Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
einem Teint wie aus Porzellan. Ihre Kleider waren teuer und wunderschön, und sie erinnerte Belle an eine Porzellanpuppe in einem Bilderbuch, das Mog ihr geschenkt hatte, als sie noch klein war. Die Puppe in der Geschichte hatte sich eingebildet, die Herrscherin der Kinderstube zu sein, weil sie so hübsch und der Liebling ihrer Besitzerin war, und war immer sehr hässlich zu den anderen Spielsachen gewesen, denen sie sich himmelhoch überlegen fühlte. Avril war genauso.
    »Warum sind Sie so nett zu mir?«, fragte sie mit schwacher Stimme. »Ich war so unfreundlich zu Ihnen.«
    Belle lächelte schief. Zu Beginn der Reise hatten beide Germaines sie nur betont ignoriert, aber nach dem Zwischenaufenthalt in Bermuda waren sie deutlich gehässig geworden und hatten Belle nicht nur von den Unterhaltungen in der Offiziersmesse ausgeschlossen, sondern noch dazu spitze Bemerkungen über sie gemacht. Anscheinend hatten sie irgendwie erfahren, dass Belle eine Hure war, und empfanden es als Affront, mit ihr an einem Tisch zu sitzen.
    Belle war stark versucht gewesen, Arnaud Germaine zu sagen, er solle zur Hölle fahren, als er sie bat, seiner kranken Frau behilflich zu sein, aber sie hatte es noch nie ertragen können, andere leiden zu sehen.
    »Auch Huren haben ein Herz«, sagte sie, während sie sich über die Koje beugte und ein frisches Laken auflegte. »Bei manchen von uns ist es sogar größer als bei normalen Menschen. Aber ich verstehe nicht, wie Sie und Ihr Mann mir gegenüber so hochnäsig sein konnten. Soweit ich weiß, haben Sie Ihr Geld damit verdient, Bordelle mit Spirituosen zu beliefern.«
    Diese Information war Captain Rollins einmal entschlüpft. Belle vermutete, dass das nicht zufällig geschehen war und dass er hoffte, sie würde dieses Wissen zu ihrem Vorteil einsetzen.
    Avril musste sich erneut übergeben. Belle hob das Haar der Frau an und kühlte ihren Nacken mit einem feuchten Lappen. Als Avril aufhörte sich zu erbrechen, wusch Belle ihr das Gesicht und ließ sie an einem Glas Wasser nippen.
    »Sie haben recht«, sagte Avril matt und ließ sich an die Wand sinken. »So haben wir unser Geld verdient. Aber ich habe es wohl vorgezogen, mir darüber keine Gedanken zu machen.«
    Belle sah keinen Grund, auf der Sache herumzureiten, schließlich ging es Avril sehr schlecht. Auch der Porzellanpuppe in ihrem Buch widerfuhr ein Unglück; sie fiel vom Regal und zerbrach ihr Gesicht, und danach wollte nie wieder jemand mit ihr spielen.
    »Immerhin haben Sie den Anstand, es zuzugeben«, meinte Belle. »Und jetzt waschen wir Sie und stecken Sie in ein frisches Nachthemd, dann fühlen Sie sich gleich wohler.«
    Eine Stunde später verließ Belle die Kabine der Germaines. Die schmutzige Bettwäsche und Avrils Nachthemd nahm sie mit, um die Sachen zu waschen. Sie freute sich, dass es Avril besser ging. Nachdem Belle sie gewaschen und in ihr frisch bezogenes Bett gesteckt hatte, war sie sofort eingeschlafen, und auch ihre Gesichtsfarbe hatte sich sichtlich verbessert.
    Belle spülte gerade im Waschraum die Wäsche, als Captain Rollins seinen Kopf zur Tür hereinsteckte. »Wie ist Ihre Mission der Nächstenliebe verlaufen?«, fragte er augenzwinkernd.
    »Zum Glück sehr kurz«, antwortete Belle und lachte leise. »Es geht Mrs. Germaine schon besser.«
    Sie legte die Kanten des Lakens zwischen die Rollen der Wäschemangel, drehte die Kurbel und sah zu, wie das Wasser herausgequetscht wurde.
    »Sie wären eine gute Krankenschwester«, stellte Captain Rollins fest. »Ich habe gerade Mr. Germaine getroffen, und er schien sehr gerührt über die Fürsorge, mit der Sie sich um seine Frau gekümmert haben.«
    Belle zuckte die Achseln. »Huren und Krankenschwestern haben einiges gemeinsam, sie befriedigen bloß unterschiedliche Bedürfnisse.«
    »Sie könnten den Kopf höher tragen, wenn Sie Krankenschwester wären«, meinte er.
    Belle blickte auf und stellte fest, dass Rollins sie nachdenklich betrachtete. »Noch höher könnte ich den Kopf tragen, wenn ich mein eigenes Haus, Pferd und Wagen und schöne Kleider hätte«, sagte sie herb. »Aber mit Krankenpflege wird man nicht reich.«
    »Sie wollen also weiter auf diese Art Ihr Geld verdienen, wenn Sie wieder in England sind?«
    Belle fand seine Frage seltsam. »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, sagte sie und warf den Kopf zurück. »Ich möchte einen Hutladen mit Werkstatt haben und darüber ein paar Räume, in denen ich wohnen kann. Aber ich habe kaum noch Geld, und es

Weitere Kostenlose Bücher