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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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angekommen war. Aber es fuhr nach Marseille, was ein ganzes Stück näher an England war als New York. Und so spät am Tag konnte sie sich sowieso nicht mehr leisten, wählerisch zu sein.
    »Warten Sie einen Moment hier, dann rede ich mit dem Skipper«, sagte Abel. »Laufen Sie nicht weg, ja?«
    Belle versicherte ihm, dass sie bestimmt nichts dergleichen tun würde, und beobachtete, wie der Junge mit dem Selbstbewusstseineines Erwachsenen über die Gangway lief. Zehn Minuten, in denen sie immer nervöser wurde, vergingen, bis Abel mit einem untersetzten, kräftigen Mann an Deck auftauchte, der eine Schirmmütze und eine dunkle Jacke mit goldener Kordelverschnürung trug. Er warf einen Blick in Belles Richtung, während Abel wild gestikulierend auf ihn einredete.
    Schließlich kam Abel die Gangway wieder herunter. »Er hat Angst, dass Sie Ärger machen«, sagte er zu Belle. »Er nimmt gar nicht gern Damen ohne Begleitung mit, weil sie immer seekrank werden und eine Sonderbehandlung erwarten. Aber wenn Sie ihn davon überzeugen, dass Sie nicht so eine sind, sondern sich vielleicht sogar beim Kochen oder sonst was ein bisschen nützlich machen können, überlegt er es sich vielleicht anders.«
    Belle wappnete sich innerlich, als sie an Bord ging, um mit Captain Rollins zu sprechen. Sie wusste, dass sie sehr vorsichtig sein musste. Wenn sie zu entgegenkommend war, würde er davon ausgehen, dass sie den ganzen Weg bis nach Frankreich zu seiner Verfügung stand, und wenn sie zu frostig war, würde er sie unter irgendeinem Vorwand als Fahrgast ablehnen.
    Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln und streckte ihre Hand aus. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Captain. Ich bin ja so dankbar, dass Sie mich als Passagier an Bord nehmen.«
    »Das steht noch nicht fest«, sagte er scharf. Seine Augen waren so dunkel, dass man die Pupillen nicht erkennen konnte, und obwohl er nicht sehr groß und eher stämmig war, war er mit seiner klaren, goldbraunen Haut und dem gut geschnittenen Gesicht recht attraktiv. »Ich muss ganz sicher sein, dass Sie nicht zu einer Belastung werden.«
    »Wenn es Ihnen lieber ist, bleibe ich die ganze Zeit in meiner Kabine«, sagte sie. »Ich kann auch beim Kochen helfen. Ich vertrage Seereisen sehr gut; auf der Fahrt nach Amerika waren alle Passagiere seekrank, nur ich nicht.«
    »Warum haben Sie keine Papiere?«, fragte er rundheraus.
    »Weil ich daheim in London entführt wurde«, antwortete sie.»Ich war Zeugin eines Mordes, und der Täter hat mich geschnappt, um zu verhindern, dass ich gegen ihn aussage.«
    »Ein bisschen übertrieben, Sie so weit wegzubringen.« Der Captain lächelte leicht.
    »Er hat viel Geld mit mir verdient«, gab sie kurz zurück. »Wie auch immer, ich will nach Hause. Sagen Sie mir bitte, wie viel mich die Überfahrt nach Frankreich kosten wird.«
    »Zweihundert Dollar«, antwortete er.
    Belle verdrehte die Augen. »Dann muss ich mir ein anderes Schiff suchen. Ich habe nicht annähernd so viel Geld.«
    »Wir werden uns sicher einig«, erklärte er.
    Belle versteifte sich. Sie wusste genau, was das bedeutete. »Nein, wir entscheiden hier und jetzt über den Fahrpreis«, sagte sie. »Siebzig Dollar?«
    Er schnaubte verächtlich und schaute an ihr vorbei.
    »Achtzig könnte ich gerade noch aufbringen, mehr aber nicht«, sagte sie bittend. »Bitte, Captain Rollins, nehmen Sie mich mit. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich mich irgendwie nützlich machen werde.«
    Jetzt sah er sie wieder an und schüttelte langsam den Kopf. Aber dann lächelte er plötzlich. »Na gut, Ma’am, ich nehme Sie für achtzig Dollar mit. Aber erwarten Sie von niemandem Beistand, wenn Sie krank werden.«
    Zwanzig Minuten, nachdem sie Abel ausbezahlt und Lebewohl gesagt hatte, befand sich Belle in ihrer Kabine. Sie war so klein, dass sie sich nur seitwärts durch den Spalt zwischen den Schlafkojen und der Wand mit dem Bullauge zwängen konnte. Belle konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, die Kabine mit einem zweiten Passagier zu teilen.
    Captain Rollins hatte ihr befohlen, in der Kabine zu bleiben, wenn sie ablegten; tatsächlich hatte sie den Eindruck, dass sie erst dann herauskommen sollte, wenn er es ihr erlaubte. Aber das störte sie nicht. Weil sie in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugetan hatte, war sie so müde, dass es ihr ganz recht gewesen wäre, rund um die Uhr zu schlafen.
    Der Captain hatte ihr mitgeteilt, dass sich außer ihr nur zwei weitere Passagiere an Bord befanden. Arnaud

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