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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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einging, wenn sie sich mit wildfremden Männern traf, wurde ihr flau in der Magengrube. Sie hatte sich immer auf Pascals Urteilsvermögen verlassen, aber tatsächlich hätte jeder ihrer Kunden ein zweiter Mr. Kent sein können.
    Belle sagte sich, dass ihr heute Abend bestimmt nichts passieren würde; schließlich kannte sie Philippe Le Brun. Trotzdem beschloss sie, das Versprechen zu halten, das sie Gabrielle gegeben hatte, und Schluss zu machen. Schon morgen würde sie packen und Paris verlassen.
    Montmartre, oder »La Butte« , wie es oft genannt wurde, war Belles Lieblingsgegend in Paris. Sie mochte die sensationellen Ausblicke auf die Stadt, die gewundenen, schmalen Straßen und die vielen Cafés und Restaurants, die von freizügig denkenden Bohémiens frequentiert wurden. Man hatte ihr erzählt, dass das Viertelfrüher die Heimstätte von Dieben, Prostituierten und Anarchisten gewesen war und von ehrbaren Bürgern tunlichst gemieden wurde. Aber als aufgrund der günstigen Mieten Maler, Dichter, Schriftsteller und Musiker dort einzogen, kam es irgendwann in Mode, auf dem Montmartre gesehen zu werden. Infolgedessen schossen die Mieten in die Höhe, und viele der Künstler zogen zum Montparnasse und nach St. Germain auf dem linken Seineufer weiter. Nun, da die prächtige Kirche Sacré-Cœur beinahe vollendet war und neue Häuser die ehemaligen baufälligen Gemäuer ersetzten, konnte kein Zweifel mehr bestehen, dass das Viertel eine Renaissance erlebte. Belle hatte Philippe bei ihrem letzten Treffen erzählt, wie gut ihr der Montmartre gefiel, und da sich eines seiner Restaurants direkt unterhalb der Place Pigalle befand, nahm sie an, dass er sie dort treffen wollte.
    Die Droschke bog von dem hell erleuchteten und lärmenden Boulevard de Clichy ab und überquerte eine Straße, in der Belle einmal einen sehr schicken Hutsalon entdeckt hatte. Hier gab es viele ausgezeichnete Restaurants, und sie erwartete, dass der Kutscher anhalten würde. Aber stattdessen bog er rechts ab und fuhr eine schmalere, steile und wesentlich dunklere gepflasterte Straße hinauf, in der nur Wohnhäuser standen.
    Zu Belles Überraschung blieb er kurz vor dem Ende der Straße stehen.
    » Voilà, Madame «, sagte er, als er ihr den Wagenschlag aufhielt, und zeigte auf ein hohes, schmales Haus zur Rechten. Sie konnte nicht viel erkennen, weil die nächste Straßenlaterne ein Stück entfernt war.
    Die Droschke fuhr bereits weiter, als sie an der Haustür klingelte. Obwohl sie in der Nähe Akkordeonmusik hören konnte, war es sehr still. Wahrscheinlich hatte Philippe hier seine Wohnung, auch wenn er nie erwähnt hatte, dass er auf dem Montmartre lebte.
    Das Läuten der Glocke war kaum verklungen, als die Tür geöffnet wurde, aber nicht von Philippe oder seinem Hausmädchen, sondern von Edouard Pascal. Belle sank der Mut.
    »Monsieur Pascal!«, rief sie. »Was für eine Überraschung!« Da sie annahm, dass er lediglich Philippe besuchte, und sich nicht anmerken lassen wollte, wie bestürzt sie war, lächelte sie und ließ sich von ihm auf beide Wangen küssen.
    »Wie schön du heute Abend aussiehst«, sagte er, sowie sie in die Diele getreten war, und schloss die Tür. »Warte, ich nehme dir deinen Umhang ab.«
    Sie dankte ihm höflich und ließ sich ihr kurzes Silberfuchscape von den Schultern nehmen. Dieses Kleidungsstück war die einzige extravagante Anschaffung, die sie sich geleistet hatte. Wie alle ihre Sachen stammte es von Chantal, aber es hatte über zweihundert Francs gekostet, und sie hatte tagelang überlegt, ob sie so viel Geld ausgeben sollte. Aber das Cape war einfach wunderschön, und sie fühlte sich wie eine Prinzessin, wenn sie es trug. »Wo ist Philippe?«, fragte sie.
    »Er ist in einer dringenden Angelegenheit unterwegs und hat mich gebeten, bei dir zu bleiben, bis er zurückkommt«, antwortete Pascal. »Komm, setz dich ans Feuer. Es dauert nicht lang.«
    Die meisten Wohnungen und Häuser, die Belle in Paris kennengelernt hatte, waren sehr prunkvoll eingerichtet gewesen, aber sie hatte oft den Eindruck gehabt, dass es ihnen an einer persönlichen Note fehlte. Im Gegensatz dazu wirkte der Salon, in den Edouard sie führte, mit den schweren Sofas, dem prasselnden Kaminfeuer, den Wänden voller Bücherregalen, dem geschmackvollen Nippes auf niedrigen Tischchen und dem dicken chinesischen Teppich sehr behaglich. Aber irgendwie schien die Einrichtung nicht Philippes unbekümmertem Wesen zu entsprechen.
    »Das ist Philippes

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