Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
etwas Angenehmes zu denken oder etwas anderes als Ekel zu verspüren. Er war genauso brutal und gefühllos wie ihre Vergewaltiger und abstoßender als der schlimmste Betrunkene. Er zwang gewaltsam seine Zunge in ihren Mund und sonderte dabei so viel Speichel ab, dass sie würgen musste. Er befingerte ihren Intimbereich so grob, dass sie vor Schmerzen schrie, und sie wusste, dass die Worte, die er auf Französisch hervorstieß, schmutzig und obszön waren. Sie war froh, dass sie nichts davon verstehen konnte. Sein Glied war lang und dünn und steinhart. Sie versuchte jeden Trick, den sie kannte, um ihn schneller zur Ejakulation zu bringen, aber nichts funktionierte. Die Qualen gingen immer weiter, und sie fühlte sich in jeder Hinsicht geschunden, denn er biss so fest in ihren Nacken und ihre Brüste, dass Blut floss, und kniff und kratzte ihre Oberschenkel und Pobacken, als würde er den weiblichen Körper hassen.
Aber endlich, als sie schon glaubte, es würde nie aufhören, brach er mit einem erstickten Laut auf ihr zusammen. Ein paar Sekunden blieb er schwer atmend auf ihr liegen, dann stand er abrupt auf und brachte seine Kleidung in Ordnung.
»Ich zeige dir das Badezimmer«, sagte er kurz.
Belle hatte die Erfahrung gemacht, dass fast alle Männer nach dem Geschlechtsverkehr milder gestimmt waren. Nicht so Pascal. Sein Gesichtsausdruck war noch härter und kälter als vorher. Seinsonst so gepflegtes, pomadisiertes Haar war unordentlich und zerrauft, aber das war der einzige Hinweis auf das, was vorgefallen war.
Er packte sie am Handgelenk und zerrte sie die Treppe hinauf bis ins oberste Stockwerk. »Da rein«, befahl er, öffnete eine Tür und stieß sie hinein.
Es war nicht, wie sie erwartet hatte, ein Badezimmer, sondern eine kleine Dachkammer. Sie drehte sich zu ihm um, um ihn auf seinen Irrtum aufmerksam zu machen, aber er war schon wieder draußen und sperrte die Tür zu.
»Pascal!«, schrie sie. »Lassen Sie mich raus! Ich brauche das Badezimmer!«
»Da drinnen hast du einen Nachttopf und Wasser zum Waschen«, rief er. »Du bleibst hier!«
Sie schrie und tobte und hämmerte mit den Fäusten an die Tür, aber sie hörte, wie er die Treppe hinunterging. Er rief ihr zu, dass Schreien keinen Sinn hätte, weil niemand sie hören könnte.
Ein paar Minuten stand sie wie gelähmt da. Der Raum, in dem sie sich befand, schien die Dienstmädchenkammer zu sein. Die Einrichtung bestand aus einem schmalen eisernen Bettgestell mit einer verblassten geblümten Decke, einem Waschtisch mit Krug und Schüssel, einer Kommode und einem Flickenteppich auf den rohen Holzdielen. Vor dem kleinen Fenster hing ein Rollo, und als sie es nach oben zog, stellte sie fest, dass das Fenster mit Brettern vernagelt war.
Plötzlich ging das elektrische Licht aus, und sie schrie auf. Pascal musste irgendwo unten im Haus den Strom abgestellt haben. Belle verstummte und spitzte die Ohren. Sie hörte seine Schritte auf dem gekachelten Boden der Diele, dann das Zuschlagen der Haustür.
Wimmernd lehnte sie sich gegen die Tür. Er ließ sie eingesperrt hier zurück!
KAPITEL 29
Gabrielle warf erneut einen Blick auf die Uhr. Es war mittlerweile zwei Uhr nachmittags, und Belle war immer noch nicht zurückgekommen. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass der Mann, den das junge Mädchen traf, vielleicht besonders nett war und auch noch den heutigen Tag mit Belle verbringen wollte.
Aber keine normale Frau würde tagsüber in Abendkleid und Fuchscape ausgehen! Gabrielles Instinkt sagte ihr, dass Belle in Schwierigkeiten steckte.
Natürlich war sie hier auch in Abendkleidung eingetroffen, aber sie hatte darüber einen warmen Mantel angehabt. An jenem Tag hatte sie nicht erwähnt, woher sie kam, aber da das Mirabeau so nahe am Bahnhof lag, konnte man davon ausgehen, dass sie einem Mann weggelaufen war und den Zug nach Paris genommen hatte.
Gabrielle hatte normalerweise kein Interesse an ihren Gästen. Solange sie ruhig, sauber und höflich waren und ihre Rechnung bezahlten, war sie zufrieden. Wie jede andere Hotelbesitzerin hatte auch sie in den fünf Jahren, die sie hier war, genug Erfahrungen mit schwierigen und unangenehmen Gästen gemacht. Sie hatte die Polizei im Haus gehabt, weil jemand verhaftet werden sollte, eine Frau hatte in ihrem Zimmer Selbstmord begangen, erzürnte Ehemänner hatten nach ihren Frauen gesucht, und einmal war sogar eine Frau hier gewesen, die in Wirklichkeit ein Mann war. Außerdem hatten Dutzende
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