sorgen, dass es oben im Salon abends keinen Ärger gab. Heute Abend sah er in seinem dunkelgrünen Jackett richtig schick aus, und er reagierte blitzschnell auf Annies Befehl, indem er sofort die Treppe hinauflief.
    Annie folgte ihm, blieb aber kurz bei Belle stehen und zeigte auf die Kellertür. »Wir sprechen uns nachher. Und jetzt runter mit dir!«, herrschte sie ihre Tochter an.
    Belle saß am Küchentisch, den Kopf auf die Hände gestützt, und wünschte sich, Mog würde kommen und ihr erklären, wie und warum das alles passieren konnte.
    Die Küchenuhr zeigte zehn nach zehn. Anscheinend hatte sie viel länger, als sie gedacht hatte, in Millies Zimmer geschlafen. Aber sie konnte nicht verstehen, warum sie nicht aufgewacht war, als sich die Mädchen für den Abend zurechtmachten, oder warum Mog nicht nach oben gekommen war, um sie zu suchen, als Belle vom Saubermachen nicht zurückkam. Mog war eine richtige Glucke; normalerweise drehte sie schon durch, wenn Belle nur eine Stunde verschwunden war, und um sechs Uhr aßen sie immer zusammen, bevor Mog nach oben ging, um alles für den Abend vorzubereiten.
    Die Abende waren für Belle sehr langweilig, weil sie immer allein war. Sie wusch das Geschirr ab und las die Zeitung, wenn einer der Gentlemen am Vorabend eine liegen gelassen hatte. Wenn keine Zeitung da war, nähte oder strickte sie. Aber meistens lag sie schon um halb neun im Bett, weil sie es allein nicht mehr aushielt. Heute Abend allerdings fühlte sie sich nicht nur einsam, sondern völlig verängstigt. Sie hatte keine Angst um sich selbst, auch wenn sie sich vor Annie fürchtete, sondern um Millie. Sie sah sie im Geiste deutlich vor sich, diesen stummen Schrei, die Art, wie ihr Kopf nach hinten gesunken war und ihre Augen hervorquollen. Hatte der Mann sie umgebracht?
    Kein Laut kam von oben aus dem Salon, also war außer Jacob vielleicht niemand drin gewesen, als sie die Treppe hinuntergelaufen kam. Angesichts des Schneefalls wäre das nicht weiter verwunderlich, aber sie fragte sich, wo Mog und die Mädchen steckten. Außer Millie waren sieben weitere Mädchen im Haus, aber selbst wenn sie alle, ob mit oder ohne Herrenbesuch, auf ihren Zimmern waren, hätte doch bestimmt die eine oder andere hinausgeschaut, als Annie und Jacob die Treppe hinaufrannten.
    Aber noch größer als ihre Angst um Millie und die möglichen Konsequenzen des heutigen Vorfalls waren der Schock und der Ekel, den sie über das, was Nacht für Nacht über ihrem Kopf vorging, empfand. Wie hatte sie nur so dumm sein können, nicht zu wissen, was in dem Haus, in dem sie lebte, passierte?
    Wie sollte sie je wieder mit erhobenem Kopf auf die Straße gehen? Wie konnte sie sich mit Jimmy anfreunden, ohne sich zu fragen, ob er nicht dasselbe mit ihr machen wollte? Kein Wunder, dass Mog gesagt hatte, er solle sich bei Belle lieber nichts herausnehmen!
    Als Belle vom Hinterhof her einen lauten Schrei hörte, gefolgt von Klappern und Scheppern, als hätte jemand die Mülleimer umgeworfen, und dann noch mehr Geschrei von mehreren Leuten, lief sie in die Spülküche und zur Hintertür. Sie sperrte sie nicht auf und ging hinaus, weil sie wusste, dass sie schon genug Ärger hatte, aber sie spähte aus dem Fenster neben der Tür.
    Draußen war nichts zu sehen, nur der Schnee, der all die alten Schachteln und Kisten bedeckte. Es schneite immer noch stark und der Wind ließ die Flocken durch die Luft wirbeln.
    »Belle!«
    Belle fuhr herum, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte. Sie war in die Küche gekommen und stand, eine Hand in die Hüfte gestemmt, neben dem Tisch.
    »Tut mir leid, Ma, ich bin in Millies Zimmer eingeschlafen. Ich wollte nicht da oben bleiben.«
    Annie trug abends immer schlichtes Schwarz. Aber ihr langärmeliges Seidenkleid hatte rund um den tiefen Ausschnitt einen breiten Besatz aus kunstvoller Silberstickerei, ihr Haar war mit silbernen Kämmen hochgesteckt, und mit den Brillanthängern in ihren Ohren sah sie geradezu königlich aus.
    »Komm mit. Du musst mir ganz genau erzählen, was du gesehen hast«, sagte sie schnell.
    Belle fand es sehr seltsam, als

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