Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
Zuhause?«, fragte sie. »Er hat mir nie erzählt, dass er ein Haus auf dem Montmartre hat.«
Auch wenn sie sich gut vorstellen konnte, wie sich Philippe auf einem der Sofas räkelte, überraschte es sie, dass er als Farbe ein zartes Hellblau gewählt hatte, und auch all der Zierat schien nicht zu ihm zu passen.
»Du verstehst sicher, dass ein Herr in seiner Stellung eine Dameerst dann in sein Haus bittet, wenn er sie ein wenig besser kennt«, erwiderte Pascal glattzüngig. »Komm, setz dich ans Feuer, dann hole ich dir etwas zu trinken.«
Er schenkte für sie beide Cognac ein und nahm ihr gegenüber Platz. Belle, die seit dem Frühstück nichts gegessen hatte, spürte, wie ihr der Alkohol sofort zu Kopf stieg. Sie hatte sich auf das Abendessen mit Philippe gefreut und hoffte inständig, dass Pascal sofort verschwinden würde, wenn der Hausherr zurückkam.
Ihr war schon bei ihren früheren Begegnungen aufgefallen, dass Pascal keine Konversation machte. Entweder er stellte Fragen oder gab Anweisungen. Jetzt war es genauso. Er löcherte sie mit Fragen über ihre Unterkunft, ob sie Freunde in Paris hatte und warum sie England verlassen hatte.
Seit Belle in Paris war, vermied sie es, etwas über ihre Vergangenheit preiszugeben, und auch jetzt blieb sie dabei. Aber weil sie irgendetwas auf Pascals Fragen antworten musste, behauptete sie, dass sie mit einem Liebhaber nach Paris gekommen sei, er sie aber wegen einer anderen verlassen habe. Sie fügte hinzu, dass sie nicht gern darüber sprach und das alles hinter sich lassen wollte.
»Und der Schritt von der Geliebten zur Hure ist dir nicht weiter schwergefallen?«
Belle zuckte die Achseln. Sie hatte den Verdacht, dass er etwas über sie herausgefunden hatte und jetzt versuchte, sie bei einer Lüge zu ertappen oder zu einem Geständnis zu bewegen. »Es ist erstaunlich, was man alles kann, wenn es keine andere Möglichkeit gibt«, sagte sie.
Pascals Augen wurden schmal. »Du weichst mir aus«, stellte er fest. »Warum?«
»Ich rede einfach nicht gern über mich«, sagte sie. »Das sollten Sie verstehen, Sie sind doch genauso.«
Eine halbe Stunde war seit ihrer Ankunft vergangen, und sie machte sich allmählich Sorgen, ob Philippe überhaupt noch auftauchen würde.
»Du hast mich nur an meinem Arbeitsplatz erlebt, und natürlichspreche ich dort nicht über mich selbst«, erwiderte er. »Aber jetzt ist es etwas anderes. Wir reden und trinken miteinander wie Freunde.«
»Sind Sie verheiratet?«, fragte sie. »Haben Sie Kinder?«
Er zögerte und sagte schließlich, nein, er sei nicht verheiratet. Belle war sich ziemlich sicher, dass das eine Lüge war. Sie hatte einmal zufällig gehört, wie er im Ritz einem Ehepaar, für das er Theaterkarten besorgt hatte, erzählte, wie gut seiner Frau das Stück gefallen habe. Weil er so schmierig war, hatte er das vielleicht nur erfunden, um sich anzubiedern, aber nach Belles Erfahrung erwähnten Männer, die alleinstehend waren, im Allgemeinen keine Ehefrau.
»Ich denke, ich gehe jetzt lieber nach Hause. Es geht mir nicht besonders gut«, sagte Belle, nachdem sie über den Eiffelturm und Bootsfahrten auf der Seine geplaudert hatten. Sie stand auf und legte eine Hand an ihre Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen.
»Du kannst nicht gehen!« Pascal sprang auf.
»Philippe versteht das bestimmt«, erwiderte sie und wandte sich zur Tür.
Pascal war sofort bei ihr und packte sie an der Schulter. »Du gehst nirgendwo hin!«
»Also wirklich«, sagte Belle streng. »Es steht Ihnen nicht zu, mir Vorschriften zu machen. Schließlich bin ich für den heutigen Abend noch nicht bezahlt worden.«
»Ich werde dir Geld geben.«
Die Art, wie er diese Worte hervorstieß, sagte Belle, dass Philippe heute nicht kommen würde, dass dieses Haus wahrscheinlich nicht einmal ihm gehörte und dass Pascal ihr eine Falle gestellt hatte. Es lief ihr kalt über den Rücken.
»Nein. Wir haben eine Geschäftsbeziehung, mehr nicht«, sagte sie hastig. »Lassen Sie mich bitte gehen, ich fühle mich wirklich nicht wohl.«
Seine Finger bohrten sich in die dünne Seide ihres Kleids. »Als du gekommen bist, warst du noch ganz munter. Wenn du es mit jedem Mann treibst, den ich dir zuführe, warum nicht auch mit mir?«
Seine Augen waren nicht mehr ausdruckslos, sondern sprühten vor Zorn, und Belle bekam Angst.
»Weil ich Sie mag und als Freund respektiere«, antwortete sie.
Er schlug sie erst auf die eine, dann auf die andere Wange. »Lüg mich nicht an! Ich
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